Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
auch nicht«, gab Isana heftig zurück. »Dafür hab ich ein paar Kinder und Alte behandeln müssen, die sich noch immer wegen des kräftigen Bauchgrimmens krümmen.«
Rar winkte ab und trat näher. »Alles Kleinigkeiten. Oder hast du schon vergessen, welche Abenteuer ich und Taru wegen deiner Arianrhod erlebt haben?«
»Es ist nicht meine Arianrhod«, widersprach Isana. »Und deine Märchen kenne ich nur zu gut. Du redest ja schon seit Tagen von nichts anderem.«
»Ach was«, winkte Rar. »Ich hab dir ja noch nicht einmal die Hälfte erzählt. Dieser Krieger aus Goseg, der sich mir in der Weg stellen wollte …«
»Nur ein Krieger?«, fragte Isana scheinheilig. »War es nicht ein ganzer Tross?«
Rar blinzelte überrascht. »Ja, natürlich. Es waren vier, fünf – eben ganz viele. Aber der eine ist mir in den Weg getreten …«
»Der war bestimmt riesengroß«, sagte Isana scheinbar beeindruckt. »Und er musste sich bücken, um auf dich herunterzusehen.«
Rar seufzte. »Mädchen. Von nichts eine Ahnung, aber immer ein dummes Sprüchlein auf den Lippen.« Er spannte seine Armmuskeln an. »Siehst du das? Natürlich bin ich der Größte und Stärkste. Wenn dir mal jemand dumm kommt, dann freust du dich bestimmt, wenn ich dir beispringe!«
Isana klimperte mit den Augen. »Ja. Weil uns Mädchen ja gar nichts einfällt, um Männer zu verwirren.«
Rar starrte sie an, und Isana konnte ihm ansehen, wie er um eine Antwort rang. Schließlich schüttelte er jedoch den Kopf, und als sei das Thema damit auf angemessene Weise erledigt, sagte er: »Machst du mir den Fisch fertig? Ich habe Hunger!«
»Den hatte der kleine Prytio auch«, antwortete Isana böse. »Jetzt ist er tot.«
»Dann kann er mir wenigstens nichts mehr wegessen«, stellte Rar fest. Als ihn Isana wegen der vorlauten Bemerkung anfahren wollte, winkte er jedoch ab. »Schlimm, schlimm, dass diese verfluchte Drude so viele von uns vergiftet hat. Aber ich sag es ja immer wieder: Man muss sehr vorsichtig mit allem sein, was man isst. Auch wenn man ein kleiner Junge ist und Prytio heißt.« Er leckte sich auf eine Art über die Lippen, die Isana einfach widerlich fand. »Außerdem habe ich jetzt wirklich Hunger.«
Er machte einen Schritt nach vorn und streckte die Hand nach dem Holzgefäß aus, in den der blaugrün schimmernde Fisch eingelegt war – aber Isana war schneller. Flink wie eine Katze fischte sie sich das glitschige Rotauge aus dem Sud und tat zwei, drei Schritte zurück, bevor sie mit ihrem Fang stehen blieb und den Kopf schräg legte. »Du gehst jetzt besser und tust das, was dir mein Vater aufgetragen hat!«
Rar wirkte erst verblüfft, dann verärgert – und schließlich verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen. »Wenn ich es mir recht überlege, hast du mir gar nichts zu sagen. Und nur, damit du es weißt: Kenan hat mir aufgetragen, dich im Auge zu behalten, während er nicht da ist.«
»Dann pass nur auf, dass ich dir nicht eines deiner hübschen blauen Äuglein auskratze, Schmiedejunge«, fauchte Isana. »Und jetzt lass mich allein. Ich habe zu tun.«
Rar verzog das Gesicht. »Du willst dir doch nur in aller Ruhe den Fisch einverleiben. Dabei steht er dir bestimmt nicht zu. Ein ganzer Fisch, nur für dich allein? Das geht doch nicht!«
»Und ob das geht!« Isana ging zum Schmiedefeuer hinüber und stellte die Schale mit dem Fisch neben dem bauchigen Tongefäß ab, in dem sie bereits eine ganz besondere Kräutermischung nach eigenem Rezept vorgekocht hatte. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst«, sagte sie über die Schulter hinweg. »Ich bin jetzt die Heilerin!«
»Und ich werde einmal der berühmteste Schmied im ganzen Land sein«, prahlte Rar. »Wie wäre es da mit uns beiden? Ein Schmied und eine Heilerin – das passt doch gut zusammen. Was hältst du davon, wenn ich dich zur Frau nehme?«
» Du willst mich zur Frau nehmen, du Habenichts?« Isana schüttelte den Kopf. »Schlag dir das gleich mal wieder aus dem Kopf. Aus dir wird niemals ein Schmied – du kannst doch schon froh sein, wenn du das Schmiedefeuer entfachen und den Blasebalg bedienen darfst!«
»Und ob ich ein Schmied werde«, begehrte der Junge auf. »Ich weiß doch, wie man Waffen und Werkzeuge fertigt: Man schlägt einfach die Form in einen Stein, bedeckt sie dann ausreichend mit Sand und gießt das flüssige Metall hinein!«
Isana verdrehte die Augen. »Und welche Legierung wählst du? Wie viel Zinn, wie viel Kupfer brauchst du dafür? Was ist zu beachten,
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