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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Katharina wie ein schon etwas angewelktes Stadtfräulein.
    «Los, halt keine Maulaffen feil!», trieb Grit sie zur Eile an. «Schneid das Brot klein, und dann ab mit euch Mädels zu den Gästen.»
    Antonia schnappte sich das Brotmesser vom Küchenbord. «Was gibt es zu essen?», fragte sie Katharina, die Fleischscheiben auf eine Platte verteilte.
    «Vorweg Käse-Eier-Suppe mit Speckwürfeln, danach geschmorte Ochsenzunge in Zwiebeltunke, Spanferkel auf Rübengemüse, zum Abschluss gedünstete Forelle auf Kastanienmus.»
    «Und zur Nachspeise?» Sie nahm sich ein Stück Spanferkelkruste.
    Katharina schlug ihr auf die Finger. «Mandeltörtchen.»
    Kein Ave-Maria später marschierten sie in den Saal, Magdalena mit dem Brotkorb, Katharina und Antonia mit den Suppenschüsseln. Grit brachte zwei weitere Krüge Rotwein, um sich sogleich wieder in die Küche zurückzuziehen, während die Schwestern sich vom Vater ihre Plätze zuweisen ließen: Magdalena neben Fräulein von Fleckenstein und damit genau gegenüber ihrem Zukünftigen, Antonia und Katharina am anderen Ende des Tisches.
    Grits Kochkünste an Feiertagen waren einzigartig, und Antonia musste an sich halten, nicht allzu gierig zu schlingen, zumal die Mahlzeiten an gewöhnlichen Tagen eher einfach und eintönig waren. Nachdem ihr Heißhunger halbwegs gestillt war, zwang sie sich dazu, nicht mehr an Phillip zu denken, sondern dem Tischgespräch zu folgen und Magdalena mitsamt ihrem Gegenüber zu beobachten.
    Ihre Schwester war nicht nur betörend schön an diesem Tag, sondern benahm sich auch wahrhaft mustergültig. Beim Essen hielt sie sich zurück, am Gespräch nahm sie nur teil, wenn sie gefragt wurde, um dann höflich und mit leiser, bedachter Stimme Auskunft zu geben, ihre Gebärden waren anmutig und sanft. Die Frau des Landschreibers Birkelnuss, rein äußerlich ein Abbild ihres ausgemergelten Sohnes, in der Art aber bestimmend und reichlich dünkelhaft, schien hellauf entzückt von Magdalenas Wesen.
    «Was meint Ihr, guter Mann», fragte sie ihren Gatten, «sollten wir nicht das Fräulein Magdalena recht bald zu uns nach Oberkirch einladen?»
    «Da hast du ganz recht, meine Liebe. Die beiden jungen Leute mögen sich nur gut kennenlernen vor diesem wichtigen Schritt der Eheschließung.»
    Birkelnuss gehörte offensichtlich zu den vornehmen Bürgern, die sich, wie es mancherorts Mode war, von ihren Ehegattinnen mit «Ihr» ansprechen ließen, während sie selbst beim vertrauten Du blieben. Ansonsten wirkte er gutmütig und ein wenig schwerfällig.
    Nach dem Essen durften die Hunde und Katzen wieder ins Haus und machten sich sogleich über Knöchelchen und Fleischreste her, die hie und da vom Tisch gefallen waren. Unterdessen setzte sich die ganze Gesellschaft vor die beiden Fensternischen, durch die freundlich die Sonne schien, die Alten auf die gepolsterten Lehnstühle, die Jungen auf die Steinbänke. Sie nippten an dem guten Weißwein, den Grit auftrug, plauderten über dies und jenes, bis der Fiedler zum Tanz aufspielte. Das brachte den ersten Missklang in diesen Nachmittag, zumindest in den Augen ihres Vaters.
    Sie begannen nämlich zu tanzen, im wohlgeordneten Reigen zunächst, um sich schon bald, wie auf dem Lande üblich, zu Paaren zusammenzufinden. Bernward schnappte sich Antonia, Katharina die Köchin, während ihr Vater nach den Händen des Kammerfräuleins griff. Da erhob sich auch Reinbolt Birkelnuss und verneigte sich linkisch vor Magdalena. Freundlich, aber bestimmt schüttelte sie den Kopf und zog sich in die Ecke hinter ihr Spinnrad zurück – wie immer, wenn getanzt oder in lustiger Runde gespielt oder gezecht wurde.
    Die Miene des Vaters verdüsterte sich. «Sie hat es nicht so mit dem Tanzen», hörte Antonia ihn zu Birkelnuss sagen, der sich wie ein tapsiger Bär am Arm seiner Frau im Kreis drehte.
    «Was nicht unbedingt von Nachteil ist», erwiderte die Frau an dessen Stelle. «Der Fleiß steht einem Weib um einiges besser denn der Hang nach Vergnügen.»
    Auch für den Rest des Nachmittags blieb Magdalena hinter ihrem Spinnrad sitzen. Erst als der Knecht mit der Nachricht erschien, die Pferde seien eingespannt, erhob sie sich von ihrem Schemel und verabschiedete sich mit einem Lächeln.
    «Es hat mich sehr gefreut», sagte sie zu Birkelnuss, «dass ich Euch und Eure Familie kennenlernen durfte.»
    Bei diesem Satz hellte sich das Gesicht des Vaters merklich auf. Zusammen mit Magdalena begleitete er die Gäste hinaus, während Bernward sein

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