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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie um auch ihm beim Aufstehen behilflich zu sein. Dragosz warf ihr einen ärgerlichen Blick zu und arbeitete sich umständlich und schwankend in die Höhe. »Ganz, wie du willst«, erklärte er verdrießlich. »Aber sag hinterher bitte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Lea. »Ich werde es nicht sagen, wenn ich keinen Grund dafür habe. Und sollte es einen geben, werde ich es wahrscheinlich nicht mehr sagen können.«
    Dragosz blinzelte. »Wie?«
    »Schon gut«, winkte Lea ab. »Vielleicht trifft es sich sogar ganz gut, dass du hier bist.«
    »Wieso?«, fragte Dragosz mit einer ganz offensichtlichen Mischung aus Hoffnung und Misstrauen, wobei Leas Antwort Ersteres sogleich wieder überflüssig machte.
    »Der Wagen«, antwortete sie. »Ich war nicht ganz sicher, ob ich ihn einfach hier lassen kann. Er ist ein bisschen zu groß, um ihn zu verstecken.«
    Der Ausdruck auf Dragosz' Gesicht wurde noch ein wenig hilfloser. »Du.«
    ». nimmst ihn einfach mit«, unterbrach ihn Lea. »In deinem Zustand würde ich dir ohnehin von einem Zwei-Tage-Marsch abraten. Mit dem Wagen schaffst du es deutlich schneller als zu Fuß.«
    Dragosz presste nur ärgerlich die Lippen aufeinander, ersparte sich aber jetzt jede Antwort - zu einem Teil sicher, weil auch er mittlerweile wusste, wie Unterredungen mit Arris Mutter im Allgemeinen endeten, möglicherweise aber auch, weil sie mit ihren Worten weniger weit von der Wahrheit entfernt war, als er zugeben wollte. Obwohl er sich ausgezeichnet in der Gewalt hatte, spürte selbst Arri, wie schwer es ihm fiel, sich auch nur auf den Beinen zu halten. Sie fragte sich, ob er den ganzen Weg, den sie auf dem Wagen liegend und schlafend verbracht hatte, zu Fuß zurückgelegt haben mochte, in derselben Zeit wie sie und noch dazu schwer verletzt. Wenn ja, dann war es kein Wunder, dass er dem Zusammenbruch näher war als irgendetwas anderem.
    Diese Frage führte sie zu einer anderen, deren Antwort vielleicht noch viel beunruhigender war: nämlich der, warum Dragosz nicht mit ihnen auf dem Wagen gefahren war - und warum ihre Mutter sich so wenig begeistert von seinem plötzlichen Auftauchen zeigte.
    »Ganz wie du willst«, sagte er noch einmal, jetzt aber in eindeutig trotzigem Ton. »Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust.«
    So, wie er das sagte, hörte es sich allerdings nicht so an, als ob er es auch wirklich glaubte. Allerdings sah er auch nicht so aus, als wollte er auf der Stelle Leas Vorschlag annehmen und mit dem Wagen nach Hause fahren, oder überhaupt irgendwohin. Er stand einfach nur da, blickte sie an und wartete sichtlich darauf, dass sie etwas sagte, und Lea ihrerseits stand da und hielt seinem Blick gelassen, aber mit wachsendem Unwillen stand. Die Situation begann aberwitzig zu werden.
    »Warum warten wir nicht einfach bis Sonnenaufgang?«, schlug Arri vor. »Wir wollten doch ohnehin hier lagern. Dragosz könnte sich ausruhen, und wir.«, sie suchte nach Worten, ». wir wären nicht allein.«
    Sie kam sich ein bisschen albern bei diesen Worten vor, und wenn sie den Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter richtig deutete, hätte diese noch einige ganz andere, weit weniger schmeichelhafte Bezeichnungen dafür gefunden. Dragosz aber nahm die Hand, die sie ihm - eindeutig gegen den Willen ihrer Mutter - entgegenstreckte, dankbar und sehr schnell an.
    »Eine gute Idee«, sagte er rasch. »Vielleicht gelingt es mir bis morgen früh ja noch, dich zur Vernunft zu bringen.«
    »Ganz bestimmt nicht«, versetzte Lea. »Du.« Sie schluckte den Rest dessen, was sie eigentlich aussprechen wollte, mit mühsamer Beherrschung herunter, drehte sich mit einem Ruck um und sprang ansatzlos und mit einem federnden Satz vom Wagen. »Aber meinetwegen, wenn es euch glücklich macht. Ihr könnt ja schon einmal das Abendessen vorbereiten, eine Blätterhütte bauen und ein gemeinsames Lied anstimmen, bis ich zurück bin.«
    »Wohin gehst du?«, fragte Arri.
    »Ich schaue mich um«, antwortete ihre Mutter. »Ich will nur sichergehen, dass wir während unseres romantischen Familienabends keinen unangemeldeten Besuch bekommen.«
    »Aber.«, begann Arri, doch Dragosz legte ihr rasch die Hand auf die Schulter, und sie verstummte mitten im Satz. Es hätte auch keinen Sinn mehr gehabt, noch etwas zu sagen. Sie hörte erneut das Brechen von Zweigen und das Knistern von trockenem Laub unter schnellen, fast stampfenden Schritten, dann war ihre Mutter im Wald verschwunden. Hilflos

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