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Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Titel: Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zdral
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Kleinen genug hat vom Kinderkriegen. Als strenggläubige Katholikin sind für sie Verhütungsmittel und -techniken, wenn nicht überhaupt unbekannt, so doch gegen die Religion. Es fällt auf, dass die Mutter nach Adolfs Geburt über vier Jahre nicht mehr schwanger wird. Doch im März 1894 steht die Taufe von Adolfs jüngerem Bruder Edmund an. Und noch einmal ruft Klara die Hebamme: Ende Januar 1896 nimmt sie ihre neugeborene Tochter Paula in die Arme. Vater Alois ist da bereits ein 58-Jähriger im Ruhestand.
    Edmund entwickelt sich die ersten Jahre normal. Als er jedoch mit fast sechs Jahren an Masern erkrankt, bedeutet dies ein weiteres plötzliches Ende: Edmund stirbt Ende Februar 1900. Damit bleiben von den sechs eigenen Kindern Klara Hitlers nur zwei am Leben – Adolf und seine um sieben Jahre jüngere Schwester Paula.
    Wichtigste Stütze in diesen Jahren ist ihr ihre jüngere Schwester Johanna Pölzl, die mit in der Hitlerschen Wohnung lebt. Von gelegentlichen Haushaltshilfen abgesehen, ist die ledige Johanna die einzige zusätzliche Arbeitskraft, die Klara etwas Luft verschafft. Schließlich hat Klara neben ihren Schwangerschaften und Tragödien auch die Belastung eines recht großen Haushalts zu bewältigen. Die beiden Kinder aus Alois’ zweiter Ehe, Alois junior und Angela, leben mit unter ihrem Dach; so hat Klara zeitweise bis zu fünf Kinder gleichzeitig zu versorgen. Obwohl Adolfs Tante seit der Heirat Klaras ein Teil der Familie ist, bleibt ihr Anteil an der Familiengeschichte merkwürdig nebulös. Einige Historiker erwähnen sie gar nicht oder nur am Rande, die Nazi-Geschichtsschreiber, die sonst alle Mitglieder der Hitler-Familie beweihräucherten, ließen sie ganz außen vor. Ebenso fehlt ein Hinweis in Mein Kampf . Das hat auch einen triftigen Grund: Die »Hanni-Tante« scheint nicht vorzeigbar gewesen zu sein. Sie hatte einen Buckel. Schlimmer noch: Aussagen von Zeitgenossen legen nahe, dass Johanna geistige Aussetzer hatte. So kündigte etwa das Dienstmädchen Franziska Hörl, die zur Adolfs Geburt bei den Hitlers arbeitete, mit der Begründung: »Bei dieser spinnerten Buckligen bleibe ich nicht mehr!«, woraufhin der Arzt Dr. Kriechbaum aus Braunau die Verdachtsdiagnose Schizophrenie für die Tante stellte. 14 Der Hausarzt der Hitlers erzählt davon, dass Johanna Pölzl »von der Familie versteckt wurde, weil sie geistig krank war. Sie war wahrscheinlich debil.« 15 Ende März 1911 starb Johanna 48-jährig an Koma diabeticum. Die Verschwiegenheit der NS-Parteigenossen über Adolfs Tante ist nachvollziehbar, mussten Menschen wie sie doch befürchten, der Ideologie der »Rassenreinheit« zum Opfer zu fallen. An die 275 000 Behinderte und geistig Kranke wurden zu Hitlers Zeiten vor allem im Euthanasieprogramm »Aktion T 4« als »unwertes Leben« umgebracht 16 – undenkbar, dass so jemand auch in Hitlers Familie zu finden war.

    Das Geburtstbild von Adolf Hitler

Bruder Adolf, das Muttersöhnchen
    Die ersten Jahre mit Jung-Adolf bleiben für die Familie ohne aufregende Ereignisse, Routine kehrt ein. Die Mutter arbeitet – mehr oder weniger von Johanna unterstützt – in der Wohnung; der Ehemann und Vater kehrt spät und mit Alkoholfahne nach Hause, raucht eine seiner Porzellanpfeifen, die er in einem Ständer in der Küche stehen hat, und verschwindet danach ins Bett. Um seinen Nachwuchs kümmert er sich kaum. Adolf ist nun nach Gustavs und Idas Tod Klaras Ältester. Ängstlich um das Wohlergehen des Buben bemüht, verhätschelt und verwöhnt sie ihn, auch aus Angst, wieder ein Kind durch Krankheit zu verlieren. Schon jetzt fällt auf, dass Klara ihre Zuneigung sehr einseitig verteilt: Adolf ist der Darling, die Stiefkinder Alois und Angela dagegen fühlen sich vernachlässigt. Schon früh zeigt Adolf Aversion gegen Zärtlichkeiten, wie seine Schwester Paula berichtet: »Von der Mutter ließ er sich, wenn keine Fremden in der Nähe waren, an die Brust drücken, aber wenn ich meinen Arm um ihn legte, stieß er mich weg. Er hat es nie gemocht, wenn Frauen ihn küssten.« 17
    Im August 1892 gibt es Aufregung: Ein Umzug steht bevor. Alois senior wird befördert und zur Dienststelle nach Passau versetzt, die auf der deutschen Seite liegt. Für die Familie eine schöne Zeit. Der junge Adolf lernt den typischen niederbayerischen Dialekt, dessen Färbung auch in späteren Jahren immer wieder durchschlägt, viel deutlicher als etwa die oberösterreichische oder Wiener Mundart. Seine Zeit verbringt er mit

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