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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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am Arm verletzt?«
    Dragosz sagte nichts. Er nickte nur, aber sein Blick wirkte mit einem Mal sehr wach.
    »Das waren keine Krieger aus Goseg«, sagte Arri.
    »Keine.« Dragosz blinzelte verwirrt. »Aber deine Mutter hat mir gesagt, es wären Nors Männer gewesen.«
    »Die drei waren Jäger. Männer aus unserem Dorf. Du musst sie falsch verstanden haben.«
    Dragosz schwieg auch dazu, aber er tat es auf eine ganz bestimmte Art, die eine Antwort im Grunde vollkommen überflüssig werden ließ. Er hatte sie weder falsch verstanden, noch hatte Lea sich irgendwie missverständlich ausgedrückt. Sie konnte seine Verwirrung spüren, aber auch eine Spur von Zorn, die er plötzlich empfand und nicht gänzlich unterdrücken konnte. »Darf ich dir eine Frage stellen?«, brach es aus ihr hervor.
    »Welche Frage?« Dragosz sagte nicht ja.
    »Grahl hat erzählt, du und deine Männer hättet sie völlig grundlos angegriffen«, begann Arri. »Warum habt ihr das getan?«
    »Ich und.?« Dragosz schüttelte überrascht den Kopf. »Ich war allein. Und sie haben mich angegriffen, ohne Grund und ohne dass ich irgendetwas getan hätte. Genau wie die Männer vor drei Nächten.«
    Arri hätte nicht sagen können, warum, aber sie glaubte Dragosz. Auch wenn sie ihn ja praktisch kaum kannte, meinte sie doch genug über ihn zu wissen, um sicher zu sein, dass er nicht log. Welchen Grund sollte er auch dafür haben?
    Sie wollte etwas sagen, doch in diesem Moment hob Dragosz warnend die Hand und legte zugleich den Kopf auf die Seite, um mit geschlossenen Augen zu lauschen, und nur einen halben Atemzug später hörte Arri es auch: Leichte, fast - aber eben nur fast - lautlose Schritte näherten sich, und sie vernahm ein Rascheln wie von Stoff, der über trockenes Laub strich. Dragosz spannte sich, und seine unverletzte Hand glitt unter den Umhang, vermutlich, um nach einer Waffe zu tasten, die er dort trug, und nun war es Arri, die rasch die Hand hob und eine besänftigende Geste machte. Laut und mit weithin hörbarer Stimme sagte sie: »Du kannst ruhig herauskommen, Mutter. Es ist nur Dragosz.«
    Dragosz sah sie verwirrt an. Für die Dauer von zwei oder drei Atemzügen wurde es vollkommen still, dann wiederholte sich das Rascheln, sie hörte das Brechen von Zweigen, und ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, dass ihre Mutter hinter ihnen aus dem Unterholz heraustrat und mit schnellen Schritten näher kam. Dragosz' Verwirrung nahm noch zu, aber dann wandte er sich halb um, um Lea entgegenzusehen, allerdings nicht, ohne Arri vorher einen kurzen, anerkennenden Blick zugeworfen zu haben. Oder war es etwas anderes?
    »Was tust du hier?«, herrschte Lea Dragosz an; laut, unüberhörbar wütend und ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    »Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen«, antwortete Dragosz spöttisch. »Mir geht es übrigens schon wieder besser - nur, falls du es wissen wolltest.«
    Verwirrt sah Arri zuerst ihre Mutter, dann Dragosz und schließlich wieder ihre Mutter an. Lea hatte das Schwert gezogen und funkelte Dragosz so wütend an, als könnte sie sich gerade noch beherrschen, sich nicht auf ihn zu stürzen. Seltsam - Arri konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Zorn ihrer Mutter mindestens ebenso sehr ihr selbst wie Dragosz galt, obwohl sie sich weder für das eine noch für das andere irgendeinen Grund vorstellen konnte.
    Es verging noch eine kleine Weile, dann konnte sie regelrecht sehen, wie ihre Mutter sich innerlich zur Ordnung rief. Mit einem Ruck schob sie das Schwert wieder in die lederne Schlaufe an ihrem Gürtel, schlug in der gleichen Bewegung den Umhang zurück und schwang sich mit einem kraftvollen Satz auf den Wagen. Das ganze Gefährt erzitterte unter ihrem Aufprall, und die Pferde wieherten unruhig. Ohne ein Wort zu sagen, ließ sich Lea vor Dragosz in die Hocke sinken, nestelte an seinem Umhang herum und streifte das Kleidungsstück dann mit einem Ruck ab. Dragosz biss die Zähne zusammen, konnte einen schmerzerfüllten Seufzer aber nicht ganz unterdrücken, und auch Arri riss erstaunt und erschrocken die Augen auf, als sie sah, wie unförmig die Schulter unter dem Umhang angeschwollen war. In den durchdringenden Geruch nach Heilkräutern, den der Verband bisher verströmt hatte, mischte sich etwas anderes, Schlimmeres.
    Lea machte sich - Dragosz' Reaktion nach zu schließen, alles andere als sanft - an seiner Schulter zu schaffen und schüttelte schließlich den Kopf. »Entweder du hast es darauf

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