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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ersticken. Vorausgesetzt natürlich, meine Tochter möchte die Glut nicht noch benutzen, um mir eine herzhafte Mahlzeit zuzubereiten.«
    Isanas Herz machte einen schmerzhaften kleinen Hüpfer. Sonst war es ihr streng verboten, dem Schmiedefeuer auch nur nahe zu kommen: kochen musste sie auf der dafür eigens eingerichteten Kochstelle bei der leer stehenden Nachbarhütte. Erst zum Winter hin wollte ihr Vater auch im Haus eine Koch- und Feuerstelle einrichten.
    »Ich brauche jetzt einfach etwas zu essen«, brummte er, als habe er ihre Gedanken erraten. »Und dann werde ich mit dem Ältestenrat beratschlagen, wie wir an Erz kommen. Es gibt schließlich auch noch andere Handelsplätze als dieses verfluchte Goseg!«
    »Ja, Vater, natürlich«, beeilte sich Isana zu sagen. Sie starrte zu dem Fisch hinab, und er blickte aus seinen roten toten Augen zu ihr hoch, als wolle er sagen: »Siehst du, ich hab dir doch gleich gesagt, dass das nicht gut gehen kann!«
    »Wie ich sehe, hast du schon eine Suppe vorbereitet.« Kenan verpasste Rar einen zweiten Schubser, der den Jungen wegstolpern ließ, und kam nun mit seinen zwar tapsigen, aber kraftvollen Bärenbewegungen auf Isana zu. »Dann gib sie mir mal. Oder halt sie eben noch übers Feuer. Ich brauch auf den Schreck mit dem Erz ganz schnell was in den Magen.«
    Rar machte, dass er wegkam – und Isana sah von ihm zu ihrem Vater, hin und her. Ihre Gedanken überschlugen sich. Die Suppe war nicht für den Vater bestimmt gewesen, und sie war auch noch gar nicht fertig. Alles lief so schrecklich schief wie die ganzen Tage schon, am liebsten wäre sie einfach schreiend davongelaufen.
    Aber das ging nicht. Sie bückte sich, hob die Schale mit der Suppe auf und überlegte gerade, wie sie sie am besten wärmen konnte, als ihr Vater die Frage stellte, die sie die ganze Zeit über schon gefürchtet hatte: »Für wen wolltest du eigentlich den Fisch zubereiten? Für mich, das kann ja nicht sein, denn ich mag Rotaugen direkt über dem Feuer gebraten – und das weißt du auch ganz genau.«
    Noch klang seine Stimme nicht unbedingt unfreundlich, aber es schwang so etwas wie eine unausgesprochene Drohung darin mit – die sich jederzeit bewahrheiten würde, wenn er die falsche Antwort bekam.
    »Nun, eigentlich … ich wollte ihn wohl eher für mich selbst machen …«
    Kenan schüttelte den breiten Schädel. »Kind, Kind. Du weißt doch, dass ich immer merke, wenn du mich belügst. Tu mir das nicht an.« Seine Stimme hatte plötzlich den Klang von zwei groben Steinen, die man aneinanderreibt. »Du wolltest doch nicht etwa eine Suppe für die Drude kochen?«
    Isana schluckte krampfhaft. Gab es hier einen Ausweg? Konnte sie ihrem Vater irgendeine andere Geschichte auftischen, die er ihr glauben würde?
    Das vermochte sie natürlich nicht. »Ich … der Ältestenrat … Abdurezak selbst …« Sie straffte sich. »Ich muss ihr etwas zu essen bringen! Ich bin die Heilerin, und ich muss sehen, dass sie bei Kräften bleibt – für den Prozess!«
    Ihr Vater sah sie nur an – und rührte sich nicht. Doch in seinen Augen veränderte sich etwas. Jede Spur von Zuneigung und Verständnis schwand und machte etwas anderem Platz, das Isana gar nicht mit Worten benennen wollte.
    »Sag mir, dass dies nicht wahr ist«, knurrte er. »Du hast dir von dieser Fremden den Platz als Heilerin streitig machen lassen, der eigentlich dir zugestanden hätte, du bist ihr hinterhergelaufen wie … eine Dumme, du hast ihr immer und überall geholfen, wo du nur konntest – UND DU HÄLTST TATSÄCHLICH JETZT IMMER NOCH ZU IHR! «
    Den letzten Satz hatte er so laut gebrüllt, dass Isana nach hinten getorkelt wäre, hätte sie nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. So schrumpfte sie nur in sich zusammen und schlug den Blick zu Boden.
    »Die Herren von Goseg«, fuhr ihr Vater leiser, aber kein bisschen weniger drohend, fort, »sind die eine Sache. Meine eigene Tochter aber, das ist etwas ganz anderes. Wie kannst du mich nur so hintergehen?«
    »Aber Abdurezak …«
    »Abdurezak hat dir bestimmt nicht aufgetragen, der Drude eine Fischsuppe zu kochen, wie sie in diesen harten Zeiten kaum jemandem zusteht. Er hat dir gewiss nur aufgetragen, ihr ein trockenes Fladenbrot zu reichen.« Wieder legte er den Kopf schief. »Sag, wenn es anders war.«
    Isana schüttelte den Kopf. »Nein«, hauchte sie. »Es war genauso, wie du sagst, Vater. Aber … die Drude hat all die Tage nichts gegessen. Sie muss doch bei Kräften bleiben. Und

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