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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschrockenen Nicken fuhr er herum und rannte regelrecht hinaus.
    »Seid Ihr wirklich sicher?«, fragte Arri den Hohepriester.
    »Womit?« Das Funkeln stand noch immer in Nors Augen, aber Arri gewahrte jetzt auch einen deutlichen Ausdruck von Schmerz darin, und nun, im Nachhinein, erkannte sie, dass derselbe Ausdruck die ganze Zeit über schon nicht aus seinem Gesicht gewichen war und seine Bewegungen und seine Miene diktierte.
    »Dass zwei Männer ausreichen, um mit mir fertig zu werden«, sagte sie. Jamus Gesicht verfinsterte sich nun vor Zorn, und auch in den Augen der jungen Frau flammte wieder purer Hass auf.
    Am liebsten hätte sie sich gleich danach auf die Lippe gebissen. Wer auch immer - die Götter, das Schicksal oder die pure Willkür des Zufalls -, irgendjemand oder -etwas hatte entschieden, dass sie am Leben bleiben würde, und sie sollte froh sein, dass sie überhaupt noch hier stehen und mit dem Hohepriester sprechen konnte, und nicht gesteinigt oder bei lebendigem Leibe verbrannt worden war. Aber statt nun wenigstens jetzt zu schweigen, warf sie Jamu einen kurzen, verächtlichen Blick zu und fuhr dann in noch boshafterem Ton fort: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir mein zukünftiger Ehemann irgendetwas antut, bevor er sich nicht zumindest einmal geholt hat, was er von mir will.«
    Jamu sah nun so aus, als wollte er sich unverzüglich auf sie stürzen, doch Nor hielt ihn mit einem raschen, zwar strengen, aber auch unübersehbar belustigten Blick zurück, sah dann Arri mindestens ebenso belustigt an und vollführte schließlich eine fast beiläufige Geste mit der anderen Hand. Die junge Frau, die zusammengerollt zu seinen Füßen saß, funkelte Arri zornig an und schlug mit der Linken ihren Umhang zurück. Darunter trug sie trotz der Kälte nur einen dünnen Rock, der gerade bis zu den Knien reichte und sonst nichts, sodass man ihre kleinen, noch sehr festen Brüste sehen konnte, die auf verwirrend anmutende Weise tätowiert waren. Und den Griff des schmalen Feuersteindolches, den sie unter den Saum ihres Kleides geschoben hatte. Der Zorn blieb in ihrem Blick, aber nun gesellte sich auch etwas wie eine boshafte Herausforderung und Vorfreude hinzu, die Arri klarmachte, dass sie nur auf einen Vorwand wartete, aufzuspringen und ihre Waffe zu benutzen.
    »Was Jamu angeht, könntest du sogar Recht haben«, sagte Nor. »Doch wie du siehst, bin ich nicht ganz schutzlos.« Ein Ausdruck von übertrieben gespieltem Bedauern erschien auf seinem Gesicht und löste sich mit dem Seufzen wieder auf, das über seine Lippen kam. »Auch wenn ich selbst vielleicht nicht ganz im Vollbesitz meiner Kräfte bin. Die Zauberkräfte deiner Mutter haben mich zwar vor dem Feuer beschützt, aber sie verlangen einen hohen Preis, und manchmal kommt es mir so vor, als ob er jedes Mal ein bisschen höher würde.«
    Im allerersten Moment verstand Arri nicht einmal, wovon er überhaupt sprach. Dann blinzelte sie, sah Jamu an - er grinste plötzlich -, wandte sich wieder zu Nor und trat einen Schritt weit auf ihn zu. Nicht nahe genug, um Jamu oder gar Nors Frau zu irgendetwas zu provozieren, jedoch nahe genug, um ihn genauer erkennen zu können. Der ungesunde, graue Schimmer, den seine Haut zu haben schien, lag nicht nur an dem schwachen Licht, das hier drinnen herrschte. Was sie vorhin im Heiligtum schon einmal bemerkt zu haben glaubte, wurde nun zur Gewissheit: Seine Haut war tatsächlich von einer grauen Ascheschicht bedeckt, doch dort, wo sie abgewischt oder verschmiert war, konnte sie eine Unzahl winziger Brandbläschen und roter, nässender Stellen erkennen. Nor hatte dem Wüten des Feuers nicht ganz so unbeschadet standgehalten, wie es im ersten Moment ausgesehen hatte. Aber was hatte das mit den Zauberkräften ihrer Mutter zu tun?
    Dann begriff sie. Erstaunt wich sie einen Schritt zurück und sah nun eindeutig verunsichert zu Jamu hin.
    »Nur keine Scheu«, sagte Nor. »Jamu genießt mein volles Vertrauen. Wir können ganz offen in seiner Gegenwart reden.« Anscheinend sah er Arri an, wie schwer es ihr fiel, ihm zu glauben, denn er fügte in etwas leiserem und warmem Ton hinzu: »Und du brauchst ihn auch nicht zu fürchten. Jamu wird dich nicht anrühren. Es sei denn, du möchtest es.«
    Arris Blick musste wohl noch zweifelnder werden, denn Jamus Grinsen erlosch wieder, und der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde ärgerlich. »Nicht einmal dann«, sagte er verächtlich. »Ich habe eine Frau. Und bevor ich mich mit einer wie

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