Die Himmelsfestung
nehmen wird. Spätestens übermorgen ist es um Hinterwald geschehen.«
»Aber«, machte Fryll entsetzt. »Zehn Tage…«
»Was kümmert mich die Frist. Ich werde nicht länger warten als unbedingt erforderlich.«
Der Mangokrieger zerrte den Schrat mit sich. Durch lange, geräumige Gänge, über geschwungene Treppen und durch prunkvolle Säle.
Schließlich gelangten sie auf eine außen bastionierte Ringmauer, deren Halbrund gut dreißig Schritt durchmaß. Die Mauer war mehr als eine Mannslänge stark und mochte selbst ein schweres Erdbeben unbeschadet überstehen.
Doch Frylls Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt, von einem gewaltigen, schneckenförmig gedrehten Ding mit einer großen trichterförmigen Öffnung.
Das Horn der Vailita.
Er erschauderte bei diesem Anblick. Unvorstellbar, daß Magie soviel Böses darin festhielt.
Das Horn stand auf einer drehbaren Scheibe und konnte in jede beliebige Richtung geschwenkt werden. Wären die dichten Wolken nicht gewesen, von der Burg hätte der Blick wohl bis weit über Hinterwald hinaus gereicht.
»Der Dunst wird sich sehr bald lichten«, sagte Hogun, nachdem er sich eine Weile an Frylls offensichtlichem Erschrecken ergötzt hatte. »Von der Höhe eines anderen Berggipfels aus will der Herr des Chaos dem Schauspiel beiwohnen, wenn das Horn sich über dieses Land entleert.«
Der Schrat wollte zurückweichen, aber Hogun packte zu. Fryll stieß einen spitzen Schrei aus; eine fürchterliche Kälte durchflutete ihn und ließ seine Bewegungen erlahmen. Die Angst wich einer vollkommenen Leere. Innerhalb weniger Augenblicke wurde er zur Eissäule.
6.
Es hatte nahezu die ganze Nacht hindurch geregnet, und erst in den Morgenstunden trat eine Besserung ein. Der Boden war aufgeweicht, das Geröll glitschig geworden. Entsprechend schwierig gestaltete sich der Weg. Schon nach kurzer Zeit wechselte Barborur in ein ausgetrocknetes Flußbett über, das selbst jetzt nur ein schmales Rinnsal barg. Hier kamen sie leichter voran.
Der Pflanzenwuchs zu beiden Seiten wurde spärlicher, je weiter das Gelände anstieg. Bald zeigte sich nur noch eine eintönige Graslandschaft, die schließlich gewachsenem Fels wich. Von da an waren Mythor und seine Begleiter zum Klettern gezwungen. Was sich anfangs leicht anließ, gestaltete sich rasch als immer schwierigeres Unterfangen. Lediglich Barborur kam gut voran; er fand an jedem noch so winzigen Vorsprung Halt, um sich in die Höhe zu ziehen.
Von der Himmelsfestung war nichts zu sehen. Allmählich gerieten sie in eine fast stillstehende Wolkenfront. Die Sicht reichte kaum noch weiter als drei Schritte. Sie mußten sich durch Zurufe verständigen, um einander nicht zu verlieren. Barborur, der den Weg kannte, bedauerte es, keine Seile mitgenommen zu haben. Seine Ungeduld wuchs, je mehr Zeit verstrich. Am liebsten wäre er vorausgeeilt, aber dann hätten die anderen den Gipfel wohl nie erreicht.
Der schmale Saumpfad, auf den sie endlich stießen, verlief in vielfältigen Windungen steil nach oben. Zu beiden Seiten des Grates fielen Geröllfelder mindestens einen Bogenschuß weit ab. Wer auch nur einen einzigen Fehltritt tat, war rettungslos verloren.
Der Pfad endete unmittelbar vor einem Überhang. Hier gab es kein Weiterkommen.
Barborur deutete auf die scharfkantige, von glitzernden Adern durchzogene Wand. »Früher führte eine Art Rampe weiter. Es ist noch nicht lange her, als ein Felssturz alles in die Tiefe riß.« Er deutete nach rechts, wo knapp zwei Schritt entfernt eine düstere Höhlenöffnung gähnte. »Wir müssen dort hinüber.« Aus dem Stand heraus sprang er, taumelte drüben noch einige Schritte vorwärts und wandte sich dann um. »Ein enger Kamin führt in die Höhe. Ich werde als erster hinaufklettern, ihr folgt mir. Aber beeilt euch, wir haben nicht viel Zeit. Auf keinen Fall darf uns die Nacht überraschen, solange wir noch in der Wand sind.«
Alles verlief reibungslos. Mythor war der letzte, der den Pfad verließ. Den Kamin kletterte er hinauf, indem er sich mit dem Rücken an einer und den Füßen an der gegenüberliegenden Wand abstützte und sich so langsam hinaufschob. Gut dreißig Mannslängen mußte er überwinden, und seine Muskeln schmerzten bereits, als endlich helfende Hände nach ihm griffen und ihn ins Freie zogen.
Wenn er sich nicht täuschte, wurde die Wolkendecke allmählich dünner.
»Das schlimmste Stück liegt hinter uns«, sagte Barborur. »Lediglich der Gletscher kann noch Schwierigkeiten
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