Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
wolle, auf dessen Grund und Boden er ein Asyl für sie ausbedungen hatte. In Wahrheit aber war sie weit entfernt davon, sich mit solchem Gedanken zu befreunden. Aus den feindseligen Worten, die während ihrer ersten Unterhaltung gefallen waren, hatte sie entnommen, daß er sich der Gefahr einer körperlichen Züchtigung aussetzte, wenn er zur festgesetzten Frist von seinem Urlaub nicht zurückkehrte. Aber sie wußte nun, daß er sich solcher Schmach auch nie unterziehen, also gewiß nicht zum Regiment zurückkehren werde. Ob sie die weiteren Folgen ihres Planes überdachte, ob sie sich gutes oder schlimmes für ihren Sohn daraus ersah, läßt sich nicht sagen. Aber soviel steht fest, daß sie als Frau des Mac Tavish Mhor, den sie auf allen Raub-und Kriegszügen begleitet und in keiner Gefahr im Stich gelassen hatte, hunderte, von Mitteln und Wegen zum Widerstand oder zur Flucht kannte, durch die ein braver Kerl in einem Landgebiet voll Felsen, Seen, Bergen, gefährlichen Pässen und dichten Wäldern sich der Verfolgung Hunderter entziehen könne. Für die Zukunft des Sohnes bangte ihr also nicht. Der einzige Gedanke, der sie beherrschte, war, ihren Sohn daran zu hindern, daß er seinem Vorgesetzten sein Wort halte.
    Zufolge dieses geheimen Planes suchte sie den Vorschlag, den Hamish ihr wiederholt machte, nach der für sie gemieteten Hütte zu Green Colin hinüberzuziehen, zu hintertreiben durch allerlei Gründe und Ausflüchte, die bei ihrem Charakter so natürlich waren, daß sie bei dem Sohne weder Mißfallen noch Unruhe erregten.
    »Laß mich nicht auch noch von dem Tale, in welchem ich so lange gelebt habe, in der gleichen Woche Abschied nehmen, in der ich dem einzigen Kinde Lebewohl sagen muß. Gönne meinen Augen, wenn sie von den Tränen um dich sich trüben, noch eine Weile Zeit, über den See Uwe und auf den Ben Cruachan zu blicken!«
    Hamish fügte sich in die Launen der Mutter um so williger, als verschiedene andere Leute, deren Söhne sich gleichfalls bei Barcaldine hatten anwerben lassen, auf dessen Gütern verteilt werden sollten. Es wurde also beschlossen, daß sich Elspat an sie anschließen solle, wenn sie in ihre neuen Asyle zögen.
    Auf diese Weise glaubte Hamish sowohl die Launen der Mutter berücksichtigt, als für ihre Bequemlichkeit und Sicherheit gesorgt zu haben. Die Mutter aber leiteten ganz andere Pläne!
    Hamishs Urlaub nahte sich seinem Ende. Mehr denn einmal faßte er den Entschluß, aufzubrechen, um noch früh genug nach Dunbarton, der Stadt, in welcher sein Regiment in Quartier lag, zu gelangen. Aber die Bitten der Mutter, die eigene erklärliche Gemütsstimmung, die Liebe zu der ihm so teuren Heimat, vor allem aber das Vertrauen in sich, auf seine Schnelligkeit und Körperkraft, bestimmten ihn, den Aufbruch bis zum sechsten Urlaubstage, hinauszuschieben, dem letzten, den er bei der Mutter zubringen durfte, sofern er nicht gegen die Bedingungen seines Urlaubs verstoßen, also für fahnenflüchtig angesehen sein wollte.

Achtes Kapitel.
    Am Abend vor dem für den Aufbruch festgesetzten Tage ging Hamish Zum Flusse hinab, um zu angeln, ein Geschäft, in welchem er sehr geschickt war. Es sollte ihm zugleich ein besseres Mahl bringen, als die Mutter sonst hatte bereiten können. Das Glück war ihm hold, und er fing bald einen prächtigen Salm.
    Auf dem Heimweg trug sich ein Fall zu, geeignet, einem Hochländer wie Hamish als schlimme Vorbedeutung zu gelten, der schließlich, wenn er auch eine Zeitlang in der Fremde gelebt hatte, noch immer nicht frei von Aberglauben war. Auf dem zu seiner Hütte hinaufführenden Pfade erblickte er nämlich zu seinem nicht geringen Erstaunen eine Gestalt, die gleich ihm die alte Hochlandstracht und die alten Waffen des schottischen Kriegsmannes trug. Sein erster Gedanke war, er habe jemand von seinem Korps vor sich, weil es, als durch die Regierung angeworben, außerhalb der gegen hochländische Tracht und Waffen erlassenen Verordnungen stand. Unter diesem Eindruck verdoppelte er seine Schritte, um den vermeintlichen Kameraden einzuholen, den er für den kommenden Tag zu sich einzuladen vorhatte.
    Aber wie groß war sein Schreck, als er jetzt sah, daß der Fremde die große Kokarde trug, das in den Hochlanden so streng verbotene verhängnisvolle Abzeichen. Die Gestalt war groß; und durch den Schatten, den sie warf, wuchs sie ins Ungeheuerliche. Die Art, wie sie sich bewegte, glich mehr einem Schweben als einem Gehen. Kein Wunder, daß Hamish, dessen

Weitere Kostenlose Bücher