Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
Vom Netzwerk:
Salomonis. Nun muss ich die Mütze noch tiefer in die Stirn ziehen.
    – Du weißt noch nicht, wie man das macht, sagte Dee. Sei auf der Hut, oder ich lasse dir auch die Nase abreißen. I will show you Fear in a Handful of Dust ...
    Er hob eine knochige Hand und sprach das schreckliche Wort: Garamond! Ich fühlte in mir eine Flamme brennen. Ich floh (in die Nacht).
    Es brauchte ein Jahr, bis Dee mir verzieh und mir sein Viertes Buch der Mysterien widmete, »post reconciliationem kellianam«.
     
    In jenem Sommer war ich von abstrakten Leidenschaften ergriffen. Dee hatte mich nach Mortlake gerufen, wir waren vollzählig bei ihm versammelt: ich, William, Spenser und ein junger Aristokrat mit fliehendem Blick, Francis Bacon. He had a delicate, lively, hazel Eie. Doctor Dee told me it was like the Eie of a Viper. Der Alte enthüllte uns einen Teil des Kosmischen Komplotts. Es ging darum, in Paris den fränkischen Flügel der Templer zu treffen und zwei Teile einer Karte zusammenzusetzen. Dee und Spenser sollten hinfahren, begleitet von Pedro Nuñez. Mir und Bacon vertraute er Dokumente an, und wir mussten schwören, sie nur zu öffnen, falls sie nicht wiederkämen.
    Sie kamen wieder, einander heftig beschimpfend. – Das ist ganz unmöglich! rief Dee. Der Plan ist mathematisch exakt, er hat die astrale Perfektion meiner Monas leroglyphica. Wir mussten sie treffen, es war die Johannisnacht!
    Ich hasse es, unterschätzt zu werden. Ich fragte ihn:
    – Die Johannisnacht für uns oder für sie?
    Dee schlug sich die Hand vor die Stirn und stieß grässliche Flüche aus. – Oh, rief er, from what. power hast thou this powerful might? – Der blasse William notierte sich den Satz, der feige Plagiator. Dee konsultierte fieberhaft Kalender und Ephemeriden. Gottverdammt, Gottverflucht, wie konnte ich nur so blöd sein?! – Er beschimpfte Pedro Nuñez und Spenser. – Muss ich denn an alles denken? Hundsfott von einem Kosmographen! brüllte er Nuñez an. Dann rief er laut: Amanasiel! Zorobabel! Und Nuñez taumelte rückwärts wie von einem unsichtbaren Widder in den Magen gestoßen, wich erbleichend ein paar Schritte zurück und brach zusammen. – Hornochse! sagte Dee.
    Spenser war blass. Er stammelte mühsam: Man könnte einen Köder auswerfen. Ich beende gerade ein Poem, ein allegorisches Epos über die Feenkönigin, in das ich versucht bin, einen Ritter vom Roten Kreuz einzubringen ... Lasst mich schreiben. Die wahren Templer werden einander erkennen, sie werden begreifen, dass wir Bescheid wissen, und werden Kontakt mit uns aufnehmen ...
    – Ich kenne dich, sagte Dee, bis du fertig geschrieben hast und die Leute dein Epos zur Kenntnis nehmen, vergeht ein Lustrum oder gar ein Dezennium. Aber die Idee mit dem Köder ist gar nicht so dumm.
    – Warum kommunizieren Sie nicht durch Ihre Engel mit den Franzosen, Doktor? fragte ich ihn.
    – Hornochse, sagte er nochmals, und diesmal zu mir. Hast du nicht den Trithemius gelesen? Die Engel des Empfängers intervenieren, um eine Botschaft zu entschlüsseln, wenn er sie erhält. Meine Engel sind keine reitenden Boten. Die Franzosen sind verloren. Aber ich habe einen Plan. Ich weiß, wo ich jemanden von der deutschen Linie finden kann. Wir müssen nach Prag fahren.
    Wir hörten ein Geräusch, ein schwerer Damastvorhang hob sich, eine zarte Hand kam hervor, und dann erschien Sie, die Hehre Jungfrau. – Majestät, sagten wir niederkniend. – Dee, sprach Sie, ich weiß alles. Glaubt nicht, meine Vorfahren hätten die Ritter gerettet, um ihnen nun die Weltherrschaft zu überlassen. Ich fordere, versteht Ihr, ich fordere und beanspruche das Geheimnis, wenn Ihr es habt, als ein Erbteil der Krone.
    – Majestät, ich will das Geheimnis haben, um jeden Preis, und ich will es für die Krone haben. Ich will die anderen Besitzer wiederfinden, wenn dies der kürzeste Weg ist, aber wenn sie mir törichterweise anvertraut haben, was sie wissen, wird es für mich ein leichtes sein, sie zu eliminieren, sei's mit dem Dolche oder mit Gift.
    Auf dem Antlitz der Jungfräulichen Königin erschien ein schauriges Lächeln. – Recht so, sagte sie, mein guter Dee ... Ich will nicht viel, nur die Totale Macht. Euch, so Ihr erfolgreich seid, winkt der Hosenbandorden. Dir, William – und mit schlüpfriger Süße wandte sie sich an den kleinen Parasiten – ein andres Hosenband, und ein andres Goldenes Vlies. Folge mir.
    Ich flüsterte William ins Ohr: Perforce I am thine, and all that is in me ... William

Weitere Kostenlose Bücher