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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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etwas weißt, dann hilf mir!«
    »Ich weiß nichts. Es gibt nichts, was ich wissen könnte. Aber manche Dinge fühlt man mit dem Herzen. Lass dein Herz sprechen, William, befrage stets die Gesichter, höre nicht auf die Zungen... Doch was reden wir hier von so finsteren Dingen und machen unserem jungen Freund Angst!« Er blickte mich an mit seinen hellblauen Augen und strich mir mit seinen langen weißen Fingern sanft über die Wange, so dass ich unwillkürlich zurückweichen wollte; doch ich beherrschte mich, denn es hätte ihn verletzt, und seine Absicht war rein.
    »Erzähl mir lieber von dir«, wandte er sich erneut an William. »Was hast du getan in all den Jahren? Wie lange ist es her...«
    »Achtzehn Jahre«, antwortete William. »Ich bin in meine Heimat zurückgekehrt und habe in Oxford meine Studien fortgesetzt. Ich habe die Natur studiert.«
    »Die Natur ist gut, denn sie ist Gottes Schöpfung«, sagte Ubertin.
    »Und Gott muss gut sein, wenn er die Natur geschaffen hat«, lächelte William. »Ich habe studiert, ich habe viele kluge Freunde getroffen. Dann habe ich Marsilius kennengelernt, mich interessierten seine Ideen über das Reich und das Volk und über ein neues Gesetz für die irdische Herrschaft, und so geriet ich in jene Gruppe unserer Mitbrüder, die den Kaiser berät. Aber das weißt du ja, ich habe es dir geschrieben. Und als ich dann eines Tages in Bobbio erfuhr, dass du hier Unterschlupf gefunden hast, jauchzte mein Herz, denn ich hatte dich für verschollen gehalten. Nun, da du hier bist, kannst du uns sehr behilflich sein, wenn Michael in ein paar Tagen eintrifft. Es wird einen harten Zusammenstoß geben.«
    »Ich habe kaum mehr zu sagen als das, was ich bereits vor fünf Jahren in Avignon sagte. Wer wird mit Michael kommen?«
    »Einige Brüder, die beim Kapitel in Perugia waren. Arnold von Aquitanien, Hugo von Newcastle...«
    »Wer?«
    »Hugo von Novocastrum, entschuldige, ich falle manchmal in meine Sprache, auch wenn ich gutes Latein spreche. Auch Wilhelmus Alnwick ist zu erwarten. Und von den Franziskanern aus Avignon kommen Hieronymus, der Hohlkopf von Kaffa, und vielleicht auch Berengar Talloni und Bonagratia von Bergamo.«
    »Hoffen wir zu Gott«, seufzte Ubertin, »dass sie sich nicht allzusehr mit dem Papst verfeinden! Und wer wird die Position der Kurie vertreten? Ich meine, wer von den Harten?«
    »Aus den Briefen, die ich erhalten habe, schließe ich auf Lorenz Decoalcon...«
    »Ein tückischer Mensch!«
    »Jean d'Anneaux...«
    »Ein durchtriebener Theologe, hütet euch vor ihm!«
    »Wir werden uns hüten. Schließlich Jean de Baune.«
    »Den möchte ich mit Berengar sehen, das wird was geben!«
    »Ja, ich glaube, wir werden uns gut amüsieren«, sagte William in bester Laune. Ubertin sah ihn unsicher lächelnd an.
    »Nie weiß ich, wann ihr Engländer etwas im Ernst sagt und wann ihr scherzt! Ich sehe nichts Amüsantes in einer so folgenschweren Begegnung. Es geht schließlich um das Überleben des Ordens, welcher der deine ist und im Innersten auch der meine... Aber ich werde Michael von Cesena beschwören, nicht nach Avignon zu gehen. Johannes will ihn dort haben, er sucht ihn, lädt ihn allzu beharrlich ein. Hütet euch vor diesem alten französischen Fuchs! Oh Herr, in welche Hände ist Deine Kirche gefallen...« Er wandte sich zum Altar. »Verwandelt in eine Dirne, im Luxus verweichlicht, suhlt sie sich in Wollust wie eine Schlange im Sonnenglast. Von der schlichten Reinheit des Stalles zu Bethlehem, Holz wie hölzern das lignum vitae des Kreuzes war, zu den Bacchanalien in Stein und Gold! Siehe, auch diese Abtei ist nicht frei davon, hast du das Portal gesehen? Dem Hochmut der Bilder vermag man sich nicht zu entziehen... Sehr nahe schon sind die Tage, da der Antichrist kommen wird, und ich fürchte mich, William!« Zitternd schaute der Greis sich um, starrte mit aufgerissenen Augen ins Dunkel des Kirchenschiffes, als würde der Antichrist jeden Augenblick auftauchen, und auch ich schaute mich unwillkürlich um. »Seine Statthalter sind bereits da, von ihm ausgesandt, wie Christus seine Jünger aussandte in die Welt. Sie verderben die Stätte Gottes, verführen mit List, Heuchelei und Gewalt! Es ist Zeit, dass der Herr seine Diener aussendet, Elias und Enoch, die er am Leben erhielt im irdischen Paradies, auf dass sie kommen, die neue Zeit zu verkünden im härenen Kleid und Buße zu predigen mit dem eigenen Beispiel und mit dem Wort...«
    »Sie sind schon gekommen,

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