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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Stärke, Reichtum und Ruhm!«
    »Das ist nicht wahr!« rief Elspat grimmig; »dich und andere feige Memmen gleich dir hat eure Mutlosigkeit besiegt, aber nicht Feindesmacht. Dem scheuen Wasserhuhn gleichest du, das die geringste Wolke am Himmel für den Schatten des Adlers hält.«
    »Mutter,« erwiderte Hamish stolz, »beschuldige mich nicht feigen Sinnes! Denn ich gehe dorthin, wo es an Männern mit starkem Arm und keckem Mut fehlt. Ich verlasse eine Einöde, um in ein Land zu gehen, wo ich mir Lorbeeren sammeln will.«
    »Von deiner alten Mutter willst du gehen, daß sie sterbe, verlassen von allen?« fragte Elspat, eifrig bemüht, einen entschlossenen Sinn, der ihr viel größer erschien als sie anfangs gedacht hatte, zu erschüttern.
    »Das ist nicht der Fall, Mutter,« antwortete er, »denn ich lasse Euch in behaglicher Lage, mit einem gesicherten Einkommen, wie Ihr es noch niemals hattet, zurück. Barcaldines Sohn ist zum Offizier ernannt worden, und unter ihm habe ich mich anwerben lassen. Mac Phadraick steht in seinen Diensten, rührt die Werbetrommel für ihn und findet sein gutes Auskommen dabei.»
    »Das ist das wahrste Wort von der ganzen Mär,« rief die Greisin bitter, »alles andere mag so falsch sein wie die Hölle!«
    »Aber auch wir finden unseren Vorteil dabei,« fuhr Hamish fort, »denn Barcaldine gibt Euch eine Hütte in seinem Walde Letter-Findreight und Gras für Eure Ziegen, auch eine Kuh, wenn Ihr eine haben wollt. Wenn ich auch weit weg von Euch bin, so wird Euch doch mein Sold, Mutter, mit Mehl und allem, was Ihr sonst brauchen könnt, reichlich versorgen. Hegt also um mich keine Sorge! Ich trete wohl als gemeiner Mann ein, aber ich will, sofern es durch Pünktlichkeit und Tapferkeit im Dienste sich erreichen laßt, als Offizier und mit einem halben Dollar Einkommen pro Tag zurückkehren.«
    »Armes Kind!« rief Elspat in einem Tone, in welchem sich Mitleid mit Verachtung paarte, »du traust also dem Mac Phadraick wirklich?«
    »Ja, Mutter,« sagte Hamish, während die dunkelrote Farbe seines Stammes ihm auf Stirn und Wangen trat, »denn Mac Phadraick kennt das Blut, das in meinen Adern rollt, und weiß, daß Hamish zurück nach Breadalbane kehren würde, wenn er den Vertrag, der mit ihm in Eurem Betreff geschlossen wurde, nicht halten wollte, und daß seine Tags dann gezählt wären. Den Dolch stieße ich ihm ins Herz, wenn er das mir gegebene Wort bräche! So wahr Gott der Allmächtige lebt, der ihn und mich geschaffen hat!«
    Blick und Haltung des jungen Kriegers zwangen Elspat auf eine Weile Ehrfurcht ab, denn solch feste, feierliche Rede, die ihr den Vater so lebhaft in Erinnerung rief, war sie nicht an ihm gewohnt. Aber sie fuhr mit ihren Einwänden in der gleichen bitteren Weise fort, wie sie begonnen hatte.
    »Armer Junge!« rief sie, »und du meinst, daß über dem Zwischenraum einer halben Welt deine Drohungen gehört werden oder Berücksichtigung finden? Geh aber nur, geh und beuge deinen Nacken unter hannöversches Joch, gegen das jeder getreue Gäle bis zu seinem Tode kämpfte. Geh, und verleugne die königlichen Stuarts, für die dein Vater und deine Ahnen und deiner Mutter Ahnen Felder über Felder mit ihrem Blute gefärbt haben. Geh und beuge dein Haupt unter den Degengurt eines vom Geschlechte der Dermid, dessen Kinder,« setzte sie mit furchtbarer Stimme hinzu, »deiner Mutter Väter in ihren Wohnungen zu Glencoe ermordeten! Ja,« rief sie wieder und noch lauter, gellender, »ich war damals noch nicht auf der Welt, aber aus dem Munde meiner Mutter vernahm ich es, und ich lauschte der Stimme meiner Mutter, und ihre Worte klingen noch heute in meinen Ohren! In Frieden kamen sie und wurden gastfreundlich aufgenommen, und Blut ist geflossen und Feuer hat gewütet und Mord ist verübt worden!«
    »Mutter,« erwiderte Hamish voll Trauer, aber mit Festigkeit, »dies alles habe ich bedacht! An der Hand des edlen Barcaldine klebt von dem Glencoer Blut kein Tropfen; der Fluch lastet auf dem unglücklichen Hause Glencoe, und Gott der Herr hat es an ihm und seinen Gliedern gerächt!«
    »Sprichst ja schon ganz so wie der sächsische Pfaffe«, höhnte die Mutter; »ob du dich nicht noch besser stündest, wenn du bei Mac Allan Mhor um eine Kirche betteltest, daß du Vergebung predigen könntest für das Geschlecht Dermid?«
    »Gestern war gestern, Mutter,« sagte hierauf Hamish, »und heute ist heute! Da die Clans niedergeworfen sind und in ihrer alten Reinheit und Unvermischtheit

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