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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ihren Bogen wieder über die Schulter und stieß den Pfeil, den sie bereits auf der Sehne liegen hatte, in den Köcher zurück. »Zu spät«, murmelte sie. »Wir können höchstens den Verwundeten helfen – falls die Mangoreiter nicht alle niedergemacht haben.«
    Aufsteigender Nebel begann, das Schlachtfeld in eine schaurige Kulisse zu verwandeln. Zwischen friedlich grasenden Rössern lagen getötete Krieger. Die meisten von ihnen trugen bis auf die Oberschenkel reichende Kettenhemden, einige sogar vollständige Rüstungen mit Helmen.
    »Woher mögen sie gekommen sein?« fragte Ilfa zögernd.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Mythor. »Die Wappen sind mir fremd.«
    Roar stieß ihn unvermittelt an und deutete in Richtung auf die Felsen. Als Mythor sein Schwert hob, nickte er eifrig.
    »Du meinst, dort ist jemand?«
    Wieder Zustimmung.
    Ilfa huschte bereits davon. Sie würde einen weiten Bogen schlagen und von der entgegengesetzten Seite her angreifen.
    Roar knurrte auffordernd und wog seinen Kampfhammer in Händen. Die hereinbrechende Dämmerung ließ die Sichtverhältnisse schlechter werden. Trotzdem konnte jetzt auch Mythor die flüchtige Bewegung wahrnehmen. Jemand kletterte über die untersten Felsen.
    Gemeinsam schnellten er und Roar vor. Der Schatten wirbelte herum, schleuderte ihnen einen kopfgroßen Stein entgegen, dem Mythor nur durch eine blitzschnelle Drehung entging, und floh einen kaum erkennbaren Steig hinauf. Auch Ilfa kam zu spät, um ihn aufzuhalten. Aber mit katzenhafter Geschmeidigkeit versuchte sie, ihm den Weg abzuschneiden.
    »Mythor«, erklang es aus unmittelbarer Nähe. »Wenn du es wirklich bist, wieso jagst du einen Freund?«
    »Fryll?«
    »Wer sonst. Oder hältst du mich für einen Geist?«
    »He, das ist ja Barborur!« erklang es überrascht aus der Höhe. Ilfa und Roar hatten gemeinsam den Schatten gestellt, nun ließen sie die zum Schlag erhobenen Waffen sinken.
    »Wir waren gerade dabei, nach den Gefallenen zu sehen«, sagte der Schrat. »Die Lichtkämpfer standen von Anfang an auf verlorenem Posten.«
    Sie stießen auf einen Ritter, dessen Kettenhemd von einem Axthieb zerfetzt worden war. Er mußte sehr viel Blut verloren haben.
    Beim Anblick der klaffenden Wunde zuckte Ilfa unwillkürlich zusammen. »Er wäre besser dran, wenn die Götter ihn sterben ließen«, stieß sie hervor.
    Mythor kniete neben dem Ritter nieder und begann vorsichtig, dessen Helm zu öffnen und abzunehmen. Das Stöhnen ging in ein kurzatmiges Röcheln über. Ein edles Gesicht kam zum Vorschein. Der Mann war vom Tode gezeichnet, aber seine Augen zeugten von ungebrochener Willenskraft.
    »Was ist geschehen?« fragte Mythor. Der Blick des Ritters hing förmlich an seinen Lippen, als lese er ihm jedes Wort vom Mund ab.
    »Mangoreiter«, erklang es stockend und leise. »Sie haben uns in einen Hinterhalt… gelockt.«
    »Wer seid ihr, und woher kommt ihr?« wollte Mythor weiter wissen.
    Das Sprechen fiel dem Verwundeten schwer. Immer wieder mußte er Pausen machen, in denen er keuchend nach Luft rang. Aber es drängte ihn offensichtlich, sich anderen mitzuteilen, sonst hätte er nie die Kraft dazu aufgebracht.
    »Ich bin… Oggrym te Nauk, ein Getreuer des Aegyr Gesed te Ruuta… mit dem ich zu ALLU…MEDDON gegen die Dunkelheere Xatans ins Feld zog. Wir… wollten uns dem Heerführer Coerl O’Marn, dem Oberbefehlshaber der… Lichtkräfte, anschließen, wurden jedoch vorher zerschlagen… Seit damals irre ich mit meinem verlorenen Haufen auf der Suche nach unserer wirklichen Bestimmung… durch die Lande, unfähig, dem Chaos zu entfliehen. Jetzt hat uns das Schicksal ereilt.« Ein Zittern durchlief den geschwächten Körper. Der Ritter versuchte, den Kopf zu heben, doch gelang ihm das erst, als Mythor die Hände unter seinen Nacken schob. »Ich weiß… daß ich sterben muß. Ich fühle den eisigen Hauch des Todes…«
    »Das ist die Schwäche. Du wirst sehen, mein Freund kennt viele Heilkräuter…«
    »Warum diese barmherzige Lüge?« Oggrym te Nauk wollte abwehrend die Rechte heben, es gelang ihm nicht. »Selbst der Schrat kann mir nicht mehr helfen… Ich – weiß es, aber ich empfinde keine Schmerzen. Mir ist nur kalt.« Von trockenem Husten geschüttelt, hielt er inne. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Seine Augen wirkten wie blutunterlaufene schwarze Flecken inmitten einer weiß gekalkten Wand. »Wer immer du bist, Fremder, bitte nimm dich meiner Totenmaske an… Ich will nicht zu ewiger Verdammnis

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