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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schwitzend und schnaufend heran. Dabei schwang er seinen Zauberstock gegen imaginäre Gegner. »Die Mangoreiter…«, ächzte er.
    »… sind hinter uns her?« fragte Tildi erschrocken.
    »Wenn es bloß das wäre.« Der Schrat winkte heftig ab. »Sie werden aufbrechen, um die Himmelsfestung der Aegyr einzunehmen. Ich traf auf Pixies, die von den Kriegern aus dem Zeitelmoos vertrieben wurden. Sie fliehen, und andere werden ihnen bald folgen.«
    »Bist du sicher?« fauchte Barborur aufgebracht.
    »Ganz sicher«, bestätigte Fryll. »Die Reiter wollen das Horn der Vailita mit sämtlichen Schrecken über das Land ausleeren, um jede Spur des Lichts zu tilgen.«
    Barborur blickte erst Mythor, dann Ilfa und Roar fragend an. »Ihr müßt mir beistehen, die Festung zu verteidigen.«
    »Ausgeschlossen«, platzte die Krause heraus. »Was der Herr des Chaos sich vorgenommen hat, das führt er auch aus, und eine Handvoll noch so mutiger Kämpfer allein kann ihn nicht daran hindern. Hinterwald ist verloren, wenn das Horn der Vailita geöffnet wird.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Mythor.
    »Natürlich.« Das Wurzelweib raufte sich die Haare. »Du bist ja ein Fremder.«
    »Laß Barborur erklären«, forderte Fryll. »Er kann das vermutlich besser und weniger ausschweifend.«
    Der Taetz nickte zustimmend. »Vailitas Leben ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Doch wisse, daß die schöne Aegyr von ihrer Himmelsburg aus nicht nur die höchsten Höhen und die geheimnisvollen Lichter des nächtlichen Himmels erforscht, sondern in den endlosen Stunden ihrer Einsamkeit, in denen nur Taetze bei ihr waren, auch ein gewaltiges, magisches Horn angefertigt hat. Dieses besaß die Fähigkeit, alles Böse in weitem Umkreis, bis hin zu den Grenzen des einstigen Aegyr Landes, in sich aufzusaugen und gefangenzuhalten. Wo immer Böses im Entstehen begriffen war, zerstörte Vailita die Wurzeln des Schreckens und der Finsternis.
    Bevor sie starb, versiegelte sie ihr Horn und hinterließ nur die eindringliche Warnung, dieses Siegel niemals zu erbrechen, da sonst alles verborgene Böse frei wird.«
    »Wenn die Mangoreiter das Horn entleeren«, begann die Krause Tildi heftig gestikulierend, »bedeutet dies das Ende von Hinterwald.«
    »Noch ist nichts geschehen, was sich nicht rückgängig machen ließe«, sagte Mythor. »Wenn alle sich zum Widerstand aufraffen…«
    »Blödsinn«, fiel das Wurzelweib ihm barsch ins Wort. »Ich will nichts mehr davon hören. Du wirst es wohl kaum verstehen, aber wir würden niemals ein schlagkräftiges Heer auf die Beine stellen. Die Hinterwäldler sind keine Krieger und erst recht keine Helden. Sie versuchen, mit dem Bösen auszukommen und es zu hintergehen, doch das eigene Leben für ein äußerst fragwürdiges Ziel einzusetzen, nein, dazu findet sich kaum einer bereit.«
    »Der Hinterwald ist eure Heimat…«
    »…die wir aufgeben müssen, wenn die Umstände es erfordern.« Die Krause funkelte Mythor wütend an. »Da fällt mir ein, irgendwer sollte die Ausgestoßenen warnen, auch wenn sie vermutlich zu stur sein werden, die Flucht zu ergreifen. Wenn das Böse sie dann verschlingt, sind sie selbst daran schuld, nur haben wir uns nichts vorzuwerfen.«
    »Ausgestoßene? In Hinterwald?«
    »Baumkletterer«, stellte Tildi verächtlich fest. »Sie können recht lästig und unbeherrscht sein, und eigentlich sind sie Fremde, wie du.«
    »Selbstverständlich gehen Roar und ich mit dir, Mythor«, versicherte Ilfa.
    »Pah«, machte Tildi, obwohl sie die Sprache darauf gebracht hatte. »Euch ist nicht zu helfen. Ich sehe nicht ein, weshalb ich unter diesen Umständen bleiben soll. Es gibt Wichtigeres zu tun.« Das war ihre Art, ihr Gewissen zu beruhigen. Einerseits wollte sie mit den Ausgestoßenen nichts zu tun haben, andererseits konnte sie die Baumkletterer aber auch nicht wissentlich dem Bösen überlassen. Im Grunde mochte sie froh sein, daß Mythor und seine Gefährten die Aufgabe übernahmen.
    »Bist du wirklich so hartherzig?« fragte Ilfa.
    »Was geht’s euch an, was ich tu und lasse?« Ehe Mythor seine Überraschung verwinden und die Krause zurückhalten konnte, verschwand sie bereits im Unterholz.
*
    »Seltsam«, murmelte Ilfa. »Was mag sie so aufgebracht haben?«
    Barborur stieß ein dumpfes Brummen aus. »Würdest du Tildi besser kennen, könntest du sie vielleicht sogar verstehen«, sagte er. »Die Ausgestoßenen, die sie Baumkletterer nennt, leben hoch über dem Dickicht des Waldes in einfachen Hütten im

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