Die Hobbijahns
Fäden um das Seil, an dem Jasmin hing, zu wickeln. Anschließend umsponn er Jasmin selbst. Sie drehte sich, am Seil hängend, im Kreis herum, immer und immer wieder, bis ihr Bauch nur noch glitzerte und mit silbrigweißen Fäden eingewickelt und ihr schwindelig war.
Jetzt mussten sie noch das Seil von Jasmins Bauch entknoten und an Archibalds Körper binden, damit er noch mehr Halt hatte.
Jasmin beeilte sich, den Knoten zu öffnen. Das stellte sich als kompliziert heraus, denn das Seil hing unter ihren Achseln fest. Sie musste sich verrenken, und zerrte am Seilende herum. Schließlich gelang es ihr, den Knoten zu öffnen.
Es sah komisch aus, wie Archibald mit seinen Fäden an dem Seil fest hing und unter ihm Jasmin an weiteren seiner Fäden baumelte. Doch es kostete ihn viel Kraft, sich selbst zu halten und gleichzeitig Jasmin langsam zu Balduin abzuseilen.
»Balduin! Du lebst!« Doch der Falter antwortete nicht.
Die Verdauungsflüssigkeit hatte seinen Mund zugeklebt.
Jasmin setzte die zerbrochene Scherenhälfte wie ein Messer an. Ihre Hände verklebten. Es war gefährlich; so leicht konnte sie den Falter verletzten. Doch schließlich gelang es ihr, Balduin zu befreien.
Sie legte ihn in die Brusttasche ihres Pullovers. Balduin hauchte ein »Danke«, das Jasmin kaum verstand. Dann wurde er ohnmächtig.
Jasmin rief Archibald zu, sie hochzuziehen.
»Hast du ihn?«
»Ja, es ist alles in Ordnung. Wir müssen hier raus. Schnell!«
»Wir müssen so lange warten, bis die Blume ihre Blüte öffnet. So lange kann das nicht mehr dauern.«
Und Archibald sollte Recht behalten. Mit vereinten Kräften zogen sie sich hoch und zwängten sich am Stempel der Blume vorbei. Aus Angst, die Blume würde erneut ihren Fangmechanismus auslösen, rannten sie auf den Rand zu, um hinunterzusteigen. Jasmin streifte sich beim Laufen die Spinnfäden von ihrem Bauch. Auch Archibald kniff seine Fäden ab, so dass er ungehindert rennen konnte.
Eilig kletterten sie das Netz hinab. Archibald stand bereits neben Gretchen. Jasmin fehlte noch ein gutes Stückchen, da riss einer der Fäden durch, auf dem ihr Fuß stand. Sie verlor das Gleichgewicht, schrie auf und knallte mit dem Rücken voraus auf den harten Boden.
Gerettet
Für einen Augenblick blieb sie liegen, dann drehte sich Jasmin zur Seite, bewegte Arme und Beine. Gebrochen war scheinbar nichts. Ein paar Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln, schnell wischte Jasmin sie weg.
Durch den Aufprall war Balduin aufgewacht. Er stöhnte und krabbelte erschöpft aus Jasmins Brusttasche heraus.
Wieder zu viert saßen sie zwischen den duftenden, aber gefährlichen Blumen, erschöpft und glücklich. Während Balduin erzählte, aß Jasmin den letzten Apfel. Sie hatte wenig Hunger, dafür, dass sie kaum etwas gegessen, aber umso mehr Anstrengungen gehabt hatte, doch ein Brötchen mit Käse oder Marmelade wäre ihr lieber gewesen.
Balduin hatte sich erholt und sprach aufgeregt und noch schneller als sonst: »Es war so schön, als ich all diese Blumen sah. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinfliegen sollte. Alles roch so verführerisch, und ich konnte nicht mehr klar denken. Ich war mir der Gefahr nicht mehr bewusst. Als ich dann diese Blume sah, die vor Schönheit nur so strahlte, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich saß nur kurz auf einem der Blütenblätter, als sie sich plötzlich bewegten und über mir zusammenlegten. Gleichzeitig fiel ich in dieses tiefe, schwarze, klebrige Loch. Es war widerlich.« Angeekelt betrachtete er seine Flügel. Überall an seinem kleinen Körper klebte Verdauungssaft. Auch Jasmins Hände waren noch nicht sauber. Aber das war nicht so schlimm. Wichtig war, dass sie Balduin gerettet hatten!
»Du kannst froh sein, dass Jasmin dich da rausgeholt hat, Balduin!«, sagte Archibald vorwurfsvoll. »Beim nächsten Mal hörst du auf sie!«
Archibald schien sehr böse, was zu der friedlichen Spinne nicht passen wollte.
Balduin flatterte zu Jasmin und setzte sich auf ihre Nase.
»Es tut mir leid, dass ich dir so viel Ärger gemacht habe. Danke für deine Hilfe, Jasmin. Wie kann ich das nur wieder gut machen? Ich bin jetzt lieb und gehorsam, das verspreche ich bei meinen Flügeln. Und ich werde für alle Zeiten bei dir bleiben. Ehrenwort!«
Als er das sagte, legte er zärtlich seine bunten Flügel um Jasmins Nase und schmiegte seinen Kopf zwischen ihre Augen.
»Ist ja gut.« Zaghaft streichelte sie ihm über den winzigen Rücken.
Balduin lachte. »Das
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