Die Höhle in den Schwarzen Bergen
schnell erlegt hatte. Gehorsam hielten sie Wache!
Drei Stunden später kam die glückliche Jägerschar in aufdonnerndem Galopp zurück. Mit immer wiederholten Rufen priesen die Reiter schon ihren Jagderfolg, den sie dank Mattotaupas List ungestört hatten erringen können. Die Jungen schlossen sich der großen Schar an.
In der Nacht wurden die Zelte erreicht. Jubel herrschte auch bei den Alten, bei den Frauen und Kindern. Für lange Zeit war man gut versorgt.
Als der Morgen anbrach, zogen die Frauen und Mädchen zu Pferd zum Jagdgebiet, um die Beute zu bergen, die bis dahin von einigen Kriegern gegen die Angriffe der Wölfe bewacht wurde. Die Hundemeute beim Dorf jaulte voll erwartungsvoller Freude, denn alle die Hunde, große und kleine, schwarze, weiße, gefleckte, wußten, daß es jetzt auch für sie genug zu fressen geben würde.
Harka saß bei dem Vater im Zelt. Er hatte ihm aufrichtig erzählt, was alles geschehen war, und Mattotaupa hatte aufmerksam zugehört.
»Es ist wahr«, sagte der Vater schließlich, »ihr müßt eure Knabenstreiche und die Jagden und den Kampf der Männer nicht durcheinanderbringen. Ihr werdet künftig beherrscht und kaltblütig handeln müssen, wenn euch Krieger zu Jagd und Kampf mitnehmen. Hast du noch eine Frage?«
»Ja, Vater, zwei Fragen. Wieviel Büffel konntest du erlegen?«
»Sechs. Daran haben wir mehr als genug, und wir können künftig auch in unserem Zelt Gäste bewirten. Hau!«
»Wann reiten wir aus, um meine Schwester Uinonah in unser Zelt zu holen?«
»Wir warten nicht mehr lange. Ich werde das mit Häuptling Brennendes Wasser besprechen.«
Sitopanaki
Es war einige Zeit vergangen; ein Sonnentag war angebrochen. Das Mädchen »Deren Füße singen, wenn sie geht« stand mit ihren gleichaltrigen Gefährtinnen zusammen beim Zeltdorf, jenseits des Baches am Ufer, und schaute den Reiterspielen der Knaben zu. Auch die Mädchen waren ganz in Leder gekleidet. Sie trugen hirschlederne Mokassins mit weichen Sohlen, lange Hosen und ein knielanges Kleid, dessen Saum und halblange Ärmel in Fransen ausliefen. Die Kleider wurden aus zwei großen Lederteilen gefertigt, die durch ein Schulterstück verbunden waren und den Hals durch einen runden Ausschnitt freiließen. Am Gürtel hingen eine Tasche und das Messer in der Scheide. Die langen schwarzen Haare hatte Sitopanaki in zwei Zöpfe geflochten. Sie trug heute ein einfaches Kleid mit wenig Stickerei. Ihr prächtig gesticktes Kleid wollte sie anlegen, wenn nach den großen Jagden im Herbst die letzten milden Tage kamen und die Männer und Frauen vor dem Eintritt des harten Winters ihre großen Feste feierten. Bis dahin aber war noch lange Zeit. Jetzt eben war der Winter überstanden, und niemand dachte gern an die Kälte, an Eis und Schnee. Alle freuten sich, daß die Sonne alle Tage wärmer schien, das Gras höher schoß, die Rippen der abgemagerten Pferde sich wieder mit Fleisch bedeckten und die erste Büffeljagd schon reiche Vorräte für die Zelte geliefert hatte. Für die Hände der Frauen und Töchter hatte es in den letzten Tagen viel Arbeit gegeben. Häute abschaben, das Fleisch von den Knochen abnehmen, die Fleischvorräte trocknen oder in die kalte Erde eingraben, Därme reinigen und trocknen. Seit dem vierten Lebensjahr half Sitopanaki ebenso wie alle ihre Gespielinnen schon im Zelte mit. Mit vier Jahren lernten die Knaben reiten und die Waffen gebrauchen; die Mädchen lernten ebenfalls reiten und machten sich mit den ihnen zukommenden Arbeiten vertraut. Sie lernten bei ihren Müttern nicht nur große Jagdbeute bearbeiten, gerben, Tontöpfe formen, bemalen und brennen, feines Flechtwerk herstellen, Kleider und Schuhe zuschneiden, nähen und besticken, Zelte auf- und abschlagen; sie mußten auch wissen, wo sie eßbare Beeren und Wurzeln finden konnten und wie man ein Hamsterloch entdeckte und es ausnahm, ohne daß der Hamster einem in die Finger biß. Eine Tochter und Schwester mußte einfache Verbände über Wunden legen können, Heilkräuter kennen und ein Schwitzbad mit heiß gemachten Steinen zuzubereiten wissen. Auch sie konnte sich in Wald und Prärie zurechtfinden und würde sich nicht so leicht verirren, selbst wenn sie ganz auf sich allein gestellt war. Wenn ein junger Krieger ein Mädchen zur Frau nehmen wollte, mußte er dem Vater reiche Geschenke dafür geben. Sie war eine wertvolle Arbeitskraft. Allerdings durften die Frauen der Jägervölker im Zelte nicht mit den Männern zusammen
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