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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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nicht.«
    »Bleib doch lieber hier und hilf uns hüten!«
    »Ich bleibe nicht, hau.« Als Harka das entschieden und unwiderruflich sagte, dachte er dabei an die Worte Adamsons: Er wird weiterreiten wollen!
    »Wenn er zu seinem Vater will, hat er recht«, sagte Adamson. »Wir sind hier auch Manns genug. Im Frühjahr kommt noch mein eigener Junge mit der Großmutter. Dann kann die Frau mehr für das Vieh da sein.«
    »Adamson, du bist ein Geizkragen«, seufzte Thomas. Er wischte sich etwas aus den Augen.
    Harka hatte fertig gegessen und stand auf.
    »Ich gehe noch ein Stück mit dir, Harry«, rief Thomas. »Warte nur einen Augenblick.« Der Bärtige lief in die hintere Kammer und kam nach einiger Zeit mit einem großen, in eine Decke gewickelten Bündel zurück.
    »So, jetzt komm.«
    Harka verabschiedete sich schweigend und stolz von Adamson. Die Frau wischte sich die Hände an der Schürze ab und kam herbei. »Ich schaue draußen noch nach den Hunden«, sagte sie zu ihrem Mann auf dem Krankenlager. »Bin bald wieder da.«
    Die drei gingen durch die offene Tür ins Freie. Harka wollte sich gleich sein Pferd nehmen, aber Thomas drängte ihn davon ab. »Will dir erst noch was zeigen, Junge! Wir gehen zur Schafhürde, zum Theo.«
    Zu Fuß war der Weg dorthin ziemlich weit.
    Theo, der die drei kommen sah, ritt ihnen ein Stück entgegen, und als man sich traf, ließen sich die Zwillinge nieder. Da sich die Frau dazu setzte, setzte sich schließlich auch Harka.
    Thomas fing an, sein Bündel aufzuknoten. »Da, Harry, schau dir diese Biberfelle an! Was hältst du davon?«
    Harka besah und befühlte sie. »Sie sind gut.«
    »Das will ich meinen! Viel zu gut für Old Abraham. Deshalb hat er sie auch nicht bekommen. Ergeben einen Winterrock, nicht ganz so dick wie ein Büffelfellrock, aber weich und warm! Was denkst du darüber?«
    »Brauchbar.«
    »Die Felle sind schon für mich zugeschnitten, aber ich hab’ noch mehr von dem Zeug, genug von dem Zeug. Näh dem Jungen einen Rock daraus zusammen, Frau! Da ­ ich hab’ alles mitgebracht. Wenn du nicht mit uns gekommen wärst, Frau, ich hätt’ dem Jungen den Rock selber genäht.«
    »Dann hilf mir jetzt, Thomas, damit es schnell geht. Ich muß wieder ins Haus.«
    »Ja, ja! Der Mann ist streng. Nimm’s ihm nicht krumm, Harry. Adamson ist ein Geizkragen geworden, weil er in der Heimat seinen Grund und Boden verloren hat ­ konnte die Zinsen für den Kredit nicht mehr aufbringen. Jetzt hat er um sein Hab und Gut mehr Angst als um sein Leben. Aber ich komme schon mit ihm zurecht. Er will eben reich werden, ein reicher Bauer werden. Etwas zu geizig fängt er das an. Nun, laß ihn, besser als die Pelzkompanie ist er immer noch.«
    Thomas und die Frau arbeiteten mit geschickten Händen. Schließlich wurde der Biberpelzrock für Harka fertig. Die Fellseite war nach innen gekehrt; so pflegten die Indianer sich im Winter zu kleiden.
    »Ah!« Thomas betrachtete das gemeinsame Werk zufrieden. »Und da hast du noch zwei Felle, die nimmst du dir mit und bindest sie dir um die Füße, wenn’s zu kalt wird.«
    »Hau.«
    »Hier den Proviant, vergiß das nicht! Dein Vater soll nicht sagen, wir hätten dich Hunger leiden lassen.«
    Man erhob sich. Harka sah die bärtigen Zwillinge und die Frau dankbar an, machte dann rasch kehrt und lief zu seinem Pferd. Den Biberpelzrock zog er gleich an, den Sommerrock und die beiden losen Biberfelle schnallte er dem Mustang mit der Büffelhautdecke zusammen um. Sie war jetzt endlich wieder ganz trocken, auch durch die Nässe nicht hart geworden, denn sie war sehr sorgfältig gegerbt. Harka sprang auf, stieß einen hellen Ruf aus und galoppierte südwärts.
    Die Frau ging ins Haus. Obgleich sie lange ausgeblieben war, sagte Adamson nichts, und erst nach einiger Zeit, als sie seine Wunde neu verband, bemerkte er nebenbei: »Der Junge hat mir auch gefallen, aber es hat keinen Zweck, Indianer als Knechte anzunehmen. Sind unstet wie Zigeuner und haben immer ihren eigenen Kopf.«
    Die Frau antwortete nichts.
    Thomas und Theo hatten Harka draußen in der Prärie nachgeschaut, bis er ihrem Gesichtskreis entschwunden war.
    »Was da los ist, das möchte ich wissen«, dachte Theo laut nach, als er sich mit Thomas zusammen wieder an die Arbeit machte. »Erst wollte der Vater mit uns kommen, dann kam er nicht mit uns, und nun macht sich der Junge allein auf die Suche nach ihm. Armer Teufel.«
    »Armer Teufel.«
    Damit war das Thema abgeschlossen.
    Der Bluthund, den Harka

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