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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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sie ihn. War lange an der kanadischen Grenze, dann ging er mal hinunter nach Süden zum Bahnbau. Aber da geht es ihm zu kunterbunt zu, sagt er. Wie er mir jetzt alle seine Abenteuer erzählt, fällt auch der Name Top oder Mattotaupa. War mir gleich klar, daß das dein Vater sein muß.«
    »Wie lange bleibt dieser Jäger hier bei dir?«
    »Morgen sicher noch.«
    »So werde ich morgen versuchen, mit ihm zu sprechen.«
    »Du bist aber ein ruhiges Gemüt! Willst du die Nachrichten über deinen Vater nicht gleich einholen? Komm doch mit mir ins Blockhaus, ich mache euch bekannt. Jetzt ist Abend, und ich habe Zeit. Morgen gibt’s für mich schon wieder anderes zu tun.«
    »Ich werde unseren Anführer Kluge Schlange fragen.«
    »Gut erzogen seid ihr, ihr jungen Indsmen.«
    Harka erklärte Kluge Schlange die Lage. Darauf entschied der Krieger, daß er mit dem Jungen zusammen in das Blockhaus gehen wollte, um mit dem fremden Mann zu sprechen. Abraham schien damit nicht ganz einverstanden zu sein, widersprach aber auch nicht, und so begleiteten die beiden den Wirt zur Station und traten mit ihm in das Haus ein, in dem sich die Gaststube befand.
    In dem sauber gehaltenen Raum waren nur wenige Tische besetzt.
    Abraham steuerte einen Wandtisch an, an dem nur ein einziger Gast saß, ein langgewachsener Mann von vielleicht dreißig Jahren, der nicht nur durch seinen Knebelbart auffiel. Auch seine Kleidung, aus feinem Leder, mit vielen Fransen, war qualitativ besser, zugleich noch bunter, als man sie gewöhnlich bei Cowboys und Jägern fand. Er hatte einen leeren Becher vor sich stehen.
    Seine Wangen waren gerötet. »Abraham!« rief er. »Wen bringst du mir da? Doch nicht etwa wirklich und wahrhaftig den Sohn meines Retters, den Sohn Mattotaupas?«
    »Ebenden bringe ich an deinen Tisch, Charlemagne!«
    Abraham stellte auch noch Kluge Schlange vor, und die drei nahmen an dem Tisch bei Charlemagne Platz.
    »Nun frage nur, was du wissen willst«, ermunterte Old Abraham Harka. »Charlemagne wird dir gern Auskunft geben.«
    Harka überlegte. Er war überrascht, er war fast überwältigt von der Leichtigkeit, mit der er hier etwas von seinem Vater erfahren konnte. Er hatte geglaubt, Nachrichten suchen zu müssen, aber sie kamen ohne sein Zutun auf ihn zu. Das war merkwürdig. Aber auf der anderen Seite schien das, was er erfahren sollte, keine gute Nachricht zu sein. Der junge Bursche machte sich auf vieles gefaßt und blieb sehr ernst und zurückhaltend.
    »Warum nennt Charlemagne meinen Vater seinen Retter?« fragte er zuerst.
    »Hoho, es war eine verzweifelte, verteufelte und schauderhafte Situation, in der dein Vater uns in der Prärie gefunden hat! Ich und die anderen hatten bei der Bahnvermessungsgruppe gearbeitet, die am weitesten vorgedrungen war, zwischen Nord- und Südplatte. Jeden Tag haben uns die vermaledeiten Kerle von der Bärenbande und Tashunka-witko eine andere Überraschung bereitet, mal einen abgeschossen, mal einen Posten einfach weggeholt, mal dem Ingenieur den Hut vom Kopf geschossen, und schließlich haben sie uns allesamt vergiftet, bis auf vier Figuren, die übrigblieben. Ich hatte die Ehre, zu dem Restbestand zu gehören. Uns vier haben sie entwaffnet, ausgezogen bis auf die nackte Haut und so in die Prärie gejagt. Das war ein Vergnügen! Kein Wasser bei der Hitze, nichts zu essen, und verlaufen haben wir uns auch noch. Unser letztes Stündlein hätte geschlagen, wenn uns Mattotaupa nicht noch aufgespürt und zur Station des zahnlosen Ben gebracht hätte. Ein herrlicher Krieger, dein Vater. Auf den kannst du stolz sein, Junge!«
    »Woher weißt du, daß ich sein Sohn bin?«
    »Von wem? Old Abraham hat es mir erzählt.«
    »Wann hast du dich von meinem Vater getrennt?«
    »Vor ein paar Wochen. Er ging einen Tag früher von der Handelsstation weg, mit Red Jim zusammen nach den Black Hills. Dorthin soll sich wohl Tashunka-witko gewandt haben, nachdem unsere Vermessungsexpedition erledigt war.«
    Harka fühlte, wie sein Herz hinter den Rippen klopfte. »Warum«, fragte er jetzt Old Abraham, und ganz konnte er seine Erregung dabei nicht mehr verbergen, »warum nimmst du an, daß mein Vater nicht mehr hierher zurückkehrt?«
    Abraham trommelte auf die Tischplatte und zögerte, als ob es ihm nicht leicht werde, die Antwort zu geben. »Warum? Ja, meine Junge, dein Vater hat so etwas gesagt, ehe er mit Fred ­ oder Jim ­ oder wie er sich sonst noch nennen mag ­ von hier fortging.«
    »Hat mein Vater Mattotaupa einen

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