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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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viel war klar. Wenn sie doch wenigstens wüsste, ob Dragosz ihr von ihrem Treffen am Fluss erzählt hatte! Sie versuchte, noch konzentrierter zu lauschen, aber das Einzige, was lauter wurde, war das Geräusch ihres eigenen Herzschlages in ihren Ohren. Immerhin war sie jetzt sicher, einen Streit zu belauschen; oder zumindest doch etwas, das gute Aussichten hatte, zu einem solchen zu werden. Sie versuchte vergeblich, den Stimmen, die durch die Dunkelheit wehten, einen Sinn abzugewinnen, dann gab sie auf und kehrte so lautlos zu Runa zurück, wie sie gekommen war.
    »Mit wem. spricht deine Mutter da?«, fragte das Mädchen, diesmal unaufgefordert ganz von selbst im Flüsterton. Arri hob zur Antwort nur die Schultern. Sollte sie Runa etwa von Dragosz erzählen und davon, dass ihre Mutter ihr offensichtlich schon wieder etwas verschwieg (nein, verdammt - sie belog!)!
    Fast zu ihrer Überraschung gab sich Runa mit dem Schulterzucken zufrieden und drehte sich halb um, wie um zum Haus zurückzugehen, hielt dann aber nach einigen Schritten inne und machte ein unschlüssiges Gesicht, als wäre ihr plötzlich noch etwas eingefallen. »Wenn wir schon einmal hier sind«, sagte sie, »möchtest du dann die Mine sehen?«
    Arri benötigte einige Augenblicke, um dem Wort überhaupt eine Bedeutung zuzuordnen. Zweifelnd sah sie das Mädchen an. »Jetzt? Es ist mitten in der Nacht.«
    »Und?«, erwiderte Runa. »Dort unten ist es immer dunkel.«
    Arri blieb weiterhin argwöhnisch. Die Worte ihrer Mutter hatten sie neugierig gemacht, zweifellos - sie wollte nichts mehr als diese geheimnisvolle Mine mit eigenen Augen zu sehen -, aber sie war im Augenblick viel zu aufgewühlt, um sich auf irgendetwas anderes als auf die Frage konzentrieren zu können, was ihre Mutter und Dragosz gerade miteinander geredet hatten. Sie bedauerte längst, nicht einfach weitergegangen zu sein, um zu lauschen, selbst auf die Gefahr hin, dass die beiden sie bemerkten. Wahrscheinlich, dachte sie, hatte dieses Versteckspiel ohnehin von Anfang an keinen Sinn gehabt, ja, wahrscheinlich hatten sich ihre Mutter und Dragosz insgeheim köstlich über das kleine dumme Mädchen amüsiert, das sich allen Ernstes einbildete, ein Geheimnis vor ihnen zu haben. Die Vorstellung machte sie wütend. Wieso verlangte ihre Mutter ständig von ihr, sich wie eine Erwachsene zu benehmen, behandelte sie aber nach wie vor wie ein kleines Kind? Und Dragosz? Zweifellos war er der Schlimmere von beiden. Von ihrer Mutter war sie eine solche Behandlung gewöhnt, und auf irgendeine Art, die Arri weder in Worte fassen konnte noch wollte, hatte sie sogar das Recht dazu, aber das galt nicht für Dragosz. Ihm stand das einfach. nicht zu.
    »Also?«, fragte Runa, als Arri noch immer nicht antwortete. Sie klang verunsichert. Aber vielleicht war ihr auch einfach nur kalt.
    »Also was?«, gab Arri unwillig zurück und im ersten Moment ehrlich verständnislos. Ihre Gedanken kreisten so intensiv um Dragosz und ihre Mutter, dass sie für den Augenblick Mühe hatte, sich zu erinnern, worüber Runa und sie gerade gesprochen hatten.
    »Die Mine«, antwortete Runa. »Es ist wirklich nicht weit. Ich meine: Wenn wir schon einmal hier draußen in der Kälte sind.«
    »Eigentlich.«, begann Arri zögernd, rettete sich in ein hilfloses Achselzucken, mit dem sie noch einmal ein wenig Zeit gewann, und brachte immerhin genug Ordnung in ihre Gedanken, um sich wenigstens wieder daran zu erinnern, worüber sie vor einigen Augenblicken gesprochen hatten. Und genau das war auch der Moment, in dem ihr auffiel, was an Runas Benehmen nicht stimmte. »Warte«, sagte sie, leise, aber in einem plötzlich so misstrauischen Ton, dass Runa zusammenfuhr und einen Schritt vor ihr zurückwich. »Du hast doch gesagt, dass du meine Mutter und mich vor diesen Fremden warnen willst.« Sie kramte angestrengt in ihrem Gedächtnis, bekam aber den genauen Wortlaut nicht mehr zusammen, sehr wohl aber den Sinn. »Also: Wie kommst du auf die Idee, dass ich jetzt diese verdammte Mine sehen wollte?«
    Runa suchte so sichtbar angestrengt nach einer Ausrede, dass es im Grunde vollkommen egal war, was sie letzten Endes antwortete. Selbst wenn es die Wahrheit gewesen wäre, hätte Arri ihr unmöglich glauben können. »Ich. ich dachte ja nur. weil du dich vorhin so dafür interessiert hast und.«
    Nichts dergleichen hatte Arri getan, zumindest nicht in Runas Gegenwart. Sie warf dem Mädchen einen so eisigen Blick zu, dass es für einen Moment

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