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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Benno haben. Er unterhielt recht merkwürdige Beziehungen zu Berengar und Venantius... Sonst habe ich aber nichts gesehen, ich schwöre es dir! Sollte ich etwas Neues erfahren, so werde ich es dir sofort sagen.«
    »Für heute mag es genug sein. Ich werde auf dich zurückkommen, wenn es nötig ist.«
    Erleichtert kehrte der Cellerar an seine Arbeit zurück und schalt die Dörfler, die in der Zwischenzeit eine Reihe von Säcken mit Saatgut fortgeschafft hatten.
    Im selben Moment erschien Severin und brachte die Augengläser, die meinem Meister geraubt worden waren. »Ich fand sie in Berengars Kutte«, erklärte er. »Nicht wahr, du trugst sie vorgestern im Skriptorium, es sind doch deine?«
    »Gelobt sei der Herr!« rief William hocherfreut aus. »Damit sind zwei Probleme auf einmal gelöst: Ich habe meine Linsen wieder, und wir wissen jetzt zweifelsfrei, dass Berengar der Dieb war!«
    Wir hatten kaum das Gespräch beendet, als Meister Nicolas von Morimond gelaufen kam, in der Hand triumphierend ein Paar fertige Augengläser, säuberlich auf die Gabel montiert. »Bruder William», rief er stolz, »seht her, ich habe sie ganz alleine gemacht, ich glaube, sie funktionieren!« Dann sah er die alten Linsen auf Williams Nase und blieb wie versteinert stehen. William wollte ihn nicht verletzen, nahm sich die alten Linsen ab und verglich sie sorgfältig mit den neuen. »Deine sind besser«, sagte er schließlich. »Ich werde sie künftig immer tragen und die alten nur als Reserve benutzen.« Dann wandte er sich zu mir: »Adson, ich werde mich jetzt in meine Zelle zurückziehen, um die bewussten Papiere zu lesen, du weißt schon, welche. Endlich! Wir sehen uns später. Und seid bedankt, seid alle herzlich bedankt, ihr lieben Brüder!«
    Sprach's und schritt eilends davon. Es schlug zur dritten Stunde, und so begab ich mich in den Chor, um mit den anderen den Hymnus, die Psalmen, den Vers und das Kyrie zu singen. Die anderen beteten für die Seele des toten Berengar, ich dankte Gott für die zwei Paar Linsen.
    Die ernste Feierlichkeit der Gesänge ließ mich die vielen schrecklichen Dinge vergessen, die ich in den letzten Stunden gehört und gesehen. Sanft nickte ich ein, um erst wieder aufzuwachen, als der Gottesdienst endete. Ich spürte auf einmal, dass ich die ganze Nacht lang kein Auge zugetan hatte, und machte mir Sorgen über den großen Verschleiß meiner Kräfte. Dann, als ich ins Freie trat, überfiel mich heiß die Erinnerung an das Mädchen.
    Ich versuchte, an andere Dinge zu denken, und eilte schnellen Schrittes über den Hof. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste mich. Ich schlug die klammen Hände zusammen, ich stampfte fest mit den Füßen auf, vergebens. Mir war immer noch schläfrig zumute, zugleich aber fühlte ich mich auf seltsame Weise hellwach und voller Leben. Was war mit mir los?

 
     
    Vierter Tag
TERTIA
    Worin Adson sich in den Schmerzen der Liebe windet, bis William mit dem Text des Venantius kommt, der allerdings, wenngleich entziffert, weiterhin unverständlich bleibt.
     
    I n Wahrheit hatte ich, nach meinem Sündenfall mit dem Mädchen, über den anderen schlimmen Ereignissen jener Nacht den Casus schon fast vergessen gehabt, zumal die Beichte vor William meine Seele sogleich erleichtert hatte von den Gewissensbissen, die ich beim Erwachen nach meinem Fehltritt empfunden, so dass mir gewesen war, als hätte ich mit den Worten die Bürde selbst, deren sprachlicher Ausdruck sie waren, dem Bruder anvertraut. Denn wozu dient die heilsame Wohltat der Beichte, wenn nicht zur Entlastung des Sünders von seiner bedrückenden Sündenlast, die er beichtend der Gnade Unseres Herrn übergibt, auf dass ihm mit der Vergebung die Seele von Neuem luftig und leicht werde und er den vom Übel gemarterten Leib vergessen kann? – Indes, ich hatte mich ganz und gar nicht befreit. Denn während ich mich in der fahlen und kalten Sonne jenes winterlichen Morgens erging, umgeben vom geschäftigen Treiben der Menschen und Tiere, kamen mir die Ereignisse jener Nacht erneut in den Sinn, doch auf andere Weise, als wären von allem, was da geschehen war, nicht mehr die Reue und die tröstenden Worte der Absolution geblieben, sondern lediglich Bilder von menschlichen Körpern und Gliedern. Zuerst überfiel das Schreckbild der aufgedunsenen Wasserleiche meine erregte Seele, und ich erschauerte vor Entsetzen und Mitleid. Dann, wie um diesen Lemur zu fliehen, wandte mein Geist sich anderen Bildern zu, die mir frisch im

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