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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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glaube nicht, daß ich mich dabei wohl fühlen könnte. In mir steckt eine Unrast, die mich weiter treibt, ohne daß ich weiß, wohin.«
    »Du bist ein Abenteurer wie wir. Überlege dir mein Angebot, ich werde es kein zweites Mal machen.«
    Fryll, der unmittelbar hinter ihnen ging und lange Zeit kein Wort gesprochen hatte, zwängte sich nun zwischen sie. »Was ist, Mythor«, wollte er wissen, »wann bist du mir endlich behilflich, mein Versprechen zu halten?«
    Courmins Stirn umwölkte sich.
    »Was für ein Versprechen?« fuhr er den Schrat an.
    »Das hat nichts mit dir zu tun«, erwiderte Fryll.
    Mythor fiel dem Anführer der Krieger in den Arm, als dieser zupacken wollte. »Der, Kleine meint es nicht so«, sagte er. »Er hat einem der kalten Mangoreiter geschworen, mich ihm auszuliefern.«
    Courmin starrte ihn ungläubig an, als könne er das Gehörte nicht verstehen.
    »Fryll hat dich verraten? Und du weißt es und läßt ihn trotzdem nicht deine Klinge spüren.« Seine Rechte legte sich auf den Knauf des edelsteingeschmückten Schwertes. »Soll ich ihn einen Kopf kürzer machen?«
    »Er hat nicht aus böser Absicht gehandelt«, versuchte Mythor zu beschwichtigen. »Aber Hogun hätte ihn sonst getötet.«
    »Pah«, stieß Courmin verächtlich hervor. »Ich sage immer, daß die Unterhölzler heimtückisch und verschlagen sind. Kann es eine größere Schandtat geben, als einen Freund zu verleugnen?«
    »Ich werde mich Hogun selbst ausliefern«, grinste Mythor vielsagend.
    Courmins düstere Miene hellte sich schlagartig auf. »Du suchst den Zweikampf, nicht wahr.«
    »Ich will die Entscheidung auf jeden Fall hinauszögern, bis wir die Festung erreicht haben«, nickte Mythor. Er bedachte Fryll mit einem überaus nachdenklichen Blick. »Du solltest Hogun wissen lassen, wo ich ihn erwarte.«
    »Ich?« machte der Schrat entgeistert. »Wieso ich?«
    »Wen wird er wohl töten, wenn er mich nicht bekommt?«
    Fryll erschrak zutiefst, und Courmin begann dröhnend zu lachen. »Das«, ächzte der Bärtige, »ist die gerechte Strafe. Hogun wird dich aufs Rad binden, wenn du deinen Schwur nicht hältst. Aber vielleicht stirbst du schnell durch sein Schwert, wenn du zu ihm gehst.«
    Schreckensbleich geworden, ließ Fryll sich ins Gras sinken. »Das wollte ich nicht«, kam es kaum verständlich über seine Lippen. »Was soll ich bloß tun?«
    »Du wirst diesen kalten Reiter suchen und ihm sagen, wo er Mythor finden kann«, fauchte Courmin. »Oder soll ich dir auf die Beine helfen?«
    Fryll riß seinen Zauberstab hoch. Im letzten Moment bekam Mythor den wulstigen Knauf zu fassen und hielt ihn zurück.
    »Dieser Wicht wagt es, die Hand gegen mich zu erheben?« röhrte der Ausgestoßene. »Wieso…?« Der Blick, den der Schrat ihm zuwarf, ließ ihn jäh verstummen. Darin lag mehr als nur unbändige Wut verborgen.
    »Vergiß nicht, daß ich die Himmelsfestung auf jeden Fall vor den Mangokriegern erreichen will«, sagte Mythor. »Immerhin haben sie den Hinterwäldlern eine Frist von zehn Tagen gesetzt, und wir können übermorgen bereits am Ziel sein.«
*
    Allmählich wich der Wald einer Ansammlung niedriger, verkrüppelter Kiefern, die kaum noch Mannshöhe erreichten. Die fernen Berge waren nähergerückt, wenngleich sie ihr Antlitz nach wie vor hinter dichten Wolkenschleiern verbargen.
    Der Abend überzog das Firmament mit einem düsteren Rot, dem nur zögernd die Schwärze der Nacht folgte. Irrlichtern gleich, huschten Schwärme von Leuchtkäfern durch die Buschsteppe.
    Ein leichter Nieselregen spülte den Staub des Tages mit sich fort, und der Geruch feuchter Erde breitete sich aus. Allmählich wurde der Regen stärker. Bis auf die Haut durchnäßt und frierend, sehnten die Krieger den Morgen herbei, der bessere Sichtverhältnisse bringen würde. Wer in der Nacht die felsenübersäte Steppe durchquerte, ging das Risiko ein, sich den Hals zu brechen.
*
    Fryll besaß kein bestimmtes Ziel, als er sich voller Unbehagen aufmachte. Irgendwann, das wußte er, würde die Begegnung unvermeidlich sein, aber es war ihm nicht einmal unangenehm, wenn bis dahin möglichst viel Zeit verging. Courmins Worte hatten ihn erschreckt und zugleich nachdenklich gemacht. Auch wenn er es sich nicht eingestand, so empfand er doch mehr Furcht als jemals zuvor vor einer Begegnung mit Hogun.
    Unbewußt schlug der Schrat eine Richtung ein, die ihn in den westlichen Hinterwald zurückführen mußte. Vielleicht war es das beste, wenn er sich in seiner Wurzelhöhle

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