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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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einigen seiner Leute dem Zutrinken gefrönt hatte. Als kleines Kind war Antonia angst und bange gewesen vor diesem breitschultrigen Riesen von Mann, dessen Gesicht fast gänzlich bedeckt war von einem rabenschwarzen Vollbart und von dunklen, buschigen Brauen. Vor allem aber seiner tiefen Bassstimme wegen hatte sie sich vor ihm gefürchtet.
    «Wie steht’s, ihr edlen Jungfern?», begann die jetzt zu dröhnen. «Wollt ihr mir auf einen Becher Gesellschaft leisten?»
    «Sehr gern, Herr», antwortete Magdalena als die Ältere.
    Markwart von Holderstein nahm sie wie Hofdamen beim Ellbogen und geleitete sie zum Fasswagen. Dort ließ er sich drei Becher füllen.
    «Auf die Gesundheit!» Er hob seinen Becher und trank.
    Die Mädchen taten es ihm nach. «Auf die Gesundheit.»
    Antonia wischte sich den Mund sauber und ergriff die Gelegenheit. «Will Phillip nicht auf das Fest kommen?»
    Zu ihrem Ärger hatte ihre Stimme ein klein wenig gezittert, aber das konnte auch daran liegen, dass es sich nicht ziemte, den Ritter ungefragt anzusprechen.
    «Er muss noch seine Siebensachen packen, für die große Reise morgen. Aber er wird gewiss noch vorbeischauen.» Der Ritter sah sie einen Moment lang durchdringend an. «Ich weiß wohl, dass ihr beide ein Herz und eine Seele seid von Kindesbeinen an – aber du wirst doch nicht etwa …»
    Er brach ab und ließ sich von seinem Knecht nachschenken, während er sich an Magdalena wandte.
    «Lass uns jetzt ein wenig über
dich
reden, mein Kind. Da werden sich ja für dich ganz neue Welten auftun.»
    Magdalena errötete.
    «Ich möchte Euch von ganzem Herzen danken, Herr.»
    «Wofür, mein Kind?»
    «Ohne Euer Zutun würde mich unser Vater niemals ins Kloster gehen lassen.»
    Markwart von Holderstein wiegte den Kopf hin und her. «Ein bisschen kann ich ihn verstehen. Heutigentags hat das Klosterleben nicht mehr den besten Ruf. Man hört so einiges von faulen, verlotterten Mönchen, die dem Herrgott den Tag stehlen und sich in eitler Putzsucht, Völlerei und Wollust ergeben. Und bei so manchen Nonnen soll’s nicht viel besser stehen.»
    Die Farbe auf Magdalenas Wangen war bei diesen Worten wieder verschwunden. Der Ritter strich ihr über die Stirn.
    «Glaub mir, Magdalena, dein Vater ist ein braver Mann, der für seine Kinder nur das Beste will. Mit deinem Wunsch, ins Kloster zu gehen, kann er wenig anfangen – er will seine Töchter doch nicht verlieren!»
    «Die Klöster», ertönte plötzlich Phillips Stimme aus dem Halbdunkel, «sind des Teufels Schlammpfützen und Hurenhäuser, sagt Doctor Luther.» Er trat neben seinen Vater in den Feuerschein und nahm sich einen randvollen Becher Wein von der Theke.
    «Halt doch den Mund mit deinem Wittenberger.» Markwart von Holderstein wurde ärgerlich. «Du machst dem Mädchen ja Angst!»
    Phillip zuckte die Schultern. «Wenn’s doch so ist.»
    «Narrengewäsch! Eben gerade will ich Magdalena erklären, dass es durchaus gottesfürchtige Brüder und Schwestern gibt, die nach Erneuerung des Klosterlebens trachten. Die sich in ihrem Haus mühen, zu den alten Regeln zurückzufinden.»
    Antonia sah, wie Phillip abschätzig die Mundwinkel verzog, und erkannte, dass er zu viel getrunken hatte.
    «Und genau ein solches Kloster», fuhr Holderstein fort, «hab ich für Magdalena ausfindig gemacht. Was euren Vater aber zuletzt überzeugt hat: Er kennt die dortige Novizenmeisterin.»
    Wieder verzog Phillip das Gesicht. Dann trank er seinen Becher in einem Zug leer.
    «Und eben diese Novizenmeisterin wird dich unter ihre Fittiche nehmen. Ich habe einen Boten ins Kloster geschickt und uns für nächste Woche angekündigt, deinen Vater, dich und mich.»
    «Nächste Woche schon?», entfuhr es Antonia. Dann fügte sie hinzu: «Verzeiht.»
    «Zunächst einmal werden wir dich», fuhr der alte Ritter fort, ohne Antonias Einwurf zu beachten, «dort vorstellen. Da du mit deinen fünfzehn Jahren bereits mündig bist, wird man dich fragen, ob du aus freiem Willen eintreten und bleiben willst. Wenn du mit Ja antwortest, müssen wir uns mit dem Kloster über die Zahlungen einigen, die für dich zu leisten sind, und hernach wird man über deine Aufnahme beraten. Du wirst uns also schon bald verlassen, sofern es dir ernst ist. Überleg es dir nur recht gut.»
    «Verzeiht, Herr, aber muss mein Vater tatsächlich für mich bezahlen? Wie bei einer Mitgift?»
    «Was hast du gedacht? Nicht mal der Tod ist umsonst.» Er grinste jungenhaft. «Aber keine Sorge – der Eintritt

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