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Die Hobbijahns

Die Hobbijahns

Titel: Die Hobbijahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Jasmin ein verwelktes Blatt.
    Sie mochte kein Gemüse und schon gar keinen Salat, wie sollte sie gelbe, trockene Blätter herunterwürgen?
    Ihr Magen war da anderer Ansicht. Nur widerwillig nahm sie Archibald das Blatt ab und knabberte zunächst daran. Für einen Moment war sie versucht, den Inhalt ihres Mundes wieder auszuspucken, aber der Geschmack überraschte Jasmin und erinnerte sie an Himbeeren.
    Während sie sich satt aßen, flog Balduin zu Jasmin und flüsterte in ihr Ohr: »Du, sag mal, wieso spricht denn Gretchen jetzt normal?«
    Leise flüsterte Jasmin zurück: »Och, sie wollte nur angeben, genau wie du!«
    Für den weiteren Weg pflückte Jasmin einige Blätter und schob sie zu Gretchen in die Tasche.
    Obwohl ihre Füße schmerzten und sie müde war, gingen sie weiter. Immer geradeaus.
    »Glaubt ihr, dass wir richtig gegangen sind?«, fragte Jasmin, die das Gefühl hatte, Stunden unterwegs zu sein.
    »Nein«, meinte
    Archibald.
    Doch sie blieben nicht stehen oder wählten einen anderen Weg, sie gingen nur weiter. Einen
    Schritt vor den anderen.
    Bis Balduin sie mit einem schrillen Schrei aus ihrem Ruhezustand riss.
    »Seht!« Balduin zeigte auf eine verwelkte, gelbe und stark gerupfte Blume. Sie wussten, wer die Blume so entstellt hatte. Enttäuscht sank Jasmin zu Boden. Sie wollte nie wieder aufstehen. Schlafen wollte sie, schlafen und sonst nichts. Aber Hebbijahn brauchte ihre Hilfe. Müde rappelte sie sich hoch. »Los, gehen wir weiter!«
    Doch Balduin hatte eine Idee.
    »Kannst du nicht einen Faden spannen oder spinnen oder wie du das eben so machst, Archibald?«
    »Wie meinst du das?«
    »Einen Faden hier anbinden«, Balduin flog zu der verwelkten Blume. »Und dann gehen wir weiter und wenn wir deinem Faden begegnen, wissen wir, dass wir dort schon gewesen sind.« Balduin flog einen Salto und sang: »Balduin ist der schlaueste Falter!«
    Und während er seinen Tanz ausführte, sponn Archibald den ersten Faden. Und jedes Mal, wenn sie an einem dieser Fäden vorbei kamen, wussten sie, dass sie einen anderen Weg einschlagen mussten.
    Um die Zeit zu überbrücken, begann Jasmin Geschichten zu erzählen, von Rotzwergen und den sieben Läppchen; vom Aschenkater und dem gestiefelten Puttel; von dem Weihnachtsmann mit dem Namen Holle. Sie war so müde, dass sie alle Märchen durcheinanderwarf. Aber Balduin, Gretchen und Archibald lauschten gespannt.
    Als Jasmin keine Märchen mehr einfielen, endete endlich – zur Freude der Vier – auch das Land der Blumen.
    Sie glaubten eine Ewigkeit gegangen zu sein. Doch es war immer noch hell. Somit hatten sie noch zwei Tage, um Hebbijahn zu finden und zurückzubringen.
    Zwei Tage.
    Wieder standen sie auf einem Berg, am Rand eines neuen, unbekannten Landes. Hinter ihnen die traumhafte, wenn auch gefährliche Blütenpracht, vor ihnen das Land der Schatten: Dunkel. Grau in grau. Trostlos und leer. Die Versuchung umzukehren, wurde nun sehr stark.
    »Müssen wir dort wirklich durch?«, fragte Balduin. Archibald nickte. Sein Gesichtsausdruck zeigte Unbehagen. Gretchen meldete sich nicht zu Wort.
    »Ich habe Angst«, gab Jasmin zu.
    »Wir haben es so weit geschafft, da sollte uns dieses trostlose Land nicht aufhalten«, meinte Archibald.
     

Schattenland
     
    Entschlossen gingen sie den Berg hinunter, doch Jasmin blieb abrupt stehen, denn Archibald war plötzlich verschwunden.
    »Wo bist du?«
    »Hier! Wieso?« Archibald schien nur wenige Schritte vor Jasmin zu sein.
    »Ich kann dich nicht sehen, Archibald. Nur hören. Wo steckst du denn?« Archibald antwortete belustigt: »Machst du jetzt Scherze mit mir, oder was? Du stehst doch direkt vor mir.«
    »Soll ich nachsehen?«, fragte Balduin.
    »Nein!«, befahl Jasmin und trat einen Schritt zurück.
    In die Tasche, die um ihren Hals hing, kam Bewegung. Gretchen kroch daraus hervor. »Das ist das Land der Schatten, Liebchen. In deinem Land werfen nur Gegenstände, Menschen oder Tiere Schatten, sobald die Sonne scheint. Dinge, die eine feste Beschaffenheit haben. Dies ist ein besonderes Land. Denke daran: Überall sind Schatten, die sich gegenseitig überschatten und so den Schatten verstärken. Schatten, die Substanz verbergen!«, sagte Gretchen geheimnisvoll und verzog sich wieder. Land der Schatten? Das war ja nicht schwer. Überall sind Schatten, die Substanz verbergen, hatte sie gesagt. Substanz... verbergen!
    »Was ist denn Substanz?«
    »Du und ich und wir alle«, klang es dumpf. Allwissenheit musste sehr müde

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