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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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ihn nicht rückgängig machen kannst, dann gib ihm sein Geld wieder, bloß traue seinen schönen Worten nicht!«
    »Es geht nicht an, Mutter,« versetzte Hamish, »und es möchte mich auch nicht reuen, wenn ich Euch bloß nicht bald verlassen müßte.«
    »Du mich verlassen? Was sprichst du, Hamish, einfältiger Knabe! Meinst du, ich wüßte nicht, was für das Weib und die Mutter eines verwegenen Mannes als Pflicht gilt? Du bist ja noch immer ein Knabe, aber dein Vater war zwanzig Jahre lang der Schrecken der Gegend, und doch verachtete er meine Gesellschaft und meinen Beistand nicht, sondern sprach es oft aus, daß meine Hilfe mehr wert sei als die von zwei kräftigen Knappen.«
    »Nicht darum ist es, Mutter, aber da ich das Land verlassen muß –«
    »Du das Land verlassen?« rief die Frau, ihn unterbrechend; »Und meinst du denn, ich sei wie ein Busch, der bloß dort wächst, wo er Wurzel schlägt und eingeht, wenn er versetzt wird? Habe ich denn nicht oft genug schon andere Luft als die vom Ben Cruachan geatmet? Bin ich nicht deinem Vater in die Wildnisse von Roß und in die unzugänglichen Ödeneien von Q-Mac Q-Mhor gefolgt? Kein Wort mehr, Knabe! Denn meine Glieder, so alt sie auch sein mögen, werden mich noch immer so weit tragen können, wie deine Füße laufen.«
    »Ach, Mutter,« sagte stockend der Jüngling, »aber über die See?«
    »über die See? Ei, für was hältst du mich, wenn du meinst, ich solle mich vor der See fürchten? War ich etwa nie im Leben zu Schiffe? Habe ich denn nicht den Sund von Mull gesehen, die Inseln von Treshornish und die gefährlichen Klippen von Harris?«
    »Ach, Mutter! Ich muß weiter, viel weiter! Ich habe mich für die neuen Regimenter werben lassen und marschiere mit gegen die Franzosen – drüben in Amerika!«
    »Anwerben lassen?« schrie die Mutter, wie vom Donner gerührt – wider meinen Willen? Ohne meine Zustimmung?« Das hast du nicht gekonnt, Hamish, du nicht, Hamish!« Dann stand sie auf, trat auf den Sohn zu und sprach herrisch, eine gebietende Stellung annehmend: »Hamish, das war dein Wille nie! Hamish, das hast doch du nicht getan!«
    »Verzweiflung, Mutter, vollbringt alles«, entgegnete Hamish in resolutem Tone; »was sollte ich hier beginnen, wo sich kaum das kärgste tägliche Brot schaffen läßt für mich und Euch, da die Zeiten doch immer schlechter werden? Wollt Ihr Euch setzen und zuhören, so will ich Euch überzeugen, daß ich besser, als ich gehandelt habe, nicht handeln konnte!«
    Mit bitterem Lächeln setzte sich Elspat. und mit bitterem Lächeln, mit fest aufeinander gepreßten Lippen hörte sie ihm zu. Ohne von ihr, wie er befürchtet hatte, unterbrochen zu werden, fuhr Hamish fort:
    »Als ich von Euch ging, Mutter, habe ich Mac Phadraick aufgesucht, denn wenn es auch feststeht, daß er ein ausgefeimter Halunke ist wie alle Sassenach, so läßt sich doch nicht leugnen, daß er ein Mann von Witz ist,« und darum dachte ich, er könne mir, zumal es ihn doch nichts koste, gut und gern sagen, auf welche Weise sich unsere Umstände besser gestalten ließen.«
    »Unsere Umstände!« wiederholte Elspat, indem sie anfing die Geduld zu verlieren; »und bei einem Schuft, dessen Herz nicht besser ist als das eines Kuhhirten, erkundigst du dich darnach, was du zu tun und zu lassen hast? Dein Vater hat niemand gefragt als sein Schwert und seinen Mut!«
    »Aber, Mutter,« rief Hamish, wann werdet Ihr endlich einsehen lernen, daß Ihr in diesem Lande Eurer Väter noch immer so lebt, wie wenn Eure Väter noch lebten? Ihr wandelt wie im Traum, umschwebt von den Geistern derer, die längst bei den Toten weilen. Als der Vater noch lebte und focht, da fühlten die Großen im Lande noch vor dem Manne mit der starken Hand Achtung, und wer was zu verlieren hatte, fürchtete ihn. Von der ersten Klasse gewährten ihm Mac Allan Mhor und Caberfee ihren Schutz, und von der zweiten zahlten ihm nicht wenige Tribut. Er ist tot; aber sein Sohn würde bei einer Lebensweise, die dem Vater Ansehen gab und zur Macht verhalf, nur Schimpf und Schande ernten und unbemitleidet in die Grube fahren. Heute ist Schottland von England unterjocht – die Leuchten des Landes sind verlöscht – Glengarry, Lochiel, Perth, Lord Lewis, alle die großen Häuptlinge sind entweder ins Grab gestiegen oder leben in der Verbannung! Wir mögen hierüber trauern, aber helfen, ändern können wir es nicht! Das breite Schlachtschwert ist bei Drummossie-Muir verloren gegangen und mit ihm Macht,

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