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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aber diese als erste. Wem kann sie schaden? Was tut es den Indianern, wenn ein Gleis durch die Prärie läuft und die Züge hindurchbrausen? Der Zug kann nicht nach rechts und nicht nach links laufen, er muß auf seinem Gleiswege bleiben. Das ist klar und einfach. Es wird wenige Stationen geben. Zu diesen Stationen können die Indianer kommen, Felle und Häute anbieten und dafür eintauschen, was sie brauchen. Sie werden auf diese Weise besser und regelmäßiger versorgt werden als durch solche Händler wie Ben.«
    »Aber die Bahn stört die Büffelwege.«
    »Die Büffelherden werden sich daran gewöhnen. Auch die Indianer werden sich daran gewöhnen, und wie lange wird es dauern, dann benutzen sie selbst die Bahn!«
    »Vielleicht hast du recht, Joe.«
    »Natürlich habe ich recht. Was hier störend wirkt, ist nur die entsetzliche Unwissenheit deiner Landsleute, Top, und die bestialische Feindseligkeit eurer Zaubermänner. Ich bitte dich! Das Wasser vergiften! Ist das die Kampfesweise von Männern? Führen die Indianer auf solche Weise untereinander Krieg?«
    »Nein.«
    »Also! Gegen solche Praktiken müssen alle zusammenhalten, die noch Anstand und Vernunft besitzen. Ich bin froh, daß ich dich hier getroffen habe.«
    »Warum?«
    »Weil ich wieder zur Vermessung gehe. Wir waren auf der richtigen Route! Diese und keine andere führt zum Ziel! Der Paß ist für unsere Zwecke gangbar. Es ist ein großes, ein gigantisches, ein unsterbliches Werk, das allen Menschen dienen wird, weißen und roten. Du hast uns gerettet, Top, als wir verloren schienen. Bleib unser Bruder und werde unser Pfadfinder und Beschützer! Du bist ein ganz anderer Kerl als diese Sorte von Bloody-Bill und Charlemagne, diese Messerstecher und Prahlhänse. Du bist auch keine Heulliese wie Tom. Auf dich können wir uns verlassen! Top?«
    »Ich suche Tashunka-witko.«
    »Wo willst du ihn sicherer treffen als da, wo er den Bahnbau zu stören gedenkt?«
    Mattotaupas Augen blitzten auf.
    »Wenn er erfährt, daß du uns beschützt, wird er kommen, um dich zu töten. Dann hast du ihn in Reichweite.«
    Der Indianer sah stumm vor sich hin.
    »Ich dränge dich nicht, Top. Jeder Mann hat seine eigenen Angelegenheiten zu besorgen. Aber überlege dir alles, was ich dir gesagt habe, reiflich.«
    »Hau.« Mattotaupas Stimme klang dunkel, ruhig. »Morgen antworte ich dir, Joe.«
    »Ich warte darauf. Vergiß nicht, daß es Hawandschita, dein Feind, im Bunde mit Tashunka-witko, deinem Beleidiger, gewesen ist, der meine Gefährten heimtückisch vergiftet hat.«
    Mattotaupa bemerkte dazu nichts mehr. Er stand auf und ging. Harka schloß sich ihm stillschweigend an.
    Joe schaute hinter den beiden her und bestellte sich dann bei Ben Branntwein. Auf diese Bestellung hatte der Wirt schon lange ungeduldig gewartet. Am Tauschhandel und am Branntwein verdiente er am meisten.
    Henry blickte ebenso wie Joe den beiden Indianern nach, die langsam in die Wiesen hinausgingen. Der Frühlingshimmel wölbte sich hell über dem Land. Die beiden Indianer trugen keine Röcke mehr. Ihre hellbraune Haut, ihr schwarzes Haar, ihre großen, schlanken Gestalten, die Ruhe und Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen wiesen sie als Söhne der Prärie aus, die mit jedem Schritt über den ihnen eigenen Boden gingen.
    Henry verfolgte sie, durch die Türöffnung hindurch, mit den Augen, bis sie zwischen den sandigen Anhöhen verschwanden. »Merkwürdige Menschen«, sagte er dann, halb zu sich selbst, halb zu Joe. »Aufrichtig und heimtückisch, tapfer und hinterlistig, begreiflich und unbegreiflich. Was wird Top bis morgen ausbrüten?«
    »Ein Ja.«
    »Sollte mich wundern. Er stammt von den Leuten, mit denen wir im Kampf liegen werden.«
    »Nichts ist so unversöhnlich wie Bruderhaß.«
    »Traust du auch dem Jungen?«
    »Ich vertraue dem Vater, dem er gehorchen wird.« Joe schüttete einen Becher Brandy hinunter. Heute konnte er den Fusel vertragen, ohne unter die Bank zu sinken.
    Die Beilhiebe Jims verstummten. Gleich darauf kam er in das Haus und setzte sich zu Joe und Henry. Der Becher stand schon für ihn bereit, ehe er sich ganz auf der Wandbank niedergelassen hatte. Jenny hatte ihn hingestellt. Jim dankte mit einem Blick, in der festen Absicht, keinen Cent zu zahlen.
    »Wieder auf den Beinen?« begann er das Gespräch mit Joe.
    »Wie du siehst.«
    »Weiter vermessen?«
    »Ja.«
    »Scout erwünscht?«
    »Gentleman, ja.«
    »Das heißt ohne Bezahlung?«
    »So etwa.«
    »Irrsinn. Gibt’s nicht.«
    »Doch.

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