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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Mutter kam, und sei es nur, um ihr ein schlechtes Gewissen zu bereiten, wenn sie zurückkam und sie frierend hier fand.
    Mit diesem Gedanken schlief sie ein und erwachte in vollkommener Dunkelheit und von dem eindringlichen Gefühl geweckt, nicht mehr allein zu sein.
    Im allerersten Moment dachte sie, es wäre ihre Mutter, die ihre Verhandlungen mit Targan endlich zum Abschluss gebracht hatte und heraufgekommen war, um sich schlafen zu legen, aber dann hörte sie das Tappen schwerer Pfoten und verspürte einen leisen Raubtiergeruch, und ein jäher Schrecken durchfuhr sie. Der Wolf war hier hereingekommen, und vielleicht würde er sich ja einen saftigeren Happen holen, wenn sie diesmal keine Suppe hatte, um ihn zu füttern. Mit einer hastigen Bewegung richtete sie sich auf und versuchte, aus weit aufgerissenen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Es gelang ihr nicht, aber links von ihr ertönte ein gedämpftes Scharren, wie der Laut scharfer Krallen auf Holz, und dann sagte eine Stimme aus der entgegengesetzten Richtung: »Das solltest du lieber nicht tun. Er kann hastige Bewegungen nicht leiden, weißt du?«
    Erschrocken - und noch hastiger - drehte Arri den Kopf in die andere Richtung und gewahrte immerhin einen blassen Schatten, der sich vor einem mattroten Rechteck abzeichnete; die Tür, an deren unterem Ende Licht schimmerte. »Runa?«, murmelte sie benommen.
    »Was tust du denn hier?«
    Der Schatten machte eine hastige, wedelnde Geste, und aus der Stimme wurde ein erschrockenes Zischen. »Nicht so laut! Oder willst du, dass sie uns hören?«
    »Wie?«, murmelte Arri benommen. »Wen meinst du mit sie?« Obwohl ihr das Herz bis zum Halse schlug, war sie noch immer schlaftrunken und hatte Mühe, den Worten eine Bedeutung abzugewinnen. Sie spürte, dass nicht viel Zeit vergangen war, seit ihr die Augen zugefallen waren, aber das Mädchen hatte sie aus einer Phase tiefsten Schlafes gerissen, sodass es ihr schwer fiel, mit der gewohnten Schnelligkeit ins Wachsein zurückzufinden.
    »Eure Freunde«, antwortete Runa. »Die Fremden.«
    »Die drei Männer?« Arri blinzelte verschlafen und gähnte im Dunkeln ungeniert mit weit offenem Mund. »Das sind nicht unsere Freunde.«
    »Stell dir vor, das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Runa spitz. »Aber warum verschwende ich überhaupt meine Zeit mit dir? Sag mir einfach, wo deine Mutter ist, und ich spreche gleich mit ihr.«
    Das reichte, um Arri endgültig aufzuwecken. »Was soll das heißen - sag mir, wo deine Mutter ist?« Sie wandte den Kopf in die Richtung, in der sie Lea vermutete, sah aber nichts anderes als vollkommene Dunkelheit. »Ist sie denn nicht unten bei euch?«
    »Wäre sie es, wäre ich kaum hier heraufgekommen«, antwortete Runa schnippisch, fügte aber dann doch erklärend hinzu: »Sie ist schon vor einiger Zeit gegangen und hat gesagt, sie wolle sich schlafen legen. Ich dachte, sie wäre hier.«
    Arri lauschte konzentriert in die Schwärze hinein, ob sie vielleicht die Atemzüge ihrer Mutter hörte; immerhin war es hier oben so dunkel, dass man nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte. Aber da war nichts. Die einzigen Atemzüge, die sie hörte, waren ihre eigenen und die des Mädchens und seines Wolfs. Außerdem hätte sie die Nähe ihrer Mutter einfach gespürt. »Was gab es denn so Wichtiges?«, fragte sie.
    Runa zögerte spürbar, dann hob sie die Schultern. »Der Fremde ist gestorben.« »So schnell?«
    »Deine Mutter hat gesagt, dass er die Nacht nicht überleben wird. Aber vielleicht hätte sie das besser nicht gesagt. Sein Kamerad ist jetzt sehr wütend auf sie. Ich glaube, er gibt ihr die Schuld.«
    »Meiner Mutter?«, keuchte Arri. »Aber das ist doch Unsinn! Er lag doch schon im Sterben, als wir ankamen.«
    »Der Kerl ist gefährlich«, maulte Runa. »Wenn ihr nicht gekommen wärt, hätte er sich wahrscheinlich einfach jemand anderen gewählt, dem er die Schuld geben kann. Aber ihr seid nun einmal gekommen.«
    »Was genau hat er gesagt?«, wollte Arri wissen.
    »Das weiß ich nicht«, behauptete Runa. »Sie haben geflüstert. Ich konnte nicht alles verstehen, aber der Eine - der vorhin schon so feindselig gegenüber deiner Mutter war - war sehr aufgebracht. Sein Kamerad hat versucht, ihn zu beruhigen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er besonders erfolgreich war. Ich habe ein paar Mal den Namen deiner Mutter gehört, und mehr weiß ich nicht. aber ich dachte mir, es ist besser, wenn ich es euch sage.«
    Arri nickte

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