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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verwirrt und aufgewühlt, um das Gefühl benennen zu können (oder auch nur zu wollen), aber sie spürte doch, dass es etwas Verbotenes war. »Ich fürchte, ich habe sie unterschätzt«, gestand Dragosz mit unerwarteter Offenheit ein.
    »Nors Männer?«
    Dragosz nickte und zuckte gleichzeitig unglücklich mit den Schultern - zumindest wollte er es, brach die Bewegung dann aber schon im Ansatz und mit einer Grimasse sowie einem schmerzhaften Verziehen der Lippen wieder ab. »Ich dachte, ich könnte sie überraschen. In Wahrheit haben sie mich überrascht.«
    »Und dich angegriffen?«, fragte Arri.
    »Ja. Sofort und ohne auch nur zu fragen, wer ich bin oder welche Absichten ich habe.«
    Das hörte sich ganz nach Nors Kriegern an, dachte Arri. Sie wartete vergeblich darauf, dass Dragosz von sich aus weitersprach, und als er es nicht tat, warf sie ihm einen auffordernden Blick zu, auf den er zwar reagierte, aber auch das erst mit einiger Verspätung. Arri hatte plötzlich das Gefühl, dass er es nicht tat, um das Gespräch in die Länge zu ziehen oder ihr auszuweichen, sondern dass ihm das Reden viel Mühe bereitete. »Ich konnte ihnen entkommen. Aber nur mit Mühe und Not. Sie haben mich verletzt. Anscheinend bin ich doch kein so guter Beschützer, wie ich geglaubt habe.«
    »Du warst allein gegen drei«, antwortete Arri. »Du hast einen von ihnen so schwer verwundet, dass er in der nächsten Nacht gestorben ist.« Dragosz wollte widersprechen, doch Arri hob rasch die Hand und schüttelte entschieden den Kopf, bevor sie mit leicht erhobener Stimme fortfuhr: »Ich bin kein Krieger, und ich verstehe auch bestimmt nicht so viel vom Kämpfen wie meine Mutter oder gar du -aber einer gegen drei, das erscheint mir kein sehr ausgewogenes Verhältnis. Die Krieger von Goseg sind berüchtigt für ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Stärke. Nur die wenigsten Männer hätten diesen Kampf überlebt - und noch dazu einen von ihnen tödlich verwundet.«
    Einen Herzschlag lang sah Dragosz sie auf eine sehr sonderbare Weise an. Dann schüttelte er den Kopf, und ein sehr warmes, fast väterliches Lächeln erschien auf seinen Lippen und erlosch dann wieder. »Gleich wirst du mir erzählen, dass ich diesen Kampf eigentlich gewonnen habe.«
    Arri nickte. »Genau genommen ist es auch so. Du lebst, und sie sind tot. Das könnte man einen Sieg nennen.«
    Dragosz lachte leise. »Weißt du eigentlich, wie sehr du deiner Mutter ähnelst, Arianrhod?«
    Das wusste Arri sehr gut, sie wusste nur nicht, was diese Bemerkung bedeutete, ausgerechnet jetzt. »Warum habt ihr mir nicht gesagt, wie schlimm es um dich steht?«
    Dragosz sah sie verwirrt und vielleicht mit einer Spur von Misstrauen in den Augen an, und Arri fügte mit einer erklärenden Geste hinzu: »An dem Abend, als du mit meiner Mutter gesprochen hast, draußen bei der Mine.«
    »Was dir passiert ist, tut mir aufrichtig Leid«, sagte Dragosz. »Hätte ich auch nur gewusst, dass du dort draußen bist.«
    Arri unterbrach ihn. »Du wusstest es aber nicht. Außerdem war ich ganz allein schuld. Meine Mutter hatte mir befohlen, im Haus zu bleiben. Hätte ich auf sie gehört, wäre vielleicht gar nichts passiert.« Dragosz hatte ihre Frage nicht beantwortet, das war ihr keineswegs entgangen. Und auch der ebenso verwirrte wie leicht misstrauische Ausdruck stand noch immer in seinen Augen. Mehr denn je hatte sie plötzlich das Gefühl, dass er aus einem ganz bestimmten Grund gerade jetzt und gerade hier aufgetaucht war, aber nun nicht so recht zu wissen schien, wie er anfangen sollte. Indem sie ihm Vorwürfe machte - oder auch nur etwas sagte, was er als Vorwurf auslegen konnte - , gewiss nicht.
    »Deine Mutter wollte dich nicht unnötig beunruhigen«, sagte er nach einer Weile nun doch. Er zuckte wieder mit den Schultern; diesmal aber sehr behutsam. »Sie hat mich vor Nors Kriegern gewarnt, aber ich fürchte, ich habe ihre Warnung trotz allem nicht ernst genug genommen. Dabei hätte ich es wissen müssen. Schließlich bin ich ihnen schon begegnet.«
    Das war eine Neuigkeit für Arri, die sie im allerersten Moment überraschte; dann zog sie zweifelnd die Augenbrauen zusammen. »Du sprichst von Kron und seinen Brüdern?« Ihr Herz begann zu klopfen.
    »Ich weiß nicht, wer Kron ist«, antwortete Dragosz. »Aber sie waren zu dritt, ja.« Er legte den Kopf schräg. »Du kennst diese Männer?«
    »Wenn es dieselben sind, über die wir reden, ja. Du hast einen von ihnen erschlagen und den anderen schwer

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