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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schwäne, aber keine Krähen – und erst recht keine Raben. Dies hier aber war der größte und widerlichste Rabe, den sie jemals gesehen hatte.
    Jetzt war sie sich sicher, dass die Götter ihr Urteil gefällt hatten. Von Lea wusste sie, dass es Raben gab, die mehr waren als nur große Vögel, dass sie mächtig waren, manchmal auch weise, zumeist aber hart und grausam: Boten der Götter, die im Vorfeld eines großen Unglücks geschickt wurden, vielleicht, um die Menschen zu warnen, vielleicht aber auch nur, um sie zu verhöhnen.
    Mit einem Schaudern wandte sich Arri wieder ab und blickte zu dem Mann hinab, mit dem sie seit zwei Sonnenwenden das Lager geteilt hatte, und der nun tot und aufgebahrt unter ihr lag. Ein einzelner Sonnenstrahl tastete sich durch das Schilf und glitt mit einer fast zärtlich wirkenden Geste über Dragosz’ Gesicht. Fast schien es ihr, als blinzele er, durch die Helligkeit geweckt, und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    Was, wenn er nun doch die Augen aufschlug, sie mit kaltem Blick musterte, um sich dann von seinem Totenlager zu erheben? Was, wenn er das kostbare Schwert, das zur Vorbereitung für einen letzten Kampf in der Ewigkeit neben ihm lag, noch fester packte? Was, wenn er sie damit enthaupten wollte – zur Strafe dafür, dass sie so schrecklich versagt hatte?
    Eine Träne lief ihr über die Wange, ganz langsam und fast zögernd. Während dann Sonnenstrahl auf Sonnenstrahl durch das Schilf brach und mit seinen Ausläufern über Dragosz’ Gesicht und Körper glitt, streckte sie allmählich die Hand aus und beugte sich ein Stück weiter vor, zwischen Angst und Hoffnung zerrissen.
    Da … da zuckte ein Mundwinkel … Da rührte sich ein Finger … Da … streckte sich ein Arm …
    Dann brach das Gemurmel der alten Männer in der Zeremonienhütte ab.

Kapitel 2
    Zakaan spürte ein Kribbeln in den Fingerspitzen, ein Gefühl an der Wahrnehmungsgrenze, so zart und sacht, dass er es fast nicht bemerkt hätte. Lange Zeit hatte er auf diesen Augenblick gewartet, viel zu lange schon, und obwohl er oft genug versucht hatte, in die Szene, die ihn jetzt erwartete, hineinzutauchen, war ihm doch so, als entglitte ihm nun alles, als verflüchtige sich mit jedem Atemzug ein Stück seiner Sicherheit.
    Wie schon unzählige Male zuvor saß er am Feuer, und doch war alles ganz anders als sonst. Es war nicht Tag, es war nicht Nacht, es war die Zeit dazwischen, die Zeit im Nirgendwo, in der der Mond gerade noch als fahle gelbe Sichel sichtbar war und sich die Sonne doch schon zaghaft vorschob, um die Welt in das gleiche Blutrot zu tauchen, das ein Kind sah, bevor es Ygdra aus dem Schoß seiner Mutter als Neugeborenes in die Welt entließ. Und Ygdra war es auch, die ihm als Göttin der Fruchtbarkeit das Fleisch der Göttin angeboten hatte. Doch dazu hatte er erst einmal die ganze Nacht über mit großer Sorgfalt alle notwendigen Rituale vollziehen müssen, um sich dann im Licht der blutigen Morgensonne ganz der geheimen Pilzmischung der Göttin hingeben zu können.
    Zakaan tat dies mit aller Vorsicht, und auch nur dann, wenn er es als wirklich notwendig empfand. Der Pilzgenuss konnte schlimme Folgen haben, zu Krämpfen führen, zu dauerhaften Wahnvorstellungen, oder sogar tödlich enden. Doch dieses Wagnis musste er eingehen. Es gab so vieles, was er zu klären hatte, und so viele Antworten, die ihm Ragok der Bezwinger vollkommen zu Recht abverlangte, um zu entscheiden, wie es im Kampf um Urutark weitergehen sollte.
    Und ganz nebenbei wäre er auch bereit, sein eigenes, ohnehin schon viel zu lange währendes Leben zu opfern, wenn sein Volk dadurch nur endlich zur Ruhe kam. Und vielleicht auch nur, wenn es irgendwie weiterging, wenn wieder gesunde Kinder geboren wurden und zumindest die Chance hatten, in einer Welt aufzuwachsen, die lebenswert war und so fest gefügt, dass sie auch das Erwachsenenalter erreichen konnten. Es durfte so nicht mehr weitergehen, es musste sich etwas ändern, und zwar ganz schnell!
    Ragok sah es ganz genau so. Bei ihrer Ankunft hier vor zwei Tagen hatte der Herrscher des zusammengeschmolzenen Haufens nach oben geblickt und gesagt: »Siehst du das da oben, alter Freund? Es sieht ganz danach aus, als würdest du dort nach langer Zeit endlich wieder Steine für einen Kreis der Ygdra finden. Dies ist ein gutes Omen. Ygdra wird dir dabei helfen, den Beistand der Stammväter zu erflehen. Und wenn du es richtig anstellst, wird sie dir zeigen, wo wir die Himmelsscheibe finden

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