Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
aus dem nur einer als Sieger hervorgehen konnte. Mehrmals entrann Barborur der Streitaxt nur mit knapper Not. Dann gelang es ihm, den hölzernen Schaft zu umklammern, doch der Krieger nutzte den Moment, in dem sein Gegner jede Deckung vernachlässigte, und rammte ihm das stumpfe Ende der Waffe in den Leib. Nach Luft ringend, taumelte der Taetz; ein weiterer Hieb ließ ihn stürzen. Der Mangokrieger stand nun über ihm und hob die Axt zum Schlag…
    Mit einem schrillen Aufschrei schnellte Fryll heran, warf sich von hinten auf den Gegner und schlug mit seinem Stock zu. Aber der Krieger schüttelte sich nur unwillig und wandte sich halb um – Frylls Hiebe zeigten keinerlei Wirkung. In dem Moment murmelte der Schrat seine Zauberformel, und der Stock wurde erneut zur Schlange, die sich sofort um den Hals des Mangokriegers wand und zubiß. Die Axt entglitt seinen Fingern, vergeblich versuchte er, sich des Reptils zu entledigen. Augenblicke später brach er in die Knie und schlug der Länge nach hin.
    Barborur atmete sichtlich erleichtert auf. »Ein Schrat, der kämpfen kann«, stieß er gepreßt hervor, »das habe ich noch nie erlebt. Du bist auf ihn losgegangen wie eine Furie.«
    Der Kleine schüttelte den Kopf.
    »Es war mein Zauberstab. Ich sagte doch, daß die Schlange giftig ist.«

3.
    »Warum weiß ich, daß Barborur sich in Gefahr befindet?« Mythor stellte die Frage nicht zum erstenmal, aber die Krause Tildi zuckte wie vorher wieder nur mit den Schultern.
    »Auf jeden Fall waren es seine Essenzen, die dich träumen ließen. Es gibt viele mögliche Deutungen: Du kannst einen Blick in die Zukunft geworfen haben oder Vergangenes geschaut…«
    »Warum sind wir dann überhaupt aufgebrochen?« wandte Ilfa ein.
    »Wenn wir in der Höhle bleiben, ändert sich auch nichts«, erwiderte das Wurzelweib bissig.
    Der Untergrund wurde schwankender, je weiter sie kamen. Außer Flechten wuchs nichts mehr. Stellenweise stand brackiges Wasser mehrere Handspannen tief. Fäulnisgeruch lag in der Luft. Überall stiegen Gärgase an die Oberfläche des Moores.
    »Das eigentliche Zeitelmoos, in dem es noch Leben gibt, liegt weiter östlich«, sagte die Krause. »Dies ist nur ein Ausläufer, von dem es heißt, daß vor langer Zeit zwei Aegyr einer Frau wegen in Streit gerieten. Im Zorn erschlug einer den anderen und verscharrte den Leichnam im damals noch fruchtbaren Waldboden. Innerhalb eines Mondes starben dann sämtliche Bäume und alle höheren Pflanzen im weiten Umkreis, die Tiere mieden plötzlich dieses Gebiet, und die Erde begann sich in Sumpf zu verwandeln. Es heißt, erst wenn die Gebeine des Aegyr ihren Frieden finden, wird dieses Land wieder eine Region des Lebens werden.«
    Die Dämpfe, die in schwefligen Schwaden über das Moor dahintrieben, ließen die Augen tränen und reizten zum Husten. An manchen Stellen durchbrachen kahle, abgestorbene Äste Knochenfingern gleich die Oberfläche.
    Der Weg schien sich endlos hinzuziehen. Doch endlich, nach Stunden, wurde der Untergrund wieder fester.
    »Wir müssen uns bald ein Lager für die Nacht suchen«, meinte die Krause Tildi. »Die Himmelsfestung ist noch vier Tagesmärsche entfernt.«
    Hufspuren kreuzten ihren Weg. Allerdings fiel es schwer, festzustellen, wie viele Reiter hier entlanggekommen waren. Ein erst vor kurzem niedergegangener Wolkenbruch hatte vieles verwischt.
    »Mangokrieger«, behauptete die Krause Tildi. »Seht euch vor.«
    »Sollen sie nur kommen.« Ilfa klopfte mit der flachen Hand auf ihr Schwert; Roar brummte erwartungsvoll.
    »Wartet!« rief Mythor und blieb stehen. Er lauschte in die beginnende Dämmerung hinein.
    »Was ist…?« wandte Tildi sich zu ihm um. »Mach schon, hier können wir nicht bleiben.«
    »Still!« winkte Mythor ab.
    Aus der Ferne erklang metallisches Klirren.
    »Da wird gekämpft«, behauptete Ilfa. Roar schien es ebenfalls vernommen zu haben, denn er schlug bedeutungsvoll die Fäuste gegeneinander. Mythor brauchte die beiden nur anzusehen, um zu wissen, daß sie am liebsten sofort losgerannt wären.
    »Wollt ihr mich allein zurücklassen?« keifte Tildi.
    »Versteck dich, dann holen wir dich nachher hier ab.«
    »Ich habe es nicht nötig, mich zu verbergen.«
    »Um so besser«, grinste Ilfa. Daß das Wurzelweib zornig die Hände ballte, sah sie schon nicht mehr.
    Im Laufschritt hasteten sie weiter und kamen gerade noch zurecht, um eine düstere Reiterschar in der Ferne verschwinden zu sehen. Dann kehrte Stille ein.
    Ilfa hängte sich

Weitere Kostenlose Bücher