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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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res quae amantur, amanti aliquo modo uniantur, et amor est magis cognitivus quam cognitio . In der Tat sah ich das Mädchen jetzt klarer, als ich es in der Nacht zuvor gesehen, ja, ich erkannte sie intus et in cute , da ich mich selbst erkannte in ihr und sie in mir. Heute frage ich mich, ob das, was ich damals empfand, die Liebe der amicitia war, in welcher der Gleiche den Gleichen liebt und nur sein Bestes will, oder ob es die Liebe der concupiscentia war, in welcher der Unvollständige sucht, was ihn vollständig macht, so dass es ihm nur um sein eigenes Wohl zu tun ist. Und ich glaube, dass es in jener Nacht die begehrliche Liebe gewesen war, als ich von dem Mädchen etwas gewollt hatte, was ich niemals zuvor besessen, während ich an jenem Morgen nichts mehr von ihr begehrte und nur ihr Bestes wollte, ja mir sehnlichst wünschte, dass sie glücklich sei und der grausamen Not enthoben, die sie zwang, sich hinzugeben für ein paar kärgliche Happen; auch wollte ich künftig nie wieder etwas von ihr verlangen, sondern nur immerfort an sie denken und sie überall sehen, in den Schafen wie in den Rindern, in den Zweigen der Bäume wie in dem heiteren Licht, das die Abtei an jenem Morgen erfüllte.
    Heute weiß ich, dass der Grund der Liebe das Gute ist, und da sich das Gute durch Erkenntnis definiert, kann man nur lieben, was man als gut erkannt hat – während ich das Mädchen zwar als gut für den appetitus irascibilis erkannt hatte, aber als schlecht für den Willen . Doch dass ich damals so heftig zwischen derart widersprüchlichen Seelenregungen schwankte, mag auch darum gewesen sein, weil das, was ich empfand, so sehr jener heiligen Liebe glich, die von den Doctores beschrieben wird: Es versetzte mich in die Ekstase, in welcher der Liebende und das geliebte Wesen dasselbe wollen (und dank einer mysteriösen Erleuchtung wusste ich plötzlich, dass meine Geliebte in diesem Moment dasselbe wollte wie ich), und ich empfand sogar Eifersucht, aber nicht jene üble, die Paulus im ersten Brief an die Korinther verdammt, weil sie das principium contentionis ist und keinen consortium in amato duldet, sondern vielmehr jene, von welcher Dionysius Aeropagita in den Namen Gottes spricht, wo er sagt, dass selbst Gott eifersüchtig genannt wird propter multum amorem quem habet ad existentia (und ich liebte das Mädchen einfach aufgrund ihrer Existenz, ich war froh und nicht neidisch, dass sie existierte). Ich war eifersüchtig in jener Weise, in welcher dem Aquinaten zufolge die Eifersucht ein motus in amatum ist, ein Eifern der amicitia , das den Liebenden dazu treibt, sich gegen alles zu wenden, was dem geliebten Wesen schaden könnte (und ich träumte in diesem Moment nichts anderes, als das Mädchen aus der Gewalt jenes Ruchlosen zu befreien, der ihren Leib kaufte und mit seinen niederen Leidenschaften befleckte).
    Heute weiß ich, dass die Liebe, wie der Doctor Angelicus sagt, auch dem Liebenden selbst schaden kann, wenn sie exzessiv ist. Und meine Liebe war exzessiv. Ich versuche hier nur zu erklären, was ich damals empfand, und ich will es keineswegs rechtfertigen. Ich spreche von der sündhaften Inbrunst meiner Jugend. Sie war zweifellos ungut, doch die Liebe zur Wahrheit zwingt mich zu sagen, dass ich sie damals als überaus gut empfand. Möge dies jedem zur Lehre gereichen, der sich künftig in den Fallstricken der Versuchung verfängt! Heute, als Greis, wüsste ich tausend Wege, solchen Fallstricken zu entgehen (und ich frage mich, ob ich stolz darauf sein darf, seit ich frei bin von den Verlockungen des Mittagsdämons, nicht aber frei von anderen Verlockungen – so dass ich mich nun wohl auch fragen muss, ob das, was ich hier tue, nicht ein ungutes Nachgeben gegenüber der irdischen Leidenschaft des Schwelgens in Jugenderinnerungen ist, ein törichter Versuch, dem Vergehen der Zeit zu entfliehen, und dem Tod...).
    Damals rettete mich ein wunderbarer Instinkt. Das Mädchen erschien mir in der Natur und in den Werken von Menschenhand, die mich umgaben. Also versuchte ich, dank einer glücklichen Eingebung meiner Seele, mich in die verlängerte Kontemplation dieser Werke zu vertiefen: Ich sah den Rinderhirten zu, wie sie die Ochsen aus dem Stall führten, den Schweinehirten, wie sie das Futter für ihr Borstenvieh brachten, den Schäfern, wie sie ihren Hunden pfiffen, auf dass sie die Herde zusammenhielten, den Bauern, wie sie Emmer und Hirse in die Mühlen trugen und beladen mit Säcken voll guten Mehles

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