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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Leben darin, auch wenn es schwächer wurde, und ein abgrundtiefes, vollkommen fassungsloses Entsetzen, das alles übertraf, was Arri jemals zuvor gesehen hatte. Seine Hände waren kraftlos heruntergefallen, und aus seiner zerschnittenen Kehle schoss noch immer eine pulsierende, rote Fontäne, die nicht nur seine Brust und seinen Mantel und den Stuhl besudelte, sondern auch Arris Gesicht und Brust. Seine Lippen bewegten sich, als versuche er noch etwas zu sagen, aber er brachte keinen Laut mehr hervor, und dann, so plötzlich, als hätte der Dolch ein zweites Mal und jetzt sein Herz getroffen, verschwand das Leben aus seinen Augen, und sein Körper erschlaffte endgültig und sackte in dem gestohlenen Symbol seiner Macht zusammen.
    Hinter ihnen wurden aufgeregte Stimmen und Schritte laut. Männer stürmten herein. Jemand schrie etwas, und Jamu zerrte Arri mit einem brutalen Ruck zurück, ließ endlich ihr Gesicht los und schleuderte sie aus der gleichen Bewegung heraus zu Boden, umklammerte ihre Hand, die die Mordwaffe hielt, dabei aber noch immer mit aller Kraft, sodass ihr Arm brutal aus dem Schultergelenk gedreht wurde und sie vor Schmerz fast das Bewusstsein verlor. Wie durch einen dichten Nebel hörte sie Jamu weiter und mit schriller, hysterischer Stimme schreien.
    »Sie hat ihn getötet! Das verdammte Hexenkind hat Nor umgebracht!«
    Aber das war doch nicht wahr! Arri trieb am Rande einer tiefen Bewusstlosigkeit entlang. Sie war nicht fähig, sich zu rühren oder auch nur einen einzigen Laut hervorzubringen, und doch war noch immer etwas in ihr, das mit nichts anderem als Empörung auf diese ungeheuerliche Lüge antwortete.
    Aufgeregte Schritte näherten sich ihr. Stimmen begannen durcheinander zu rufen und zu schreien, und sie spürte, dass sie getreten wurde, zwei oder drei oder auch vier Mal und sehr hart, aber der grelle Schmerz, der in ihrem Leib explodierte, schien völlig bedeutungslos zu sein. Ganz im Gegenteil bereitete er ihr keine Pein, sondern half ihr eher noch dabei, den Kampf gegen die Schwärze zu gewinnen, die ihre Gedanken verschlingen wollte. Aus den grauen Nebeln, die ihren Blick verschleierten, schälten sich Gestalten, hasserfüllte Gesichter, die auf sie herabblickten, ein Speer, der in ihre Richtung stieß und im letzten Augenblick von einer Hand beiseite geschlagen wurde.
    Dann klärte sich ihr Blick endgültig, und mit dieser Klarheit kamen auch die Schmerzen, die sie bisher nur registriert, nicht aber wirklich gespürt hatte. Ihre rechte Hand pulsierte wie das herausgerissene, aber noch schlagende Herz eines Beutetiers, und die Tritte mussten ihr mindestens eine Rippe gebrochen haben, wenn nicht mehr. Jeder Atemzug bereitete ihr Qual, und ihre Schulter war tatsächlich ausgekugelt und schien in Flammen zu stehen. Eine schmale, auf einen Knotenstock gestützte Gestalt in einem bunten Mantel näherte sich ihr und scheuchte die durcheinander laufenden und rufenden Krieger mit einer herrischen Bewegung beiseite.
    »Was ist geschehen?«, herrschte Sarn. »Jamu! Sprich! Was ist hier passiert?« Der Krieger ließ endlich ihre Hand los, und Arris Arm fiel kraftlos auf den Boden herab. Ihre Finger öffneten sich, und der blutbesudelte Dolch rutschte klappernd ein Stück davon und blieb direkt vor Sarns Füßen liegen.
    »Es war nicht meine Schuld!«, verteidigte sich Jamu. Seine Stimme zitterte, und die Angst darin war echt. »Es ging alles so schnell, dass man es nicht einmal wirklich sehen konnte. Sie muss ihre Zauberkräfte eingesetzt haben!«
    »Zauberkräfte?«, schnappte Sarn. »Du warst dafür verantwortlich, dass Nor nichts geschieht! Warum hast du nichts getan?«
    »Es ist nicht meine Schuld!«, rief Jamu wieder. Seine Stimme klang jetzt fast weinerlich. Arri versuchte, sein Gesicht zu erkennen, aber ihre Augen verweigerten ihr immer noch den Dienst. Alles, was sie sehen konnte, war ein verwaschener grauer Fleck, der immer wieder auseinander zu treiben schien, und das galt auch für alle anderen Gesichter hier - seltsamerweise nur nicht für das Sarns. Seine faltigen Züge konnte sie genau erkennen, und auch den bösen Triumph, der in seinen Augen loderte.
    »Sie muss mich verzaubert haben«, beteuerte Jamu. »Mich und auch Sasa.« Er deutete auf Nors Frau, die sich mühsam auf die Ellbogen hoch gestützt hatte und immer wieder benommen den Kopf schüttelte. Ihr Gesicht begann bereits anzuschwellen. Blut lief aus ihrer Nase und ihrer aufgeplatzten Unterlippe, und ihr Blick tastete

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