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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Mattotaupa seinem Sohn zu. In fünfzig Meter Entfernung war ein gestellter Büffelschwanz zu erkennen; das Tier galoppierte. Warum es hinter der Herde zurückgeblieben war, ließ sich jetzt nicht sagen. Mattotaupa gab seinem Mustang Freiheit, die volle Schnelligkeit zu entwickeln. Das abgerichtete Tier nahm von selbst den richtigen Weg, nahe an der Büffelkuh vorbei, und Mattotaupa deutete im Reiten mit Pfeil und Bogen an, in welchem Augenblick er den Schuß hätte abgeben müssen. Harka folgte dem Vater auf seinem Grauschimmel, kaum drei Pferdelängen zurück. Er hatte den Zügel fahren lassen, hielt Pfeil und Bogen bereit, und er blieb so ruhig und überlegt, als ob es um ein Wettschießen ginge. Als der Grauschimmel von einem leichten Druck des Schenkels in der richtigen Bahn mehr bestärkt als geleitet, an den Büffel seitlich herangaloppierte, schoß Harka den Pfeil mit aller Kraft ab. Das Geschoß drang der Büffelkuh hinter dem Blatt ins Herz; sie stockte im Lauf und stürzte.
    Harka schrie auf vor Freude. Er hatte seinen ersten Büffel erlegt! Sofort wandte Mattotaupa den Mustang. Harka bremste mit viel Mühe sein dahingaloppierendes Pferd und leitete es auch zur Beute zurück.
    Was im Grase lag, war ein ganz junges, noch nicht trächtiges Tier. Das gab einen zarten Braten. Mattotaupa lächelte Harka an, empfahl ihm, es bei dieser Beute zu belassen und sie selbst zu bewachen. Er, Mattotaupa, wolle weiterreiten und versuchen, sich an der großen Jagd der Siksikau, die weit im Süden noch im Gange war, zu beteiligen. Harka war es zufrieden. Er fesselte seinem Mustang die Vorderbeine, womit dieser durchaus nicht einverstanden war; jedoch mußte er sich mit der Maßnahme seines jungen Herrn abfinden. Harka beschaute sich dann seine Beute von allen Seiten. Ein neues Büffelfell, Hornlöffel, Bogensehnen, Darmschnüre, frisches Fleisch, Trockenfleisch, alles war aus diesem großen Tier zu machen. Heute am Abend wollte Harka frisches Büffelhirn speisen; das hatte er schon lange nicht mehr gegessen. Er hatte unter den denkbar günstigsten Umständen einen Büffel mit einem einzigen Pfeil erlegt. Im vergangenen Jahr hatte er unter schwierigen Umständen einen Büffel mit einem Dutzend Pfeile gespickt, ohne ihn zu töten. Das nächste Mal würde er schon in der wilden Jagd mitreiten und trotzdem treffen.
    Das nahm er sich vor und setzte sich auf den Widerrist des erlegten Tieres, um sich selbst seinen Sieg ganz fühlbar zu machen und die verdiente Ruhe zu genießen. Er lauschte dabei darauf, was um ihn herum vorging. Stark wie ein Hirsch mußte unter der Anleitung von Kluge Schlange inzwischen auch etwas unternommen haben. Auf einmal hörte Harka Getrappel und lautes Lachen. Merkwürdiges Getrappel war das! Bockte ein Pferd? Die Geräusche kamen näher, und bald sah Harka seinen Freund Stark wie ein Hirsch, der im Schritt herbeiritt und am Lasso ein lebendes Büffelkalb wie an der Leine führte. Das Kalb war schon kräftig, schlug aus, wollte stoßen und machte überhaupt die tollsten Kapriolen, worüber sich Stark wie ein Hirsch vor Lachen ausschütten wollte.
    »Versuch doch einmal, es zu reiten!« rief er Harka zu.
    »Aber nein!« erwiderte Harka, auf seinem Büffel thronend. »Du hast das Vorrecht, Büffelkalbfänger!«
    »Büffeltöter, Büffeltöter bin ich!« gab Stark wie ein Hirsch stolz zurück. »Mit fünf Pfeilen habe ich eine alte Kuh erlegt. Sie ist zäh wie Leder und war ein ganz gerissenes, listiges Vieh. Willst du sie sehen?«
    »Ja!«
    Stark wie ein Hirsch wollte mit seinem Mustang umdrehen, aber da machte das Kalb nicht mehr mit, und bei Gefahr des Todes in der Lassoschlinge zerrte es wütend nach Süden der Herde nach und blökte, soweit ihm die Luft dazu blieb.
    »Laß es los«, sagte Harka, »ich werde es reiten. In der Schlinge bringst du es doch nicht bis zu den Zelten, oder du brauchst einen ganzen Mond dazu.«
    »So komm!«
    Harka half dem Gefährten zunächst, den Schecken festzumachen, den dieser ritt. »Wo ist Kluge Schlange?« fragte er dabei.
    »Kluge Schlange? ­ noch immer hinter den Büffeln her.«
    »Wie mein Vater.«
    Das Pferd war gefesselt. Stark wie ein Hirsch konnte abspringen. Er stemmte die Füße fest ein, um das Kalb zu halten. Leicht war das nicht. Es war ein Stierkalb, voll Wut und überraschender Einfälle. Harka packte es am Hals, um die Lassoschlinge lose zu machen und sie abzunehmen. Aber er allein war dem Tier nicht gewachsen. Der Gefährte mußte ihm helfen. Mit

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