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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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- diesmal etwas längeren -Pause und in, wenn auch nur wenig, sanfterem Ton fort. »Ich habe Männer ausgeschickt, die nach deiner Mutter suchen. Es ist nicht ihr Auftrag, sie zu töten.«
    »Sondern?«, fragte Arri überrascht. Sie sah Nor sehr aufmerksam an, doch in seinem Gesicht war keine Spur von Falschheit und Heimtücke.
    »Sie sollen nur mit ihr reden«, antwortete Nor. »Sie werden ihr ausrichten, dass du lebst und dass du am Leben und bei Gesundheit bleibst, so lange die fremden Krieger aus dem Osten unsere Grenzen achten und keinem von uns ein Leid antun.«
    »Aber meine Mutter.«, begann Arri.
    »Kennt zumindest einen von ihnen sehr gut«, unterbrach sie Jamu. »Wenn diese Fremden die Zauberkräfte deiner Mutter ebenso hoch einschätzen und wertvoll finden wie manche von uns, dann werden sie auf sie hören.«
    Nun also war es heraus, dachte Arri bitter. Sie war eine Geisel, nicht mehr und nicht weniger. Aber hatte sie wirklich etwas anderes erwartet?
    Sie hatte plötzlich nicht mehr die Kraft, Jamus Blick standzuhalten, und wandte sich fast flehend wieder an den alten Hohepriester. »Meine Mutter kennt dieses Volk so wenig wie ich oder Ihr. Es ist wahr, dass sie mit Dragosz gesprochen hat.«
    »Gesprochen?«, warf Jamu in hämischem Ton ein.
    Arri achtete nicht weiter auf ihn. »Aber es ist nur dieser eine Mann! Sie war niemals bei seinem Volk. Sie weiß nichts über es und seine Absichten!«
    »Das mag sein«, sagte Nor. »Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist es nur das, was sie dir erzählt hat.«
    »Meine Mutter würde mich niemals belügen!«, widersprach Arri heftig.
    Nor machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten, aber sie konnte Jamus breites Grinsen spüren, obwohl sie nicht einmal in seine Richtung sah.
    »Genug«, sagte Nor müde. »Es wird so geschehen, wie es die Götter bestimmt haben. Du wirst noch heute mit Jamu vermählt, und wenn die Feierlichkeiten vorüber sind, werden wir eine Beschäftigung in der Priesterstadt für dich finden, wobei du uns das geheime Wissen deiner Mutter lehren kannst, ohne dass jedermann es mitbekommt.«
    Damit gab Nor im Grunde zu, dass er vorhatte, sein Volk zu betrügen, dachte Arri. Wie verzweifelt musste dieser Mann sein?
    Erneut fiel ihr auf, wie erschöpft und müde Nor aussah. Er hielt sich jetzt mit aller Kraft aufrecht, doch sie hatte sich getäuscht: Die vermeintliche Stärke, die er nun wieder ausstrahlte, war keine wirkliche Kraft, sondern nur sein purer Wille, mit dem er seinen Körper zwang, Dinge zu tun, zu denen er eigentlich gar nicht mehr imstande war. Arri wusste aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft gerade Brandverletzungen waren, und vor allem wie tückisch, spürte man doch ihre wahre Schwere manchmal erst nach einem Tag, wenn es zu spät war, wirklich etwas dagegen zu tun. Nor mochte einen gewaltigen Sieg über seinen Konkurrenten errungen haben, indem er vor den Augen seines gesamten Volkes bewiesen hatte, dass seine Götter ihm die Kraft gaben, sogar mit dem gefährlichsten und unberechenbarsten aller Elemente fertig zu werden, dem Feuer, doch Arri war nicht sicher, ob er sich tatsächlich klar darüber war, welchen Preis er wirklich dafür bezahlt hatte. Der Hohepriester war schwer verletzt. Vielleicht schwerer, als er selbst zugeben wollte. Vielleicht würde er sterben.
    »Wasser«, bat Nor plötzlich. Das Wort galt seiner Frau, die sich unverzüglich mit einer fließenden Bewegung erhob und davoneilte, um schon im nächsten Augenblick wieder zurückzukehren, eine flache, reich verzierte Tonschale mit frischem, klarem Wasser in den Händen. Der Blick, mit dem sie Nor maß, während sie die Schale an seine Lippen setzte, dachte Arri, war wenig mitfühlend, aber sehr aufmerksam. Abschätzend?
    »Sarn wird das niemals zulassen«, fuhr sie fort. »Er wird.«
    Sie unterbrach sich, als sich Nor an seinem Wasser verschluckte und qualvoll und hart zu husten begann. Nors Frau wollte die Schale von seinen Lippen zurückziehen, doch er griff rasch nach ihrem Handgelenk und hielt es fest. Sein ausgemergelter Körper schüttelte sich in Krämpfen, und für einen Moment sah es aus, als bekäme er keine Luft mehr und drohte zu ersticken. Dann jedoch beruhigte er sich wieder.
    »Du hast Angst, dass ich sterben könnte und Sarn sich dann an dir rächt«, würgte er mühsam hervor. Er wollte das Gesicht zu einem Grinsen verziehen, doch es geriet nur zu einer abscheulichen Grimasse. Mühsam schüttelte er den Kopf, trank mit großen,

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