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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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des hiervon doch weit getrennten Vaters hineinglitt. Mattotaupa war nach seinen Erfahrungen mit Harka sehr dazu geneigt, einen Dreizehnjährigen schon wie einen Erwachsenen zu behandeln, obgleich es ihn auch freute, daß in Harka durch die Gemeinschaft mit Stark wie ein Hirsch wieder mehr von kindlichem Übermut und unbeschwertem Tatendrang aufgelebt war.
    »Kommt!« rief er den beiden Jungen zu. »Jetzt gehen wir zusammen auf Kundschaft!«
    Vor dem Zelt hatte sich schon Kluge Schlange eingefunden. Der Krieger war offensichtlich erstaunt, daß die Jungen mitkommen sollten, sagte aber kein Wort über Mattotaupas Entscheidung, und so machten sich die vier zu Pferd auf den Weg. Sie brauchten nicht den Bogen zu schlagen, mit dem Brennendes Wasser und seine Krieger zunächst heimlich und in langsamem Tempo zwischen die Assiniboine und die von Südosten heranziehenden Büffel gelangt waren, sondern konnten sich gleich nach Südosten wenden. Die Büffelherden pflegten altgewohnte Büffelpfade durch Prärien, über Pässe zu benutzen, wenn sie nicht durch besondere Ereignisse davon abgedrängt wurden, und so führte Kluge Schlange die kleine Schar jetzt südöstlich direkt auf den ihm bekannten Büffelweg zu. Mittag war vorbei. Die Sonne schien noch angenehm warm. Der Blick schweifte frei über die grasige Ebene, die sich bis zum Horizont dehnte. Die Reiter waren schon über drei Stunden unterwegs, als sie endlich in der Ferne eine mächtige Staubwolke entdeckten, die sich weithin über die Prärie zog. Kein Zweifel, dort waren Büffel zu Hunderten auf ihrem sandigen Pfade galoppiert. Kluge Schlange begann das Büffellied zu singen, und Harka horchte auf.
     
    »Meine Augen sehen gelbe Büffel,
    und ich rieche Staub, den rote Nüstern
    blasen auf vom Sandpfad unserer Steppe.
    Guter Bogen, spanne deine Sehne!
    Guter Pfeil, versage nicht im Schusse!«
     
    Der regelmäßige Galopp der Pferde gab den Rhythmus des Jägerliedes. Die Staubwolke im Südosten wurde vom Winde durchblasen und dehnte sich. Staubstreifen entstanden und zogen sich über die Steppe, und schon roch Harka den Staub, so wie es in dem Liede hieß. Der dichteste Teil der Staubwolken war der südliche. In dieser Richtung mußte die Herde galoppieren, und wahrscheinlich waren die Jäger mitten zwischen den fliehenden Büffeln.
    Kluge Schlange wollte in schräger Linie zur Spitze der Staubwolke steuern, aber Mattotaupa rief ihm etwas zu. Kluge Schlange ließ daraufhin seinen Mustang in Schritt fallen, und nach einem kurzen Hin und Her der Beratung drang Mattotaupa mit seinem Vorschlag durch. Er wollte mit den Knaben vom nördlichen Ende der Staubwolke her auf den Büffelpfad und den Fluchtweg der Herde einreiten und die Jungen bei den Nachzüglern der Herde, die es immer gab, die sachgerechte Büffeljagd lehren. Kluge Schlange überwand die eigene leidenschaftliche Jagdgier und war bereit mitzuwirken. So kam es, daß die kleine Gruppe sich mehr östlich wandte und den breiten sandigen Büffelweg bei den letzten nachwehenden Sandschleiern erreichte. Hier bogen die beiden Krieger mit den Knaben auf die Fluchtroute der Büffel ein. Der Boden war von Aberhunderten von Hufen der schweren, wild dahinstürmenden Tiere aufgewühlt, und deutlich drang das dumpfe Donnern der fliehenden Herde aus dem Süden bis zu den Ohren der Reiter. Die vier ritten alle sogenannte Büffelpferde, die auf die Büffeljagd abgerichtet waren, und obgleich noch keiner aus der kleinen Schar den Büffeljagdruf ausgestoßen hatte, gerieten die Mustangs in Aufregung und begannen in gestreckten Galopp überzugehen, mit dem allein ein Pferd der Schnelligkeit eines Büffels einigermaßen gleichkommen konnte.
    Die Jungen bemühten sich, ruhig zu bleiben. Sie fühlten sich bei Mattotaupa und Kluge Schlange in guter Obhut, und sie wußten, daß es vor allem darauf ankam, einen Büffel genau ins Auge zu fassen, ehe man ihn erreicht hatte, und im dichten Vorbeireiten den Pfeil abzuschnellen, der ins Herz traf und tödlich wirkte.
    Der Staub, durch den die vier Reiter galoppierten, wurde dichter, doch erlaubte er noch die Orientierung. Mattotaupa und Kluge Schlange stießen gleichzeitig einen hellen Ruf aus, der die Mustangs anfeuern und die Knaben aufmerksam machen sollte. Mattotaupa und Kluge Schlange trennten sich; Harka hielt sich bei seinem Vater, Stark wie ein Hirsch bei Kluge Schlange. Rasch hatte man sich im Staub gegenseitig aus den Augen verloren.
    »Halte dich hinter mir und schieße!« rief

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