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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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gefährlich. Ich bin beweglicher als du. Außerdem kann ich mich durch meinen Faden sichern.«
    Jasmin war froh, nicht mehr alleine zu sein und wäre Archibald gerne um den Hals gefallen, aber die Spinne hatte keinen. Stattdessen überprüfte sie den Seilknoten. Archibald nickte ihr anerkennend zu. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass sie sich absicherte. Er sponn einen Faden ans Ende seines Netzes, nun konnte auch ihm nichts passieren.
    So hofften sie.
    Vorsichtig schlichen Archibald und Jasmin auf der Blüte der Mitte entgegen.
    Nichts sah wie eine Falle aus. Hatte sich Gretchen geirrt?
    Sie näherten sich dem Blütenkelch, behutsam bewegten sie sich vorwärts.
    Doch dann ertönte das ihnen bereits bekannte Schmatzgeräusch. Der in der Mitte sitzende Kelch rutschte ruckartig zur Seite. Darunter befand sich ein Loch – das Maul der Pflanze. Die inneren Blütenblätter klappten wie ein Butterbrot zusammen, um sich über Jasmin und Archibald zu schließen. Sie waren in die Falle getappt.
    »Wir müssen hier weg!«, rief Archibald. Die Blütenblätter verwandelten sich in eine rutschige Eisbahn, von der es kein Entrinnen gab.
    »Gretchen! Hilfe!«, schrie Jasmin.
    Die Blütenblätter schlossen sich. Der blaue Himmel verschwand. Dämmerung, die von ein paar Lichtstrahlen durchbrochen wurde, legte sich über Jasmin und Archibald.
    Der Spinne gelang es, sich an einem Blütenblatt festzuhalten, doch Jasmin stürzte in die Tiefe.
    Vor Angst hatte sie die Augen zugekniffen und wartete in Gedanken bereits auf den Aufprall. Doch sie spürte nur einen schmerzhaften Ruck unter den Armen. Dann baumelte sie in der Luft. Das Seil!
    Das Seil hatte sie völlig vergessen. Es hielt und ließ sie nicht bis in das Verdauungsorgan der Pflanze fallen. Tränen kullerten über ihr Gesicht – nachträglich vor Schreck, aber auch vor Erleichterung. Dann tauchte Archibald auf. Nur fiel er nicht. Er ließ sich gemächlich an seinem Faden herab.
    »Archibald. Wir sind am Netz festgebunden. Uns konnte nichts passieren!« In dem Moment gab es einen Ruck und Jasmin rutschte ein Stück tiefer.
    »Ich helfe dir!«, sagte Archibald. Doch Jasmin hatte eine bessere Idee.
    »Du kannst dich an deinem Faden runterlassen und Balduin herausholen. Machst du das?«
    Archibald sah sie mit seinen lilafarbenen Augen an und sagte: »Glaubst du, ich bin hier hochgekommen, um eine Runde zu schaukeln?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, seilte er sich ab. Jasmin lauschte in die Dunkelheit und hörte sein Fluchen: »Verdammt, ist das eine Sauerei hier unten. Alles klebt. Bäh! Balduin, steckst du irgendwo? Balduin?«
    Jasmin wagte nicht zu atmen, aus Angst, das Seil könnte reißen. Sie traute sich auch nicht, nach Archibald zu rufen.
    Es war so still, zu still.
    Ihr Herz machte einen Satz, als der Spinnenfaden sich wieder bewegte und Archibald hoch kam.
    »Balduin klebt fest. Ich kriege ihn nicht ab.«
    »Aber was machen wir jetzt?«
    Nun hatten sie es so weit geschafft und sollten ohne Balduin zurückkehren?
    Während sie gefährlich an dem Seil hin und her baumelte, kramte sie in ihrer Hosentasche.
    »Tataa!«, rief sie voller Hoffnung. In ihrer Hand hielt Jasmin die zerbrochene Schere. Nun war sie vielleicht doch noch zu etwas nütze!
    »Damit kann ich nicht umgehen.«
    »Aber ich!«
    »Aber dein Seil reicht nicht bis nach unten.«
    »Dann musst du hier oben bleiben und mich mit einem deiner Fäden umspinnen und runter lassen. Das geht doch? Das kannst du doch machen, oder?«
    Jasmin spürte Zuversicht. Sie würden Balduin retten und danach Hebbijahn aus dem Schwarzen Schloss befreien.
    »Die Fäden werden dich nicht halten, selbst wenn ich mehrere um dich herum spinne. Nur …« Archibald starrte auf die Wand des Blumenstängels; seine Augen glänzten, als lägen Tränen darin.
    »Was ist mit dir?«
    Er blinzelte. Eine Träne, wie eine lilafarbene Perle, kullerte aus einem Augenwinkel und fiel in die Tiefe. »Du hast Recht, wir werden Balduin herausholen. Du musst mich mit deinem Seil sichern, nachdem ich dich eingesponnen habe. Ich könnte ...«, er überlegte. »Ich könnte das Seil einspinnen. Natürlich! Wenn ich meinen Faden um das Seil wickle, dann muss es für den Moment, bis du mich mit dem Seil zusätzlich sicherst, halten. Verstehst du?«
    Jasmin schüttelte den Kopf. Sie verstand nichts von dem, was Archibald erklärte, hoffte aber, dass sein Plan funktionierte. »Egal«, sagte Archibald und begann unzählige seiner faszinierend silbernen

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