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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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er, und das Echo warf den Namen vielfach verhallend zurück.
    Nichts. Es herrschte Stille ringsum.
    Hölzerne Stufen führten zu einem überdachten Wehrgang. Fryll stieg hinauf, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Wegen seiner geringen Größe war es nicht leicht, zwischen den Zinnen hindurch in die Tiefe zu blicken und abzuschätzen, wie weit der Fels unterhalb der Burg steil abfiel. Zweihundert Schritt mochten es sein, und die Mauer war an dieser Stelle unmittelbar an den Rand des Steilhangs gebaut worden.
    Der Schrat erreichte einen Eckturm mit überhängendem Mauerbalkon und einer Vielzahl von Pechgußlöchern im Boden. Durch sie konnte er erkennen, daß das Burgtor in der Längswand zu seiner Linken lag und verschlossen war, daß hier aber auch ein eben verlaufendes, mit mannsgroßen Findlingen übersätes Geröllfeld möglichen Angreifern gute Deckung bot.
    Vom Turm aus führte ein schmaler Laufgang zu einem der Hauptgebäude. Fryll folgte ihm und gelangte in einen großen, im oberen Geschoß gelegenen Saal. Die durch unzählige schmale Fensteröffnungen hereinfallende Helligkeit reichte aus, ihn Einzelheiten erkennen zu lassen. Dort, wo eiserne Halterungen in den Wänden staken, waren die Mauersteine rußgeschwärzt. Der Boden war als Mosaik kunstvoll gearbeitet, ebenso die breite Treppe, die zu den unteren Räumen führte. Ein offener Kamin war Blickfang an der Stirnseite, eingerahmt von einer Vielzahl von Waffen: Armbrüsten, Schwertern, schweren Streitäxten und Kriegskeulen. Silbern schimmernde Rüstungen standen neben der Feuerstelle. Als Fryll sie näher betrachtete, stellte er überrascht fest, daß sie tatsächlich aus reinem Silber gehämmert waren. Symbol eines unermeßlichen Reichtums der Aegyr?
    Noch hatte er nur einen Bruchteil dessen zu Gesicht bekommen, was es wirklich zu sehen gab. Fryll hastete die Treppe hinab, deren schweres, hölzernes Geländer vielfältige Schnitzereien aufwies.
    Zwei Statuen waren rechts und links des Aufgangs postiert. Sie wirkten wie lebendig, als habe Magie sie aus honigfarbenem Sandstein erschaffen, und nicht die Hände eines unbekannt gebliebenen Künstlers.
    Auf der letzten Stufe verharrte Fryll. Ein eisiger Hauch schlug ihm entgegen und ließ ihn frösteln. Diese Kälte schien von den beiden Statuen auszugehen, die wie die Ebenbilder zweier Taetze wirkten.
    Der Gedanke ließ den Schrat zusammenzucken. Seinen Zauberstock fest umkrampft, blickte er sich um. Die Burg, eher schon eine Festung; die unheimliche Kälte; die beiden Ebenbilder Barborurs, all das ließ nur eine einzige, erschreckende Schlußfolgerung zu.
    »Du suchst nach mir«, sagte in dem Moment eine dumpfe, hohl klingende Stimme.
    Fryll wirbelte herum – und erschrak zutiefst.
    Wie aus dem Nichts heraus erschienen, stand Hogun keine fünf Schritte hinter ihm. Er wußte, daß es Hogun war, obwohl er nur die tückisch funkelnden Augen hinter den Sehschlitzen der Gesichtstücher erkennen konnte. Eine unbeschreibliche Kälte ging von diesem Mann aus.
    »Wo ist Mythor?« fuhr der Mangokrieger ihn ungeduldig an.
    Fryll nahm all seinen Mut zusammen.
    »Er befindet sich auf dem Weg zur Himmelsfestung der Vailita. Du kannst ihn dort stellen.«
    »Wer ist bei ihm?«
    Der Schrat entschloß sich, wenigstens annähernd bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Nur ein Taetz und eine Handvoll Ausgestoßener«, sagte er.
    Hogun nickte zufrieden. »Ich werde ihnen einen gebührenden Empfang bereiten. Laß sie nur kommen.«
    »Du meinst…« Fryll konnte plötzlich nur noch stammeln, »… dies ist die Himmelsfestung.«
    »Es war einfach, sie zu erobern«, spottete Hogun. »Die beiden Wächter«, er deutete auf die vermeintlichen Skulpturen, »sind zu Eis erstarrt.«
    Fryll dachte an die wehrhaften Mauern, die steilen Felsstürze und das geschlossene Tor, das nur über eine lange Zugbrücke zu erreichen war. Er konnte sich nicht vorstellen, daß die Taetze die Brücke aus freien Stücken herabgelassen hatten.
    Der Mangokrieger schien seine Gedanken zu erraten.
    »Dein Freund muß vor dem Tor Einlaß begehren«, grollte er. »Wir kamen durch die Luft; in Netzen trugen die schwarzen Vögel jeden von uns herauf. Doch weshalb hat Mythor sich diese Festung zum Ziel erkoren?«
    Als Fryll zögerte, griff Hogun blitzschnell zu. Der eisige Hauch, der den Vermummten umgab, ließ den Schrat zittern.
    »Er will euch zuvorkommen und das Horn der Vailita schützen.«
    Hogun lachte dröhnend. »Ich zeige dir, etwas, was dir jede Hoffnung

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