Die historischen Romane
Legionär ähnelt. Wie ein Ei dem andern…«
»Alle Helme der Welt haben entweder Federn oder Rosshaar«, sagte Diotallevi. »Das ist kein Beweis.«
»Für dich nicht, aber für den hier schon. Er findet Schlangenanbeter in allen Kulturen und schließt daraus auf einen gemeinsamen Ursprung…«
»Wo ist die Schlange nicht angebetet worden?« sagte Diotallevi. »Außer natürlich beim Auserwählten Volk.«
»Ja, die haben das Kalb angebetet.«
»Das war ein Moment der Schwäche. Ich würde dieses hier wegtun, auch wenn sich's verkaufen lässt. Kelten und Arier, Kali-Yuga, Untergang des Abendlandes und SS-Spiritualität! Vielleicht bin ich ja paranoisch, aber das riecht mir nach Nazismus.«
»Für Garamond ist das nicht unbedingt ein Grund zur Ablehnung.«
»Ja, aber es gibt eine Grenze für alles. Hör zu, ich hab hier was Besseres, etwas über Kobolde, Undinen, Salamander, Elfen und Feen… Allerdings kommen auch hier die Ursprünge der arischen Kultur mit rein. Scheint, dass die SS von den Sieben Zwergen abstammt.«
»Nicht doch, das sind die Nibelungen!«
»Aber hier ist die Rede von dem Kleinen Volk auf der Insel Irland. Und die Bösen sind die Feen, die Kleinen sind gute Kerlchen, nur treiben sie's manchmal ein bisschen arg.«
»Leg's mal raus. Und was haben Sie, Casaubon?«
»Nur einen kuriosen Text über Christoph Columbus. Der Autor analysiert seine Unterschrift und findet darin sogar eine Bezugnahme auf die Pyramiden. Columbus hatte die Absicht, den Tempel von Jerusalem zu rekonstruieren, denn er war ein Großmeister der Templer im Exil. Und da er bekanntlich ein portugiesischer Jude und folglich ein Experte für Kabbala war, hat er mit kabbalistischen Beschwörungen die Stürme besänftigt und den Skorbut gezähmt. Die Texte über die Kabbala hab ich nicht durchgesehen, ich nehme an, die hat sich Diotallevi reserviert.«
»Sind alle voll falschem Hebräisch, fotokopiert aus den Traktätchen über die Traumdeutung.«
»Vergessen wir nicht, wir suchen hier Texte für die Entschleierte Isis. Wir betreiben keine Philologie. Vielleicht gefällt den Diabolikern gerade das falsche Hebräisch der Traumdeuter. Ich schwanke, was die Beiträge über die Freimaurerei betrifft. Garamond hat mir empfohlen, keine Experimente zu machen, er will sich nicht in die Streitereien zwischen den verschiedenen Riten einmischen, aber ich würde diesen Text hier über die freimaurerische Symbolik in der Grotte von Lourdes nicht vernachlässigen. Auch nicht diesen anderen, sehr schönen hier, über das Auftauchen eines Edelmannes, vermutlich des Grafen von Saint-Germain, eines Vertrauten von Benjamin Franklin und La Fayette, bei der Erfindung des amerikanischen Sternenbanners. Allerdings erklärt er zwar die Bedeutung der Sterne ganz gut, aber mit den Streifen verheddert er sich ganz schön.«
»Der Graf von Saint-Germain!« sagte ich. »Schau, schau!«
»Wieso? Kennen Sie ihn?«
»Wenn ich ja sage, werden Sie mir nicht glauben. Lassen wir das. Ich hab hier eine vierhundert Seiten dicke Monstrosität über die Irrtümer der modernen Wissenschaft: Das Atom, eine jüdische Lüge, Der Irrtum Einsteins und das mystische Geheimnis der Energie, Die Illusion Galileis und die immaterielle Beschaffenheit des Mondes und der Sonne.«
»Wenn's darum geht«, sagte Diotallevi, »am besten gefällt mir diese Revue Fortischer Wissenschaften.«
»Was sind denn Fortische Wissenschaften?«
»Die von einem gewissen Charles Hoy Fort, der sich eine riesige Sammlung unerklärlicher Ereignisse angelegt hatte. Zum Beispiel ein Regen von Fröschen in Birmingham, Fußspuren eines Fabeltieres in Devonshire, mysteriöse Treppen und Abdrücke von Saugnäpfen auf einigen Bergrücken, Unregelmäßigkeiten in der Abfolge der Äquinoktien, Schriften auf Meteoriten, schwarzer Schnee, Blutregen, geflügelte Wesen achttausend Meter über Palermo, leuchtende Räder im Meer, Reste von Riesen, Kaskaden von toten Blättern in Frankreich, Niederschläge von lebender Materie in Sumatra, und natürlich alle Abdrücke in Machu Picchu und auf anderen Gipfeln der Anden, die von einer Landung mächtiger Raumschiffe in prähistorischen Zeiten künden. Wir sind nicht allein im Universum.«
»Seien wir froh«, sagte Belbo. »Was mich umtreibt, sind diese fünfhundert Seiten hier über die Pyramiden. Habt ihr gewusst, dass die Cheopspyramide genau auf dem dreißigsten Breitengrad steht, demselben, der das längste Stück von allen über Land verläuft? Dass die
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