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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Was hast du Rahn versprochen?«
    »Die Frage ist wohl eher, was er jetzt will«, sagte Lea unwillig. »Also?«
    »Nein«, antwortete Rahn. »Die Frage ist, was dir das wert ist, was ich zu erzählen habe.« Er machte eine Kopfbewegung auf den Beutel mit der kostbaren Perle, die Lea jetzt wieder unter ihrem Kleid am Hals trug. »Auf jeden Fall mehr als das da, da bin ich sicher.« Er machte eine kleine Pause, bevor er fragte: »Willst du denn gar nicht wissen, was während deiner Abwesenheit passiert ist?«
    »Nicht im Geringsten«, behauptete Lea. »Wenn ich nicht da bin, wird ja wohl auch nichts Besonderes passieren.«
    Rahn zog eine Grimasse. »Du bist nicht witzig, Lea. Ich frage mich nur, ob dir immer noch nach Scherzen zumute ist, wenn ich dir erzähle, dass Sarn einen Mann nach Goseg geschickt hat, um dort um Hilfe zu bitten.«
    Lea hob die Schultern. »Und?«
    Diesmal antwortete Rahn nicht sofort. Er wirkte ein bisschen enttäuscht, als hätte er eine andere Reaktion auf seine Eröffnung erwartet, fing sich aber schnell wieder. »Aber du weißt nicht, dass er von deinem Geheimnis weiß.«
    Lea blieb weiter ruhig. »Welchem?«, fragte sie lächelnd.
    »Deinem Freund«, antwortete Rahn. »Dem Fremden.«
    Lea blieb auch jetzt vollkommen ruhig, aber Arri entging dennoch nicht, dass sie noch ein wenig bleicher wurde. Sie schwieg.
    »Ich will nur eines von dir wissen, Lea«, fuhr Rahn fort. Er beugte sich noch ein wenig weiter vor. Noch ein kleines Stück, dachte Arri, und er fällt vom Stuhl. Aber an der Situation war überhaupt nichts Komisches. »Sagt Sarn die Wahrheit?«
    »Worüber?«
    »Über dich«, antwortete Rahn. »Er behauptet, du und deine Tochter wären nur hierher gekommen, um uns auszuspähen, und dass dieser eine Fremde nur die Vorhut einer ganzen Horde ist, die kommen wird, um uns alle zu vernichten. Ist das wahr?«
    »Und wenn?«, fragte Lea.
    »Ist es wahr?«, beharrte Rahn.
    »Unsinn!«, sagte Lea verächtlich. »Glaubst du, ich wäre noch hier, wenn es so wäre?« Sie beantwortete Rahns Frage mit einem abgehackten Kopfschütteln. »Du beginnst mich zu langweilen, Rahn. Meine Tochter und ich sind müde. Also sag, was immer du mir zu sagen hast, und dann verschwinde. Renn meinetwegen zu Sarn und erzähl ihm von dem Fremden, mit dem du mich angeblich gesehen hast, wenn es dich glücklich macht, aber stiehl mir nicht meine Zeit.«
    Die Worte aber verfingen bei ihm nicht. Leas ebenso herablassender Ton, der stets ausgereicht hatte, Rahn - und nicht nur ihn - mit wenigen Worten einzuschüchtern oder auch in rasende Wut zu versetzen, je nachdem, was ihre Mutter gerade beabsichtigt hatte, schien nun einfach an ihm abzuprallen. In seinen Augen blitzte es zwar kurz und zornig auf, aber Arri spürte genau, dass der Grund dieses Zornes nicht Leas Worte waren, oder gar die Art, in der sie sprach, sondern nur die Absicht, die hinter beidem stand. Sie dachte noch einmal das Gleiche, was sie gerade schon einmal gedacht hatte, nur, dass es diesmal keine Vermutung mehr war, sondern Gewissheit: Rahn hatte sich verändert. Sogar noch viel mehr, als sie bisher geglaubt hatte.
    Und sie schien nicht die Einzige zu sein, der diese Veränderung auffiel. Auch ihre Mutter wirkte einen Moment lang verwirrt, und möglicherweise sogar ein bisschen erschrocken, aber sie wäre nicht sie gewesen, hätte sie sich nicht fast augenblicklich wieder gefangen.
    »Also?«, fragte sie herausfordernd, als Rahn keine Anstalten machte, auf ihre Worte zu reagieren, sondern sie nur weiter ebenso trotzig wie beinahe belustigt ansah. »Worauf wartest du noch?«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, behauptete er.
    »Welche Frage?«, erwiderte Lea gepresst.
    »Ob es wahr ist, dass dieser Fremde zu denen gehört, vor denen uns Sarn und die Priester aus Goseg gewarnt haben«, erwiderte Rahn. »Ich habe mit Kron gesprochen, weißt du? Und auch mit seinem Bruder. Sie können sich nicht mehr genau an die Männer erinnern, die sie überfallen haben, aber an einen doch - ihren Anführer. Und stell dir vor, erst vor ein paar Tagen habe ich einen Fremden gesehen, auf den ihre Beschreibung nur zu gut passt. Und weißt du, wo das gewesen ist? Und wer bei ihm war?«
    Lea schwieg. Ihre Hand spielte mit dem Schwertgriff.
    »Vielleicht hat es ja einen guten Grund, dass sich Kron und Grahl nur an einen einzigen Mann erinnern können«, mischte sich Arri ein. Ihre Mutter starrte sie fast entsetzt an, während Rahn plötzlich ärgerlichamüsiert aussah -

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