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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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versammelten Clans. Allein die Häuptlinge des Hochlandes waren edler in ihrem Zorn: sie straften mit der scharfen Klinge und nicht mit dem Stocke. Ihre Strafe war blutig, aber sie brachte keinen Schimpf. Kannst du gleiches sagen von den Gesetzen, unter deren Joch du deinen, freigeborenen Nacken gebeugt hast?«
    »Nein, Mutter, ich kann es nicht,« sagte Hamish düster, »selbst mit angesehen habe ich es, wie man einen Sassenach wegen Desertion oder Fahnenflucht, so lautet der Ausdruck im Kriegsgesetz, strafte. Er wurde geschlagen, mit Riemen geschlagen, ich bekenne es, wie ein Hund, der seine herrischen Herren erzürnt hat. Empört hat mich der Anblick, das muß ich sagen, und mir ist schlecht dabei geworden. Aber man straft nur solche wie Hunde, die schlechter sind als Hunde, elende Patrone, die Wort und Treue nicht zu halten wissen.«
    »Gleichem Schimpf, Hamish, bist aber auch du ausgesetzt,« erwiderte Elspat, »wenn du was versiehst im Dienst oder deine Offiziere Anstoß an dir nehmen sollten. Ich mag nicht mehr mit dir über den Fall sprechen. Bloß eins sage ich noch: wäre der sechste Tag, von der heutigen Morgensonne ab gerechnet, mein Sterbetag und du verweiltest hier, mir die Augen zuzudrücken, so würdest du gleicherweise Gefahr laufen, an einen Pfahl gebunden und wie ein Hund gepeitscht zu werden? Ja! Sofern du kein Tröpfchen Mut besäßest, mich allein und an einsamem Herde sterben zu lassen, auf daß der letzte Funke von deines Vaters Herdfeuer und deiner Mutter letzter Lebensfunke zusammen verlöschen.«
    Hamish schritt, von Ungeduld und Zorn befallen, in der Hütte auf und ab.
    »Mutter,« sprach er nach einer Weile, »laß dich nicht durch solche Dinge beirren! Solcher Schande kann ich nicht ausgesetzt sein, denn ich werde mich der Ursache dazu nie schuldig machen, und sollte sie mir doch einmal drohen, dann werde ich, ehe ich mich so entehren lasse, zu sterben wissen.«
    »Das spricht der Sohn meines Mannes!« rief Elspat.
    Dann gab sie dem Gespräch eine andere Wendung. Es schien, als hörte sie dem Sohn mit stiller Schwermut zu, als er sie nun an die kurze Frist gemahnte, die sie noch miteinander zu verleben hätten, und herzlich bat, sie nicht mit unnützen und unangenehmen Erinnerungen zu vergeuden.

Siebentes Kapitel.
    Elspat hatte jetzt die Überzeugung gewonnen, daß außer anderen Eigenschaften des Vaters auch dessen stolzer männlicher Geist auf den Sohn überkommen sei, und daß sie nicht rechnen dürft, ihn von einem freiwillig gefaßten Schlusse abzubringen. Sie gab sich zufolgedessen das Ansehen, als schicke sie sich in diese unvermeidliche Trennung, und wenn sie auch dann und wann noch einmal zu klagen anfing, so geschah dies nur, weil sie ihr ungestümes Temperament nicht zügeln konnte oder weil sie denken mußte, es möchte ihrem Sohne auffällig sein, wenn sie sich so ohne weiteres fügen und ihn veranlassen wollte, auf seiner Hut zu sein und ihr alle Mittel, durch die sie ihn noch immer bei sich zu halten hoffte, aus der Hand zu winden. Die heiße, eigensüchtige Liebe, die sie für den Sohn fühlte und die sie unfähig machte, das wahre Interesse desselben zu erkennen, glich der dem Tiere vom Instinkt eingegebenen Liebe zu seinem Jungen, und wenn sie auch weiter in die Zukunft sah als Geschöpfe, die auf niedriger Daseinsstufe stehen, so hatte sie im Grunde doch keine andere Empfindung, als daß Trennung von Hamish für sie gleichbedeutend mit Tod sei.
    In der kurzen Zeit, die noch blieb, erschöpfte sich Elspat in der Kunst, die nur Liebe eingeben kann, ihn auf alle erdenkliche Weise zu erfreuen und zu unterhalten. Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach Erzählungen und Sagen, die seit jeher für den Hochländer, wenn er Muße hat, die angenehmste Kurzweil bilden. Eine ungemeine Kenntnis bewies sie mit den Liedern der alten Sänger und mit den Märchen der berühmtesten Erzähler. Ihre Aufmerksamkeit gegen den Sohn kannte fast keine Grenzen, und wenn er ihr wehren wollte, blühendes Heidekraut für sein Lager zu sammeln oder ihm ein leckeres Mahl zu bereiten, dann sagte sie:
    »Laß mich, Hamish, laß mich! Wenn du deine Mutter verläßt, so handelst du nach deinem eigenen Willen, laß nun auch deiner Mutter den Willen, wenn sie dir Freude machen will, so lange sie dich noch hat!«
    Es schien, als sei sie nun mit den Anstalten, die er für ihren Unterhalt getroffen, zufrieden, denn, sie hörte ihn ruhig an, wenn er davon sprach, daß er sie zu Green Colin hinüber bringen

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