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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit einer braunroten Flüssigkeit gefüllt, die kaum weniger übel roch als Krons Arm. Erschöpft ließ sich Lea zurücksinken. »Das hat keinen Sinn«, wandte sie sich an Grahl. »Ich kann den Arm nicht retten.«
    Grahls Blick machte klar, dass er das gewusst hatte. Trotzdem flammte eine Mischung aus Wut und Entsetzen in seinen Augen auf. »Was soll das heißen?«, fuhr er sie an. »Du kannst alle Verletzungen heilen! Hilf ihm!«
    »Das soll heißen«, antwortete Lea leise, fast traurig, zugleich aber auch sehr entschieden, »dass die Wunde brandig geworden ist. Wenn du es schon nicht siehst, dann solltest du es zumindest riechen.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Er ist dein Bruder. Ich weiß, was er dir bedeutet. Wärt ihr gestern hierher gekommen, hätte ich vielleicht noch etwas tun können. Aber so ist es zu spät. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt.«
    Noch einmal - diesmal aber nur für einen ganz kurzen Moment -blitzte blanker Hass in Grahls Augen auf, aber das Gefühl hielt nicht einmal lange genug an, um Arri erschrecken zu können. Dann machte es einer dumpfen Verzweiflung und einem Schmerz Platz, die sie bei diesem großen, streitlustigen Mann niemals erwartet hätte. »Also. also wird er sterben?«
    Lea ließ eine geraume Weile verstreichen, bevor sie antwortete, und sie sah Grahl dabei auch nicht direkt in die Augen. »Das wissen nur die Götter, Grahl. Ich kann seinen Arm nicht retten.« Sie schwieg kurz und fügte dann noch leiser hinzu: »Aber vielleicht ihn.«
    Grahls Augen wurden groß. Das Entsetzen, das Arri darin las, war offensichtlich noch größer als das bisherige, aber von einer vollkommen anderen Art. »Du. du willst seinen. seinen Arm abschneiden?«, flüsterte er.
    »Er wird mit Sicherheit sterben, wenn ich es nicht tue. Noch heute, spätestens aber morgen. Vielleicht wird er auch sterben, wenn ich es tue, doch wenn nicht, stirbt er bestimmt.«
    Arri spürte ein kurzes, aber eisiges Frösteln. Sie wusste, dass ihre Mutter Recht hatte. Kron gehörte mit zu den stärksten Männern im ganzen Dorf. Die meisten anderen an seiner Stelle hätten nicht einmal den Rückweg hierher lebend überstanden. Dennoch schnürte ihr die bloße Vorstellung dessen, was ihre Mutter gerade vorgeschlagen hatte, die Kehle zu.
    »Aber. mit einem Arm wird er. ein Krüppel sein«, stammelte Grahl. Arri sah, dass er unter all dem eingetrockneten Schmutz und der Sonnenbräune blass geworden war. »Er wird nie mehr auf die Jagd gehen können. Wovon soll er leben? Wie soll er sich und seine Familie ernähren?«
    »Wenn die Götter entscheiden, dass er lebt, dann werden sie auch dafür sorgen, dass er es kann«, antwortete Lea. »Er wird eine andere Arbeit finden. Seine Frau und seine Kinder können ihn versorgen, und Ans' Familie ebenfalls, jetzt, wo er nicht mehr am Leben ist.« Sie hob müde die Schultern. »Er ist dein Bruder. Es ist deine Entscheidung.«
    Grahl schwieg eine lange, schier endlos lange Weile. Er blickte auf seinen bewusstlosen Bruder herab, doch Arri war sicher, dass er etwas ganz anderes sah. Schließlich flüsterte er: »Er wird mich dafür hassen.«
    »Nicht so sehr wie mich«, sagte Lea. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, aber ein wenig schon. Besprich es mit seiner Familie oder auch mit Sarn, wenn du willst. Aber komm schnell zurück. Jeder Moment, den wir noch warten, verschlechtert seine Aussicht, am Leben zu bleiben.«
    Zuerst schien es, als hätte Grahl ihre Worte gar nicht gehört. Sein Blick flackerte unstet über das Gesicht seines bewusstlosen Bruders, wanderte dann zu seinem Arm und saugte sich an der schwärenden Wunde fest. Im ersten Augenblick dachte Arri, dass seine Lippen zitterten, dann aber wurde ihr klar, dass sie lautlose, gestammelte Worte formten, vielleicht in einer Sprache, die nur er allein verstand.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Tu es. Jetzt.«
    »Bist du sicher?«, fragte Lea. »Du hast Recht, weißt du? Er wird dich dafür hassen.«
    »Nicht so sehr wie dich.« Grahl versuchte zu lachen. Es misslang. »Waren das nicht deine eigenen Worte?«
    »Alle hier hassen mich.« Lea schüttelte ernst den Kopf. »Aber du bist sein Bruder.«
    Grahls Blick löste sich von Krons Gesicht, bevor er antwortete, strich mit sonderbarer Kälte über Leas Gestalt und blieb dann an der Klinge des schimmernden Zauberschwertes an der Wand hinter ihr hängen, bevor er antwortete. »Ich habe schon einen Bruder verloren.
    Ich will nicht schuld am Tod eines zweiten sein. Du
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