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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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warf sich herum, trat noch einmal nach dem Gesicht des Mannes und traf ihn so hart, dass sie spüren konnte, wie seine Zähne splitterten.
    Der Kerl heulte vor Schmerz und spuckte Blut. Dann wurde sie mit einem so brutalen Ruck herum und auf den Rücken geworfen, dass ihre Hände von Runas Schultern glitten und zwei oder drei ihrer Fingernägel abbrachen, aber sie nahm diesen neuerlichen Schmerz kaum noch wahr, so schlimm er auch sein mochte. Blind vor Angst, wie sie war, landete sie einen letzten, noch härteren Tritt in das zerstörte Gesicht des Angreifers, dann hatte er auch ihr anderes Fußgelenk gepackt, richtete sich endgültig auf die Knie auf und zerrte sie mit einem derben Ruck zu sich heran. Sein Haar schwelte noch immer, und auch die roten Glutfunken in seinem Umhang waren nicht erloschen, sondern schienen eher noch mehr geworden zu sein.
    Sein verbliebenes Auge funkelte mit mörderischem Hass auf sie herab. Er würde sie nicht einfach nur töten, sondern ihr etwas Unbeschreibliches antun. Und er begann in diesem Moment damit.
    Sein Gewand war noch im Weg, als er sie endgültig an sich heranzog. Wütend schlug er ihr rechtes Bein zur Seite und griff aus der gleichen Bewegung heraus nach unten, um das um seinen Leib gewickelte Gewand anzuheben. Arri angelte nach der mittlerweile nur noch schwelenden Fackel, zog sie zu sich heran und hielt ihr Ende an den Umhang des Angreifers. Im allerersten Moment züngelte nur ein winziges, heftig qualmendes Flämmchen aus dem struppigen braunen Fell, dann explodierte das Feuer regelrecht. Eine zischelnde Stichflamme schoss in die Höhe, züngelte gierig nach Armen und Schultern des Kriegers und leckte über seine verbrannte Gesichtshälfte.
    Arri bemerkte mit fassungslosem Entsetzen, dass er es gar nicht zu spüren schien; vielleicht war er nicht mehr fähig, Schmerz zu empfinden, oder seine Wut war einfach zu groß. Seine Hand machte sich irgendwo an ihrem Schoß zu schaffen, und der Schmerz kam zurück, schlimmer und grausamer als zuvor - aber dann schrie er gellend auf, warf sich zurück und stürzte rücklings und brennend zu Boden.
    Arri trat noch einmal nach ihm, warf sich herum und kroch hastig auf Händen und Knien ein Stück weit davon, bevor sie sich wimmernd aufrichtete und mit der linken Hand ihren zerrissenen Rock zusammenraffte - als gäbe es hier unten jemanden, vor dem sie sich verhüllen müsste! Zitternd drehte sie sich um, und der Anblick, der sich ihr bot, raubte ihr trotz allem schier den Atem.
    Der Mann war zu Boden gestürzt, rappelte sich aber genau in diesem Moment wieder auf. Sein Umhang brannte. Flammen leckten an seiner gesamten rechten Seite empor, züngelten nach seinem Haar und seinem Gesicht, und ein wahrer Regen winziger glühender Funken stob aus dem schwelenden Fell und schien ihn zu umtanzen wie ein Schwarm unheimlicher Glühwürmchen, die in immer größerer Anzahl zum Angriff ansetzten. Auch in seinem Gewand und dem, was noch von seinem Haar und seinem Bart geblieben war, nisteten unzählige winzige rote Funken, doch der Gestank nach brennendem Haar war endgültig dem von verschmorendem Fleisch gewichen. Schreiend taumelte der Mann auf die Füße, schlug mit den Händen nach den Flammen und versuchte vergeblich, seinen mittlerweile lichterloh brennenden Umhang auszuziehen, bevor er, blind vor Angst und Schmerz, wie er sein musste, gegen die Wand prallte und abermals in die Knie brach.
    Arri hatte genug gesehen. Taumelnd machte sie einen ersten Schritt und wäre um ein Haar wieder gestürzt, als sich ihr Fuß in Runas Kleid verfing. Sie riss sich mit einem spitzen Schrei los. Vielleicht war das das Schlimmste bisher überhaupt: Für einen Moment war es ihr, als versuche das tote Mädchen, nach ihr zu greifen, wie um sie doch noch festzuhalten, damit sie ihr Schicksal teilte. Runas Kopf rollte haltlos herum, und ihre leeren Augen schienen sie vorwurfsvoll anzustarren. Hinter ihr wurden die Schreie des brennenden Mannes lauter und spitzer. Der Gestank war unerträglich. Flackernder roter Lichtschein erfüllte den Stollen und verwandelte ihn in etwas, das eine schreckliche Ähnlichkeit mit dem Ort der Verdammnis hatte, den Sarn in so glühenden Schreckensfarben zu beschreiben verstand.
    Endlich riss sie sich von dem furchtbaren Anblick los und stolperte weiter. Obwohl sie sich von dem brennenden Mann entfernte, schienen seine Schreie immer noch lauter und durchdringender zu werden, und sie spürte die Hitze des brennenden Umhangs selbst

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