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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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und dich nicht unglücklich. Und wenn dir dieser Reinbolt zuwider ist, dann wird er einen anderen Bräutigam für dich finden, da bin ich mir ganz sicher.»
    «Es liegt nicht an Reinbolt. Der Ehestand selbst ist unrein und unheilig.»
    Allmählich stieg Wut in Antonia auf. «Willst du sagen, dass unsere Eltern einen schändlichen Weg gegangen sind mit ihrer Ehe?»
    «Die Ehe unserer Eltern
war
schändlich.»
    Antonia blieb der Mund offen stehen. «Bist du von Sinnen? Unser Vater hat unsre Mutter über alles geliebt. Er ist doch schier verzweifelt über Mutters Tod und hat nach ihr nie eine andre gewollt.»
    Magdalena sah ihre Schwester nachdenklich an. «Ich weiß nur, dass Mutter in der Kirche immer geweint hat. Vor allem nach der Beichte.»
    «Daran erinnerst du dich?»
    «Ja. Und auch dass ich mich so schrecklich hilflos gefühlt habe, dass ich sie nicht trösten konnte.»
    Antonia schüttelte heftig den Kopf. «Dazu warst du doch viel zu klein.»
    «Du weißt so vieles nicht, Antonia.» Zärtlich drückte Magdalena ihr einen Kuss auf die Stirn. «Ich glaube,
dich
werde ich im Kloster am meisten vermissen.»

5 Unterthann, Sankt Johanni 1520
    D rei Tage vor Johanni war das Heu eingebracht, trocken und verschont von Gewitterregen. Das sollte, wie jedes Jahr, gefeiert werden, am großen Feuer, mit Wein und gebratenen Würsten für alle.
    Während die Männer an der unteren Wiese, gleich bei der Brücke zum Dorf, die Holzscheite aufrichteten, beluden Antonia und die anderen Frauen eine Pferdekarre mit Essensvorräten. Den Fasswagen mit dem Wein würde, wie es Brauch war, Markwart von Holderstein persönlich vorfahren und damit das Johannifest eröffnen.
    Für Antonia stand dieses Fest für den Sommer von seiner schönsten Seite, mit hellen, warmen Abenden, die noch verschont waren von den oft heftigen Unwettern des Hochsommers. Da sämtliche Dorfbewohner und ritterschaftlichen Bauern aus der Umgebung eingeladen waren, würde sie, wie immer bei solchen Anlässen, auf manch bekannte Gesichter treffen.
    Heute indessen war ihr kein bisschen nach Geselligkeit, und das lag an Phillip. Sie hatte ihn nur selten gesehen in der letzten Zeit, da er für die Mahd unten im Rheintal eingeteilt gewesen war, während sie selbst ihrem Vater und den Dörflern geholfen hatte. Die wenigen Male, die sie sich begegnet waren, hatte Phillip sich wortkarg gezeigt, und sie fragte sich, ob er ihr mit Absicht aus dem Weg ging.
    Inzwischen hatte sie sich fest eingeredet, dass er sich freute auf die Zeit am Grafenhof. Sie sah ihn vor sich, wie er der feinen Lebensart frönte, mit seinem Herrn auf Wildschwein- und Falkenjagd ging oder bei Ausfahrten ins Grüne einem ganzen Reigen schöner Jungfern den Hof machte. Wahrscheinlich musste kein Jahr ins Land gehen, und er würde sie vergessen haben.
    «Das ist der letzte.» Das Küchenmädchen drückte ihr einen Brotkorb in den Arm. «Ihr könnt dann los.»
    Antonia schleppte den Korb zur Karre, wo Magdalena sie erwartete. Sie trug ihr schlichtes graues Arbeitsgewand.
    «Wollen wir zusammen hinuntergehen?», fragte sie.
    Erstaunt sah Antonia sie an. «Du willst mit uns feiern?»
    «Warum nicht? So viele Gelegenheiten werden sich nicht mehr finden.»
    «Was meinst du damit?»
    Magdalenas blaue Augen begannen zu strahlen. «Der Herr hat mich erhört und unseren Vater zur Einsicht gebracht.»
    «Du gehst ins Kloster?»
    «Ja. Markwart von Holderstein hat sich für mich eingesetzt. Er will heute Abend mit mir über meine Zukunft sprechen.»
    Einigermaßen überrascht zupfte Antonia an Magdalenas Leinenschürze herum.
    «Dann rasch, zieh dir was Hübsches an.»
    «Nein, das braucht es nicht. Je eher ich mich von Schmuck und eitlem Tand verabschiede, desto besser.»
     
    Mit lautem Prasseln und Funkenflug stieg das Feuer turmhoch in den fahlen Abendhimmel, unter den Beifallsrufen aus gut zweihundert Kehlen. Von Phillip war weit und breit nichts zu sehen gewesen, als Antonia zusammen mit Magdalena ihre Semmelbrote verteilt hatte. Jetzt warf sie den leeren Korb auf die Ladefläche der Karre.
    «Holen wir uns einen Stecken?», fragte ihre Schwester sie.
    «Wenn du willst.»
    Es würde noch eine Weile dauern, bis das Feuer heruntergebrannt war und sie sich ihre Wurst braten konnten. Aber Antonia hatte ohnehin keinen Hunger.
    Unterwegs zum Bach, wo die Bauernjungen Weidenstöcke in Mengen zurechtschnitzten, begegnete ihnen Ritter Markwart. Die glänzenden Augen und die roten Wangen verrieten, dass er schon mit

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