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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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weil die verschiedenen arabischen Autoren und Protagonisten so lange und komplizierte Namen hatten, die in den seriöseren Werken mit diakritischen Zeichen geschrieben wurden, so dass wir spätabends nicht mehr recht unterscheiden konnten zwischen Abū ‘Abdullāh Muhammad b. ‘Alī ibn Razzām aṭ-Ṭā‘ī al-Kufī, Abu Muḥammad ‘Ubaydullāh, Abū Mu'ini ad-Dīn Nāṣir ibn Ḫosrow Marwāzī Qobādyānī und so weiter (ich glaube, dass ein Araber in der gleichen Verlegenheit wäre, wenn er zu unterscheiden hätte zwischen Aristoteles, Aristoxenos, Aristarchos, Aristeides, Anaximandros, Anaximenes, Anaxagoras, Anaxarchos und Anaxandrides).
    Eins war jedoch sicher. Das Schiitentum zerfällt in zwei Strömungen, eine »Zwölfer« genannte, deren Anhänger auf die Wiederkehr eines verborgenen zwölften Imam warten, und eine kleinere, die Sekte der Ismaeliten, die sich auf Ismael, den frühverstorbenen Sohn des sechsten Imam, berufen. Entstanden im achten Jahrhundert, hatten sie ihre Blüte im Reich der Fatimiden von Kairo und konnten sich dann, nach diversen Wechselfällen und Spaltungen, als reformierte oder Neo-Ismaeliten vor allem in Persien behaupten, dank der Aktivität einer faszinierenden, mystischen und grausamwilden Persönlichkeit: des Persers Ḥasan-i Ṣabbāḥ. Dieser etablierte im Jahre 1090 seine Zentrale, seinen uneinnehmbaren Sitz bei Qazvin, südwestlich des Kaspischen Meeres, in der Bergfestung Alamut, dem Adlerhorst.
    Dort umgab er sich mit seinen Getreuen, den Fidaʼiyyūn oder Fedajin, die ihm blinden Gehorsam bis in den Tod schwören mussten und die er benutzte, um seine politischen Morde auszuführen, als Instrumente im Ǧihād hāfī , dem geheimen Heiligen Krieg. Es waren diese Fedajin oder wie immer er sie nannte, die später eine traurige Berühmtheit unter dem Namen »Assassinen« erlangten – was heute kein schöner Name ist, aber damals und für sie ein glänzender war, Zeichen einer Elite von Mönchskriegern, die den Templern sehr ähnlich waren, allzeit bereit, für den Glauben zu sterben. Spirituelle Ritterschaft.
    Die Bergfestung Alamut: der Stein. Erbaut auf einem hohen schmalen Grat von vierhundert Metern Länge und stellenweise nur wenigen Schritten Breite, maximal dreißig Metern, kam sie dem Wanderer, der sich ihr auf der Straße nach Aserbeidschan näherte, wie eine natürliche Mauer vor, blendend weiß in der Sonne, blau im purpurnen Abendlicht, bleich in der Dämmerung und blutrot im Morgengrauen, an manchen Tagen wolkenverhangen oder von Blitzen umzuckt. Längs ihrer oberen Kante war mit Mühe eine Art Bebauung erkennbar, eine unregelmäßige Zinnenkrone aus eckigen Türmen, von unten sah sie aus wie eine steinerne Säge, die über Hunderte von Metern ihre Zähne drohend zum Himmel reckte, der zugänglichste Hang war ein steiles Geröllfeld, das die Archäologen noch heute nicht bezwingen, damals gelangte man über eine geheime Treppe hinauf, die schneckenförmig in den Felsen gehauen war, wie um einen fossilen Apfel zu schälen, und die zu verteidigen ein einziger Bogenschütze genügte. Uneinnehmbar, schwindelerregend im Anderswo. Alamut, die Burg der Assassinen. Dort hinauf kam man nur auf Adlersrücken.
    Dort oben regierte Ḥasan-i Ṣabbāḥ und nach ihm die Reihe derer, die kollektiv als »der Alte vom Berge« bekannt werden sollten, allen voran sein teuflischer Nachfolger Rašīd ad-Dīn Sinān.
    Ḥasan hatte eine Technik zur Beherrschung sowohl der Seinen wie seiner Widersacher erfunden. Den Feinden kündigte er an, dass er sie töten werde, wenn sie seinen Wünschen nicht entsprächen. Und vor den Assassinen gab es kein Entkommen. Nizām al-Mulk, Wesir des Sultans zu der Zeit, als die Kreuzfahrer sich noch bemühen, Jerusalem zu erobern, wird auf dem Wege zu seinem Harem in seiner Sänfte getötet, erdolcht von einem Schergen, der sich als Derwisch verkleidet hatte. Der Atabeg von Horns wird von den Assassinen erstochen, als er aus seiner Burg herabkommt, um sich zum Freitagsgebet zu begeben, umringt von einer Schar bis an die Zähne bewaffneter Leibwächter.
    Sinān beschließt, den christlichen Markgrafen Konrad von Monferrat zu töten, und instruiert zwei seiner Getreuen. Es gelingt ihnen, sich bei den Ungläubigen einzuschleichen, nachdem sie in hartem Training gelernt haben, ihre Sprache und ihre Gebräuche zu imitieren. Verkleidet als Mönche, bei einem Bankett, das der Bischof von Tyrus dem ahnungslosen Markgrafen gibt, fallen sie über ihn her

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