Die Hochzeit meiner besten Freundin
ich nur schnell genug wieder einschlafe, wartet Ben vielleicht noch auf mich – mit gespitzten Lippen.
Elvis glaubt, das Ganze sei ein Spiel, packt die Decke mit den Zähnen und beginnt, daran zu ziehen.
»Tut mir Leid, meine Liebe, aber du musst aufstehen. Deine erste Kundin kommt in einer halben Stunde.«
»Was?«
»Ja doch, Lucys Freundin, also steh besser auf, und zieh dich an.«
Endlich gelingt es mir, Elvis zu vertreiben. Ich ziehe die Decke bis zum Kinn hoch und blicke unleidlich zu meiner Freundin auf.
»Was ist es eigentlich dieses Mal? Der treulose Ehemann? Der Freund, der einen eigenen Harem hat?«
»Ich bin mir nicht sicher. Lucy hat gesagt, ihre Freundin würde es uns erklären, wenn sie hier ist.«
»Und wer genau ist diese geheimnisvolle Freundin?«
»Amanda Hartley-Davies«, erwidert Nicky. »Klingt irgendwie schnieke, du solltest also besser anständig aussehen.«
»Wenn du bitte deinen Hund da wegnehmen würdest«, entgegne ich und deute auf Elvis, der wieder auf mein Bett gekrochen ist und jetzt laut schnarchend auf meinen Beinen liegt. »Dann stehe ich auch auf und ziehe ein schniekes Kleid an.«
Amanda Hartley-Davies kommt fünfundzwanzig Minuten zu spät und entschuldigt sich nicht einmal, was mich gewaltig ärgert, weil ich nämlich lange genug hätte weiterschlafen können, um den ersehnten Kuss mit dem bumswürdigen Ben auszutauschen.
Als Nicky die Tür aufmacht, wirft Miss Amanda Doppelname ihr den Mantel zu wie jemand, der an Bedienstete gewöhnt ist. Dann schreitet sie bis zur Raummitte, blickt sich um und taxiert die Wohnung und uns mit misstrauisch zusammengekniffenen
Augen, während ich morgenmuffelig auf dem Sofa kauere und ihren Blick genauso misstrauisch erwidere.
Sie hat eine wilde, blonde Mähne, die einmal für teures Geld mit Strähnchen durchsetzt war, jetzt aber vernachlässigt ist und an den Wurzeln dunkel nachwächst, eine Saugglocke von einem Mund, der bemerkenswert sexy wäre, wenn er nicht zu solch einem Ausdruck des Elends verzogen wäre, und dunkelblaue Augen, die aber von einem Gitter kleiner roter Linien durchzogen sind und tiefe, graue Ringe haben, die noch durch breite, dunkle, zittrige Kajalstriche betont werden.
Sie scheint von Nickys Stiftung der anonymen Frustesser zu kommen. Uber ihrem üppigen Busen spannt sich ein durchgeknöpftes Top von Donna Karan, das mindestens zwei Nummern zu klein ist, die untere Hälfte ihres Körpers ist in einer zerrissenen Jeans eingepfercht, und das Fleisch quillt durch die Schlitze wie halb gekochte Würstchen mit aufgeplatzter Haut.
Amanda trägt teure braune Stiefel aus Schlangenleder, die zu ihrer teuren braunen Schlangenledertasche passen, und sie sieht so angespannt aus wie jemand, der eine Diät aus Nerven, Tränen und abgekauten Fingernägeln macht.
Unbeholfen sehen wir uns einen Augenblick lang an, bis Nicky, die den Mantel noch immer wie ein nervöses Dienstmädchen umklammert, ihr bedeutet, sich zu setzen. Amanda betrachtet die Sofas prüfend, beschließt offensichtlich, dass sie gerade eben noch genug Design aufweisen, um der Ehre teilhaftig zu werden, ihren unglaublich drallen Hintern zu beherbergen, und setzt sich.
»Also«, setzt Nicky an, da ich diese Verkörperung der Steifheit immer noch verwundert anstarre, »Lucy sagte, du brauchst Hilfe? Was können wir für dich tun?«
Abschätzend sieht Amanda mich an, bevor sie antwortet.
»Lucy hat mir erzählt, was du für sie in Sachen ihres künftigen Ex-Mannes getan hast, und angedeutet, dass du eventuell in der Lage bist, auch mir zu helfen. Ich brauche dich, um jeman den für mich zu beschatten... Himmel, das hört sich vielleicht lächerlich an, was?« Sie verdreht die Augen und seufzt tief.
»Und?«, ermutigt Nicky sie.
»Er heißt Eddie... Eddie Farrar.«
Sie zieht einen Briefumschlag aus der Tasche und verteilt die darin enthaltenen Fotos auf Nickys Couchtisch.
»Ihm gehören zwei Clubs – einer ist in Soho, das ›Black Betty’s‹. Ich weiß nicht, ob ihr es kennt?«
Nicky nickt. »War schon ein paar Mal da, aber so lange gibt es das noch nicht, oder?«
»Früher gehörte es Knight. Eddie hat es vor sechs Monaten gekauft. Im Moment ist es geschlossen, weil er es komplett renovieren lässt, aber in ein paar Wochen soll er wieder öffnen.«
Ich ziehe das Foto eines Mannes, der an einer Theke lehnt, zu mir herüber. Der Eindruck eines Doppelgängers von Peter Stringfellow wird von mehreren anderen Bildern verdrängt, die einen ziemlich
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