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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und unfassbar, dass sie einen erstickten Laut von sich gab und ein weiteres Stück in sich zusammensackte.
    Dragosz war tot, war unwiederbringlich von ihr gegangen. In dieser Nacht war kein Leben mehr in ihm gewesen, er hatte tot dagelegen – in dem Einbaum, hingestreckt von einem heimtückischen Gift, das seinen Körper hatte verkrampfen lassen und ihm den Schaum auf die Lippen getrieben hatte. Er hatte keinen Atemzug mehr tun können, hatte nicht die Hand nach ihr ausstrecken, sie nicht anlächeln und sie auch nicht mit einem scharfen Wort zurechtweisen können …
    Das Gefühl des Verlustes wurde übermächtig. Von ihrer Unterlippe lösten sich ein paar Blutstropfen und platschten leise vor ihr aufs Holz. Plötzlich hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Was würde sie nicht alles dafür geben, Dragosz noch einmal in die Arme nehmen zu können, um das heiße, pulsierende Leben zu spüren, das ihn bis gestern wie selbstverständlich durchströmt hatte!
    »Dieser Abend wird etwas ganz Besonderes«, hatte Dragosz kurz vor dem Fest zu ihr gesagt. »Wir feiern nicht nur den Bau des Pfahldorfs, sondern auch den Beginn eines neuen Lebens. Und gleich am nächsten Morgen werde ich die Himmelsscheibe aus ihrem Versteck holen, und wir wollen zusammen mit Abdurezak versuchen, ihr Geheimnis zu ergründen. Ich verspreche dir, dass die Zeit des Leidens und der Entbehrungen damit endgültig vorbei sein wird!«
    Die Zeit des Leidens und der Entbehrungen sollte vorbei sein? Nein, Dragosz , dachte sie jetzt, sie fängt doch gerade erst an.
    Und das nur, weil sie gescheitert war. Dabei hatte sie alles versucht, um Dragosz wiederzubeleben. Sie hatte das geheime Wissen ihrer Mutter angewendet, um das Gift aus seinem Körper zu zwingen – aber es hatte nichts genützt. Sie hatte als seine Frau versagt, und ebenso als Heilerin – und jetzt würde sie auch noch als Mutter versagen.
    »Warum nur, Dragosz?«, flüsterte sie. »Warum bist du nur von mir gegangen?«
    Taru hatte ihn hier im Totenschiff aufgebahrt, auf dem Wasser, noch bevor das Licht des Mondes mit den Wellen zu spielen begonnen hatte. Doch dann waren dunkle Wolken aufgezogen und hatten den frischen Wind mit sich gebracht, der Arris Haar zerzauste und sie frösteln ließ. Es hatte nicht länger gedauert, als einen Holzeimer an einem Seil in einen Brunnen hinabzulassen und Wasser zu schöpfen; aber lang genug, um all dies wieder durcheinanderzubringen, was Taru so sorgfältig in Ordnung zu bringen versucht hatte.
    Dabei war nichts in Ordnung. Überhaupt nichts.
    Dragosz war tot, sein halbwüchsiger Sohn von Hass zerfressen.
    Und das Dorf von einer fürchterlichen Katastrophe getroffen, und dies war ausgerechnet während des ausgelassenen Fests geschehen, mit dem sie die geglückte Neugründung der Siedlung am See hatten feiern wollen, den friedlichen Neubeginn nach einer zermürbend harten Zeit der Kämpfe und Hungersnächte. Eine heitere, ausgelassene Stimmung war das gewesen. Der Geruch von Gebratenem war verlockend durchs Pfahldorf gezogen, die Kinder hatten fröhlich herumgetobt, die harten Züge der älteren Männer und Frauen, in die sich die Strapazen der langen Wanderung eingegraben hatten, hatten schon angefangen sich zu entspannen. Vom Ufer her war Musik über den See gezogen, das eintönige Schlagen auf fellbespannten Trommeln, der lang gezogene, manchmal fröhlich überkippende Gesang, später untermalt von hellen Flötenklängen, dem Geklapper von Knochenratschen und Schildkrötenrasseln. Und dann hatte es natürlich auch das Stampfen der Tänzer gegeben, die das Uferfeuer umtanzten.
    Krüge waren herumgereicht worden, die großen für das einfache Volk, während Dragosz und dem Rat die kleinen kostbaren Krüge gereicht wurden, die die Raker aus ihrer weit entfernten Heimat mitgebracht hatten. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, der Rhythmus der Musik wurde lauter, fordernder, die Luft vibrierte vor Anspannung und Aufregung, Gelächter und Geschnatter vermischten sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, der die Männer anspornte, alles aus ihren Instrumenten herauszuholen und die ausgelassene Menge doch noch zu übertönen. Überall waren fröhliche Gesichter zu sehen gewesen, am Ufer, wo von drei großen Feuerstellen Qualm und der Duft gebratenen Fleisches aufstiegen, auf den Stegen des Pfahldorfs und in den Hütten, wo gesungen und getanzt wurde, und selbst in der Zeremonienhütte, wo die Ältesten zusammenhockten und Rauchkraut

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