Die Hochzeit meiner besten Freundin
nicht über mich lustig, Belle. Ich weiß auch, dass ich mich wie ein Supermodel kurz vor der Modenschau benehme, aber ich muss unbedingt die Wahrheit erfahren. Denn auch wenn ich mir das Ganze nur einbilde, werde ich die Beziehung kaputtmachen, weil ich so verdammt paranoid bin.«
Wieder vergräbt sie das Gesicht in den Händen, und ich kann sehen, wie ihr die Tränen erneut über die Finger rinnen.
»Ich glaube, ich werde verrückt, Belle«, schluchzt sie. »Du musst mir helfen.«
Nicky war immer die Glänzende, Zielstrebige gewesen, die wusste, wo sie steht und wo sie hin will.
Ich war die Träumerin, mir stand der Sinn nach Sonne und Faulenzen, ich folge immer dem Herzen statt dem Verstand.
Jetzt kauert sie hier mit tiefen violetten Schatten unter den grünen, traurigen Augen auf ihrem schicken Sofa in ihrer schicken Wohnung, umgeben von den zahlreichen Beweisstücken ihres überwältigend erfolgreichen Lebens, völlig aus den Angeln gehoben von einem Angehörigen des anderen Geschlechts.
Sie sieht auf und greift nach der Flasche Wein auf dem Couchtisch – eine andere als die, die noch da stand, als ich die Wohnung verlassen habe -, und will sich einschenken.
Doch es kommt nur ein spärliches Rinnsal.
»Huch! Leer.« Sie ringt sich ein gekünsteltes Lächeln ab, steht schwankend auf und marschiert in Richtung der Spirituosen, die auf dem Regal stehen.
»Dann eben die harten Sachen.«
Das kann doch nicht die sprühende, selbstbewusste und beherrschte Nicola Chase sein – bleich, mitgenommen, mit Tränen in den Augen und kurz davor, sich um drei Uhr morgens einen Brandy einzuschenken.
Zum ersten Mal muss ich die Starke von uns beiden sein und die Kontrolle übernehmen. Ich packe Nicky an den Schultern und dirigiere sie weg von den Spirituosen und zurück zum Sofa.
Bis zur Hochzeit sind es noch etwas mehr als vier Wochen.
In vier Wochen kann man eine Menge erreichen.
Ich hocke mich ihr gegenüber auf die Ecke des Couchtischs, ergreife ihre zitternden Hände und zwinge sie, mich anzusehen.
»Hör mal, Nix, ich bin deine beste Freundin, oder? Immer hast du auf mich Acht gegeben, jetzt ist es Zeit, dass ich auf dich Acht gebe. Ich habe zwar heute Abend nichts entdeckt, aber wenn da etwas läuft, dann werde ich es für dich herausbekommen, glaub mir. In den nächsten drei Wochen werde ich Richard Ackerman beim Essen, Schlafen und Atmen beschatten. Was auch notwendig ist und wohin ich ihm auch folgen muss – auch wenn ich wahrscheinlich vor dem Männerklo Halt machen werde -, ich werde die Wahrheit für dich herausfinden, das verspreche ich dir.«
»Ach, Belle.« Aus riesigen Augen sieht sie mich hoffnungsvoll an. »Das würdest du für mich tun?«
Entschlossen nicke ich.
»Ich könnte der neue James Bond werden«, scherze ich.
»Aber ich kann nicht Blofeld sein«, sagt Nicky schniefend und lächelt tatsächlich, »ich bin allergisch gegen Katzen.«
Ich schüttele den Kopf. »Das ist doch der Bösewicht. Unser Bösewicht ist Richard.«
»Ich dachte, der heißt Oddjob?«
»Der war für die Dreckarbeit zuständig.«
»Na, das trifft doch genau auf Richard zu.« Nicky kichert hinter ihrem riesigen Taschentuch.
Sie hört auf, unter Tränen zu lachen, und drückt meine Hand.
»Danke, Belle.«
»Nichts zu danken, meine Liebe«, entgegne ich. »Außerdem freue ich mich schon darauf, Richards ganz persönlicher Cato zu werden, sein zweiter Schatten. Mich in Eingängen zu verstecken und ihm auf den Fersen zu bleiben, wo auch immer er hingeht. Könnte ganz schön aufregend werden _«
Was ist dieser Richard doch für ein Langweiler!
Mittags isst er immer in ein und demselben Restaurant, außer Mittwochs, wo er aus einem unerklärlichen Grund nie aus dem Gebäude kommt, bis es Zeit zum Heimgehen ist. Bis auf die erste Nacht, in der ich vor seinem Miethäuschen Wache gehalten habe, verlässt er das Büro immer um Punkt sieben und kommt ungefähr vierzig Minuten später mit dem Taxi zu Hause an, je nach Verkehrslage.
Er trägt an jedem Wochentag einen anderen Anzug, doch nach fast zwei Wochen der Beschattung fällt mir auf, dass er dieselben Anzüge an denselben Wochentagen trägt, so als hätte er einen Montagsanzug, einen Dienstagsanzug und so weiter. Und aus irgendeinem Grund ist Freitag immer Armani-Tag.
Richard sieht in der Tat sehr gut aus, auch wenn er eindeutig nicht mein Typ ist. Aber Nicky und ich standen nie auf den gleichen Typ Mann, was auch besser ist, denke ich.
Genau genommen weicht er
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