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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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somit tatsächlich welche sein! Ah, nein, Amparo, nein, lass uns nicht in ihre Falle gehen. Sie haben ihre Spione überall, sogar hier unter diesem Bett, und daher wissen sie jetzt, dass wir Bescheid wissen. Also sagen sie, dass sie keine sind.«
    »Liebling, jetzt habe ich Angst.«
    »Sei ruhig, Liebling, ich beschütze dich ja. Schau, ich bin dumm, und wenn sie sagen, sie wären keine, dann glaube ich, dass sie welche sind, und so entlarve ich sie sofort. Ein entlarvter Rosenkreuzer ist ungefährlich, du kannst ihn zum Fenster rausjagen, indem du einfach mit der Zeitung wedelst.«
    »Und Agliè? Er will uns glauben machen, er sei der Graf von Saint-Germain. Natürlich, damit wir glauben, er wäre es nicht. Also ist er ein Rosenkreuzer. Oder?«
    »Hör zu, Amparo, wollen wir nicht schlafen?«
    »Ah, nein, jetzt will ich das Ende hören!«
    »Allgemeine Verpanschung. Alle werden zu Rosenkreuzern. 1627 erscheint das Neue Atlantis von Francis Bacon, und die Leser denken, er spreche vom Land der Rosenkreuzer, obwohl er sie nirgends erwähnt. Der arme Johann Valentin Andreae schwört noch auf dem Totenbett, dass er's nicht gewesen sei, oder wenn doch, dass es nur ein Spaß war, aber nun ist nichts mehr zu machen. Begünstigt von der Tatsache, dass sie nicht existieren, sind die Rosenkreuzer überall.«
    »Wie Gott.«
    »Jetzt, wo du mich darauf bringst ... Schauen wir mal: Matthäus, Lukas, Markus und Johannes sind eine Bande von Spaßvögeln, die sich irgendwo zusammentun und beschließen, einen Erzählwettbewerb zu veranstalten. Sie erfinden einen Typ, legen ein paar essentielle Daten fest, und los geht's, den Rest kann jeder frei ausgestalten, mal sehen, wer's am besten macht. Dann landen die vier Erzählungen in den Händen von Freunden, die anfangen, sie gelehrt zu interpretieren: Matthäus ist ziemlich realistisch, aber er insistiert zu sehr auf der Geschichte mit dem Messias, Markus ist nicht schlecht, aber ein bisschen konfus, Lukas ist elegant, das muss man ihm lassen, Johannes übertreibt es mit der Philosophie ... Aber alles in allem gefallen die Bücher, sie gehen von Hand zu Hand, und als die vier merken, was los ist, ist es zu spät, Paulus ist Jesus schon auf dem Weg nach Damaskus begegnet, Plinius beginnt seine Untersuchung im Auftrag des besorgten Kaisers, eine Legion von apokryphen Autoren gibt vor, noch mehr darüber zu wissen ... toi, apocryphe lecteur, mon semblable, mon frère ... Petrus steigt die Sache zu Kopf, er nimmt sich ernst, Johannes droht, die Wahrheit zu sagen, Petrus und Paulus lassen ihn verhaften und verbannen ihn auf die Insel Patmos, der Ärmste fängt an, weiße Mäuse zu sehen, beziehungsweise Heuschrecken auf der Bettkante – bringt endlich diese Posaunen zum Schweigen, woher kommt all dieses Blut ... Die andern sagen, er wäre betrunken, es sei die Verkalkung ... Und wenn es nun wirklich so gelaufen wäre?«
    »Es ist so gelaufen. Lies mal Feuerbach statt deiner alten Schwarten.«
    »Amparo, es dämmert schon.«
    »Wir sind verrückt.«
    »Aurora, die rosenkreuzfingrige, streichelt zärtlich über die Wogen ... «
    »Ja, gut so. Es ist Yemanjá. Fühlst du? Sie kommt.«
    »Mach mir ludibria ... «
    »O Tintinnabulum!«
    »Du bist meine Atalanta Fugiens ... «
    »O Turris Babel ... «
    »Ich will die Arcana Arcanissima, das Goldene Vlies, bleich und rosa wie eine Meeresmuschel ... «
    »Psst ... Silentium post clamores.«

 
    31
     
    Il est probable que la plupart des prétendus Rose-Croix,
    communément désignés comme tels, ne furent
    véritablement que des Rosicruciens ... on peut
    même être assuré qu'ils ne l'étaient point, et cela du
    seul fait qu'ils faisaient partie de telles associations,
    ce qui peut sembler paradoxal et même contradictoire
    à première vue, mais est pourtant facilement
    compréhensible ...
     
    René Guénon, Aperçus sur l'initiation , Paris,
    Editions Traditionnelles, 1986, p. 241
     
    Wir fuhren zurück nach Rio, und ich begann wieder zu arbeiten. Eines Tages entnahm ich einer Illustrierten, dass es in der Stadt einen »Alten und Angenommenen Orden vom Rosenkreuz« gab. Ich schlug Amparo vor, uns den einmal anzusehen, und sie folgte mir widerwillig.
    Die Adresse war in einer Nebenstraße, außen befand sich eine Vitrine mit Gipsfiguren, die Cheops, Nofretete und die Sphinx darstellten.
    Gerade für diesen Nachmittag war eine Plenarsitzung anberaumt. Thema: »Die Rosenkreuzer und der Umbanda«. Redner ein gewisser Professor Bramanti,

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