Die historischen Romane
Lachen reizt, nämlich durch die dargestellte Geschichte und durch die Redeweise. Wir werden zeigen, wie das Lächerliche der Geschichte entsteht aus der Angleichung des Besseren an das Schlechtere und umgekehrt, aus der Überraschung durch Täuschung, aus dem Unmöglichen und aus der Verletzung der Naturgesetze, aus dem Belanglosen und aus dem Widersinnigen, aus der Herabsetzung der Personen, aus dem Gebrauch der komischen und vulgären Pantomime, aus der Disharmonie, aus dem Rückgriff auf die weniger edlen Dinge. Anschließend werden wir darlegen, wie das Lächerliche der Redeweise entsteht aus den Missverständnissen durch ähnliche Wörter für verschiedene Dinge und verschiedene Wörter für ähnliche Dinge, aus der Weitschweifigkeit und aus der Wiederholung, aus Wortspielen, aus Verkleinerungen, Aussprachefehlern und Barbarismen...
William übersetzte stockend, nach den richtigen Worten suchend, mehrmals sich korrigierend. Dabei lächelte er, als ob er Dinge wiedererkannte, die er anderswo schon gelesen hatte. Er las die erste Seite laut vor, dann brach er ab, als ob ihn der Rest nicht mehr interessierte, und blätterte weiter. Bald aber stieß er auf einen Widerstand, denn die Seiten hafteten oben und im Beschnitt aneinander, wie es vorkommt, wenn das feucht gewordene und sich zersetzende Material zu einer klebrigen Masse zusammenbackt. Jorge bemerkte, dass das Rascheln aufgehört hatte, und ermunterte William:
»Lies weiter, blättere! Es ist dein, du hast es dir weidlich verdient.«
William lachte, er schien sich zu amüsieren. »Du hältst mich wohl doch nicht für ganz so scharfsinnig, Jorge von Burgos! Du kannst es nicht sehen, aber ich trage Handschuhe. Mit den so bewehrten Fingern kann ich die Seiten nicht voneinander ablösen. Ich müsste mit bloßen Händen weitermachen, ich würde mir dabei die Finger an der Zunge benetzen, wie ich es unwillkürlich heute früh im Skriptorium tat, wodurch mir auch dieses Rätsel mit einem Mal aufging, und ich würde so lange weiterblättern, bis mir genügend Gift in den Mund gelangt wäre. Ich spreche von jenem Gift, das du vor langer Zeit aus Severins Laboratorium gestohlen hast, vielleicht weil du schon damals jemanden im Skriptorium neugierig werden hörtest, neugierig auf das Finis Africae oder auf das verschollene Buch des Aristoteles oder auf beides. Du hast, vermute ich, die Phiole dann lange aufbewahrt, um sie eines Tages zu benutzen, sobald dir jemand gefährlich zu werden drohte. Vor einigen Tagen nun war es soweit, als einerseits Venantius durch seine Forschungen allzu nahe an die Thematik dieses Buches herankam und andererseits Berengar – aus Leichtsinn, aus Eitelkeit, aus dem Bedürfnis, Adelmus zu imponieren – sich als nicht so verschwiegen erwies, wie du gehofft hattest. Du bist hergegangen und hast deine Falle gelegt. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf gelang es Venantius, hier einzudringen. Er nahm das Buch, blätterte es begierig durch, verschlang es beinahe physisch, fühlte sich bald darauf unwohl, lief in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken, und starb. Täusche ich mich?«
»Nein, sprich weiter.«
»Der Rest ist einfach. Berengar fand den toten Venantius in der Küche, fürchtete, bei einer Untersuchung des Falles werde herauskommen, dass Venantius infolge seiner, Berengars, Enthüllungen gegenüber Adelmus ins Aedificium eingedrungen war, wusste nicht, was er tun sollte, lud sich kurzentschlossen den Leichnam auf die Schultern und warf ihn draußen in den Schweineblutbottich, hoffend, dass alle denken würden, Venantius sei versehentlich darin ertrunken.«
»Und woher weißt du, dass es so war?«
»Du weißt es selbst, ich habe gesehen, wie du reagiert hast, als man in Berengars Zelle ein blutiges Leintuch fand. Der Unbedachte hatte sich mit dem Tuch die Hände gereinigt, nachdem er Venantius’ Leiche in den Bottich geworfen hatte. Da er jedoch verschwunden war, konnte er nur mit dem Buch verschwunden sein, das nun wohl auch seine Neugier geweckt hatte, und so dachtest du, dass man ihn irgendwo finden werde, aber nicht blutig, sondern vergiftet. Der Rest ist klar. Severin fand das Buch, da Berengar erst ins Laboratorium gegangen war, um es in Ruhe zu lesen. Malachias erschlug Severin, angestachelt von dir, und starb dann selbst, nachdem er in der folgenden Nacht hier eingedrungen war, um herauszufinden, was es auf sich hatte mit dem verbotenen Gegenstand, um dessentwillen er zum Mörder geworden war. Somit
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