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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vollends ins Stammeln geriet und dann abbrach.
    »Was ist hier los?«, fragte Arri. Mit einem Mal war sie mehr als nur besorgt. »Wieso hast du mich wirklich hierher geführt?« Ganz sicherlich nicht, um Lea zu treffen. Und plötzlich hatte sie Angst.
    Aber auch dafür war es zu spät.
    Der Wolf stieß ein leises, drohendes Knurren aus; ein Geräusch, das tief aus seiner Brust kam und wie es kein Hund je zustande bringen konnte, und aus der Dunkelheit hinter Runa trat eine hoch gewachsene Gestalt mit langem Haar und einem knöchellangen Umhang aus dunklem Fell, und ohne dass es nötig gewesen wäre, sich auch nur umzudrehen oder einen Laut zu hören, wusste Arri einfach, dass neben ihr ein zweiter Schatten aufgetaucht war. Sie musste auch die Gesichter der beiden Männer nicht erkennen, um zu wissen, um wen es sich handelte.
    »Das hast du gut gemacht, Kind«, sagte eine Stimme hinter ihr. »Danke dir.«
    Arri spannte sich. Für einen winzigen Moment war sie bereit, einfach herumzufahren und wegzulaufen, aber sie verwarf den Gedanken nahezu im gleichen Augenblick. In der vollkommenen Dunkelheit wäre sie ohnehin nur wenige Schritte weit gekommen, und der Mann hinter ihr hätte schon mehr als dumm sein müssen, um nicht mit genau dieser Reaktion zu rechnen und darauf vorbereitet zu sein. Aber vielleicht schätzte sie die Lage ja auch falsch ein, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Vielleicht war ja alles ganz anders. Vielleicht.
    ... hatten die beiden sie nur hier herausgelockt, um ein Schwätzchen mit ihr zu halten? Das war lächerlich!
    Sie versuchte die Panik niederzukämpfen, die wiederum Besitz von ihr ergreifen wollte, und fast zu ihrer eigenen Überraschung gelang es ihr auch; zumindest ein wenig. »Was soll das?«, fragte sie so laut, wie sie konnte, ohne wirklich zu schreien. Zumindest aber laut genug, damit ihre Mutter und Dragosz die Worte - wenn schon nicht verstehen, so doch - hören mussten. »Was wollt ihr von mir?«
    »Wir wollen nur mit dir reden«, antwortete der Mann, der hinter ihr stand. Der andere hatte bisher geschwiegen, und er schwieg auch weiterhin, trat aber noch einen halben Schritt näher, sodass er nun fast unmittelbar hinter Runa aufragte. Trotz des schwachen Lichtes konnte Arri erkennen, dass es sich um denjenigen der beiden handelte, der vorhin schon so feindselig ihrer Mutter gegenüber gewesen war. Ihr Blick tastete über sein Gesicht, glitt dann an seiner Gestalt hinab und verharrte kurz, aber sehr aufmerksam auf seinen Händen. Sie waren leer.
    »Wir wollen nur mit dir reden, Kind«, fuhr die Stimme hinter ihr fort. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Vermutlich war es gerade die letzte Bemerkung, die Arris Angst erst richtig schürte. Ihr Herz begann so heftig zu pochen, dass sie meinte, das Geräusch allein müsse ausreichen, um ihre Mutter und Dragosz zu alarmieren. »Wer sagt, dass ich Angst habe?«, fragte sie mit einer Stimme, die ihre eigene Frage sogleich beantwortete.
    »Sie wollen wirklich nur mit dir reden«, sagte Runa hastig. »Das haben sie mir versprochen.«
    Hätte Arri nicht viel zu viel Angst gehabt, hätte sie ihr einen mitleidigen Blick zugeworfen, aber das wäre wohl auch kaum mehr nötig gewesen. Runa sah weder so aus noch hörte sie sich so an, als ob sie selbst an das glaubte, was sie sagte. Vielmehr machte sie den Eindruck wie jemand, der etwas, was er gerade getan hatte, zutiefst bedauerte und verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
    »Das Mädchen hat Recht, Arri«, sagte der Mann hinter ihr. »Das war doch dein Name, oder? Arri.« Er sprach ihn falsch aus, als könne er sich nicht mehr ganz genau darauf besinnen, doch Arri war nahezu sicher, dass das Absicht war. Sie maß den zweiten Mann, der hinter Runa Aufstellung genommen hatte, mit einem weiteren misstrauischen Blick, dann drehte sie sich betont langsam um und brauchte plötzlich all ihre Willenskraft, um nicht erschrocken einen Schritt zurückzuprallen. Jetzt, wo er unmittelbar hinter ihr stand, fiel Arri erst auf, wie groß und muskulös der Mann wirklich war; sicherlich so groß wie Rahn und mindestens ebenso so stark, wenn nicht stärker. Im Gegensatz zu seinem Kameraden, der einen brutalen Zug im Gesicht hatte und etwas eindeutig Tückisches ausstrahlte, hatte er ein eher gutmütiges Gesicht. Dennoch spürte Arri instinktiv, dass er eindeutig der Gefährlichere der beiden war.
    »Ist das wahr?«, fragte sie mit schon etwas ruhigerer Stimme, aber noch immer eine Spur lauter, als nötig war.

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