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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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nur wenn die Sonne über dem Gipfel des Berges steht, wagt sich das scheue Reh hervor, aber der gierige Wolf wandelt im roten Lichte des Erntemonds. Umsonst waren solche Gedanken; nimmer weckte ihr Sohn sie von dem harten Lager, auf dem sie von seiner Ankunft träumte. Ihr Hamish kam nicht.
    »Betrogene Hoffnung,« spricht der königliche Weise, »macht das Herz krank,« und so kräftig auch Elspat, in körperlicher Hinsicht war, so spürte sie doch allmählich, daß sie den Anforderungen nicht mehr so wie früher gewachsen war, die ihre ungezügelte Sehnsucht an ihren Körper stellten.
    Da aber kam ein Morgen, an welchem auf der einsamen Bergstraße in weiter Ferne von der Hütte ein Wanderer sichtbar wurde. Die trostlose Verzweiflung, deren Beute sie seit so langer Zeit war, wich herrlicher Hoffnung. Denn je näher der Wanderer kam, desto deutlicher trat in Sicht, daß von sächsischer Sklaverei kein Zeichen an ihm war. Bald konnte sie den Hochlandsmantel wehen sehen, der sich in schönen Falten niederlegte, und bald auch die wallende Hutfeder, das Merkmal von Rang und edler Geburt.
    Über der Schulter trug er die Flinte, an seiner Seite hing das breite Schlachtschwert, im Gürtel steckten Dolch und Pistol, und an der Seite hing der »Sporren-Mollach«, die geißlederne Tasche, die der Hochländer um den Leib geschnallt trägt. Näher und näher heran kam der Wanderer, seine Schritte schienen sich zu weiten, sein Herz schien ihnen Flügel zu geben – und nun, ein Augenblick noch, und die Greisin umarmte den geliebten Sohn, der vor sie hintrat in der Tracht des Vaters und der Ahnen, als Schönster für die Augen der Mutter unter zehntausend.
    Unsäglich war das erste Entzücken, das in ihr Herz einzog. Mit den schönsten Schmeichelworten, die ihre kraftvolle Sprache birgt, verband sie die innigsten Segenswünsche. Im Nu war der Tisch gedeckt mit allem, was sich herbeischaffen ließ, und mit der gleichen seligen Wonne, die sie empfand, als sie den Neugeborenen zum erstenmal an die Brust legte, blickte die Mutter auf den jungen Krieger, der nun an ihrem Tische saß und sich labte.
    Dann verlangte es sie, die Abenteuer zu hören, die ihr Sohn während der langen Trennung bestanden habe, und sie konnte sich nicht enthalten, ihn ob der Unbesonnenheit zu tadeln, am helllichten Tage in Hochlandstracht durch die Berge zu wandern, da doch so schwere Strafe auf solch Beginnen gesetzt sei und es von Verrätern in der Gegend doch wimmele.
    »Seid meinetwegen ohne Furcht, Mutter,« sagte Hamish in besänftigendem Tone zu ihr, der ihre Unruhe aber eher noch mehrte – »ich trage, sobald ich Lust dazu habe, den Breacan[andrer Name für den buntgewürfelten Tartan. A. d. Ü.] vorm Tore von Fort Augustus.«
    »Hamish, Hamish! Sei nicht allzukühn! Wenngleich solche Eigenschaft ein Fehler wäre, der dem Sohn deines Vaters gar wohl stünde – aber, sei nicht zu kühn! Ach, es wird ja nicht mehr gekämpft wie ehedem, ehrlich und unter gleichem Vorteil; man sucht einander an Zahl und Waffen zu überbieten, so daß der Starke wie der Schwache von der Kugel eines Buben fällt. Denke nicht, Hamish, daß ich unwert sei, deines Vaters Witwe und deine Mutter zu heißen, weil ich so rede, denn Gott weiß, ich will es aufnehmen mit dem Besten im Lande.«
    »Glaubt mir, liebe Mutter, ich bin außer Gefahr«, versetzte Hamish; »aber habt Ihr Mac Phadraick bei Euch gesehen, Mutter, und was hat er Euch von mir gemeldet?«
    »Geld hat er mir dagelassen, viel Geld,« antwortete Elspat, »aber was mir das liebste von allem war, das war die Kunde, daß du wohlauf seiest und bald zu mir kommen werdest. Nimm dich aber in acht vor Mac Phadraick, mein Sohn! Denn wenn er sich auch einen Freund deines Vaters nennt, so war ihm die schlechteste Kuh in seiner Herde doch mehr wert, als Mac Tavish Mhors Leben! Gebrauche ihn, wenn er dir nützen kann, und bezahle ihn für das, was er dir nützt; es läßt sich nun einmal nicht ändern, daß wir Umgang auch mit solchen halten müssen, die des Vaters nicht wert sind. Aber verlaß dich auf meinen Rat und traue ihm nicht!«
    Hamish konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, und Elspat schien zu verstehen, daß ihre Warnung zu spät komme.
    »Was hast du mit ihm gehabt, Hamish?« fragte sie ungestüm; »ich erhielt Geld von ihm, und Geld gibt doch er nicht umsonst! Er gehört nicht zu denen, die für Spreu Gerste tauschen. Ach, wenn dich euer Handel gereut, und wenn du, ohne deine Ehre und Männlichkeit zu scheuen,

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